Junge Frauen*: Es kommt eine starke, politisch aktive Generation

Bern, 07.04.2022 - Mit zwei neuen Publikationen rückt die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF junge Frauen* in den Fokus. In der aktuellen Nummer der Zeitschrift «Frauenfragen» sagen Aktivistinnen, warum ihnen Feminismus, Klima, Gewaltbekämpfung, Black Lives Matter, sexuelle Gesundheit, Queer Rights oder Care Arbeit wichtig sind. Zusätzlich liefert eine breite Literaturstudie Daten und Fakten zur Situation junger Frauen in der Schweiz.

Junge Frauen prägen die aktuellen sozialen Bewegungen. Sie erheben ihre Stimmen, organisieren grosse Demonstrationen und stellen Forderungen, sei es in der Klimabewegung, bei Black Lives Matter oder beim feministischen Streik. Dennoch sind sie in der institutionalisierten Politik nach wie vor wenig vertreten und ihre Empfehlungen fliessen im Bundeshaus bei politischen Entscheidungen sehr selten ein. Dies war für die EKF Anlass, in der aktuellen Ausgabe von «Frauenfragen» der jungen Generation das Wort zu geben und sie nach ihren Vorstellungen für eine geschlechtergerechte Zukunft zu fragen. Ein gutes Dutzend Aktivistinnen aus drei Landesteilen geben Auskunft. Zwei junge Illustratorinnen öffnen mit Power und Witz neue Perspektiven. Ein besonderes Lesevergnügen ist das Generationengespräch zwischen der Journalistin Nina Kunz und der Historikerin Elisabeth Joris.

Kollektives Handeln mit globalem Blick
Auch wenn sie sich in unterschiedlichen Bereichen engagieren, haben die porträtierten Aktivistinnen viel gemeinsam. Sie sind sich einig, dass die fixe Kategorie Geschlecht in Auflösung begriffen ist. «Sexualität ist etwas vom Politischsten überhaupt», meint beispielweise Noemi Grütter von Sexuelle Gesundheit Schweiz und betont die Dringlichkeit, LGBTQI*-Rechte einzufordern. Ebenso selbstverständlich denken die Aktivistinnen intersektional. Ève Marie Perrin, Fotografin und DJ, drückt es so aus: «Ich suchte nicht nur nach Antworten, weil ich queer bin, sondern auch, weil ich schwarz und queer bin.» Geschärft ist zudem die Sensitivität gegenüber der globalen Vernetzung: So wird in der Klimabewegung die Geschlechterfrage mitgedacht und umgekehrt. Es geht um einen umfassenden kulturellen Wandel, bei dem das kollektive Handeln hervorsticht, welches oft ausserhalb traditioneller Partei- und Verbandsstrukturen stattfindet.

Was sagt die Wissenschaft? 
Neben den persönlichen Porträts und Interviews veranlasste die EKF eine Literaturstudie zur Situation junger Frauen in der Schweiz. Die Sozialwissenschaftlerin Christina Bornatici fasste über 180 aktuelle Publikationen zu einem facettenreichen Überblick zusammen. Im Zentrum stehen die Themen Bildung und Beschäftigung, Familien- und Privatleben sowie Werte und Engagement. Es ergibt sich ein differenziertes Bild: Junge Frauen erzielen heute gleich hohe oder höhere Bildungsabschlüsse als junge Männer, sie sind selbständig und aktiv und haben gegenüber früheren Generationen in vielen Bereichen aufgeholt. Gleichzeitig treffen sie auf zahlreiche altbekannte Hürden, die einer egalitären Gesellschaft im Weg stehen. Löhne und Führungspositionen sind nach wie vor ungleich verteilt. Die Herausforderung, Beruf und Familie zu vereinbaren, wird einseitig in die Verantwortung der Frauen delegiert und sexualisierte Gewalt ist weit verbreitet. Es bleibt deshalb eine zentrale Aufgabe unserer Gesellschaft, die diskriminierenden Strukturen abzubauen - unter anderem mit einer Reorganisation des Berufsbildungssystems, der Anhebung der Löhne in feminisierten Berufen und der Revision des Sexualstrafrechts.

Zeitschrift «Frauenfragen»:
Ausgabe 2022 zum Schwerpunkt «Junge Frauen*». 118 S. Mit Interviews, Porträts und der Kurzfassung der Literaturstudie («Junge Frauen
in der Schweiz: Wo stehen sie heute?», S. 88-99). Verfügbar als Printversion und PDF: www.frauenkommission.ch

Literaturstudie:
Christina Bornatici: La Situation des jeunes femmes en Suisse. Revue de la littérature. (Version intégrale). Im Auftrag der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen EKF. Bern 2022. 105 S., ausschliesslich in französischer Sprache. Verfügbar als PDF: www.frauenkommission.ch

Vernissage:
Die Vernissage zum «Frauenfragen» 2022 «Junge Frauen*» findet am 27. April 2022, 18h30 in der Aula magna, Liceo cantonale di Lugano 2, 6942 Savosa statt (Veranstaltungssprache ist Italienisch). Informationen unter: www.generando.ch/giovani-donne. Anmeldung per Mail an: iscrizioni@generando.ch


Adresse für Rückfragen

Bettina Fredrich, Leiterin Sekretariat EKF
Tel.+41 58 483 99 40 / +41 79 283 48 74, bettina.fredrich@ebg.admin.ch

Christina Bornatici, Autorin der Studie
Tel. +41 21 692 38 90, christina.bornatici@fors.unil.ch

Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF
Schwarztorstrasse 51, 3003 Bern
Tel. +41 58 462 92 75, ekf@ebg.admin.ch



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