Das Institut für Geistiges Eigentum unterstützt Indigene finanziell, damit diese an einem WIPO-Seminar im Juni 2015 teilnehmen können

Bern, 15.06.2015 - Das Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum (IGE) finanziert Indigenen die Teilnahme an einem Seminar der Weltorganisation für Geistiges Eigentum (WIPO). Dieses Seminar dient der direkten Informations- und Wissensvermittlung zu den Themen Geistiges Eigentum, genetische Ressourcen, traditionelles Wissen und Folklore. Die Teilnahme am Seminar soll die Position indigener Gemeinschaften in diesem für sie wichtigen Thema stärken. Das IGE setzt damit sein langjähriges Engagement in diesem Bereich fort.

IGE leistet substantiellen Betrag an WIPO-Seminarteilnahme für Indigene

Mit einem Betrag von CHF 60'000 ermöglicht das IGE etwa fünfzehn Indigenen die Teilnahme an dem von der WIPO durchgeführten "Seminar on Intellectual Property and Genetic Resources, Traditional Knowledge and Traditional Cultural Expressions: The Regional and International Dimensions". Dieses findet vom 23. bis 25. Juni 2015 am Hauptsitz der WIPO in Genf statt und ist Teil einer Veranstaltungsserie zu diesen Themen.

Das IGE engagiert sich für die Informations- und Wissensvermittlung zugunsten von Indigenen

Indigene Gemeinschaften sollen ihre Interessen in den laufenden Verhandlungen in der WIPO künftig effektiver wahrnehmen können. Das Seminar befasst sich mit für sie zentralen juristischen und technischen Fragen auf der internationalen, nationalen und lokalen Ebene. Es bietet den Teilnehmenden die wertvolle Möglichkeit, sich Wissen über Geistiges Eigentum und dessen Zusammenspiel mit genetischen Ressourcen, traditionellem Wissen und Folklore anzueignen, Informationen auszutauschen sowie sich intensiv mit den sich stellenden politischen Fragen auseinanderzusetzen. Das IGE begrüsst und fördert diese Form des Wissenstransfers, indem es die Seminarteilnahme für Indigene finanziell unterstützt.

Das Engagement des IGE für Indigene hat Tradition

Die finanzielle Unterstützung des IGE unterstreicht die bisher durch die Schweiz wahrgenommene aktive Rolle in den Verhandlungen des WIPO IGC (Zwischenstaatliches Komitee für Geistiges Eigentum und genetische Ressourcen, traditionelles Wissen und Folklore). Das IGE leistete bereits in der Vergangenheit grössere Beträge an den freiwilligen Indigenen-Fonds, der Indigenen die Teilnahme an den für sie zentralen Verhandlungen ermöglicht. Das IGC ist beauftragt, Lösungen im Bereich des Geistigen Eigentums zum Schutz von genetischen Ressourcen, traditionellem Wissen und Folklore auszuarbeiten. Die Schweiz hat seit Beginn dieser Verhandlungen im IGC im Jahre 2000 engagiert teilgenommen. Unter anderem hatte das IGE die Vizepräsidentschaft des IGC inne und führte im Jahre 2008 eine Tagung mit Indigenen durch.

Begriffserklärungen:

Indigene Völker: Indigene bzw. indigene Völker stehen in einer historischen Kontinuität mit den Ureinwohnern eines bestimmten Landes oder Gebietes, bevor dieses von aussen her besiedelt bzw. erobert wurde. Weiter zeichnen sich Indigene dadurch aus, dass sie sich nicht der Kultur der dominanten Gesellschaft des Landes, in dem sie leben, zugehörig fühlen. Indigene bekunden zudem regelmässig den Willen, ihre ursprünglichen kulturellen Eigenheiten, Traditionen und Gebräuche sowie soziopolitischen Organisationsformen beizubehalten und zu bewahren. Auch nehmen indigene Völker häufig eine gesellschaftliche Randstellung innerhalb eines bestimmten Landes ein. Wichtig ist ferner der Umstand, dass sich eine indigene Einzelperson einem indigenen Volk zugehörig fühlt und als dessen Mitglied von der jeweiligen Gruppe akzeptiert wird.

Genetische Ressourcen: Genetische Ressourcen werden im Übereinkommen über die Biologische Vielfalt (CBD) definiert als "genetisches Material von tatsächlichem oder potentiellem Wert", das pflanzlichen, tierischen, mikrobiellen oder sonstigen Ursprungs ist und funktionale Erbeinheiten enthält. Darunter fallen Tiere, Pflanzen jeglicher Art wie Heilpflanzen, Kultur- und Nutzpflanzen sowie Bakterien und andere Organismen oder Teile davon. Genetische Ressourcen und der Zugang zu ihnen sind von zentraler Bedeutung, da sie z.B. Grundlage für neue Pflanzensorten und Tierrassen in der Landwirtschaft sind und daraus neue Wirkstoffe für Medikamente und Kosmetikprodukte gewonnen werden können.

Traditionelles Wissen: Für diesen Begriff besteht keine international anerkannte Definition. Allgemein wird darunter Wissen verstanden, welches innerhalb einer indigenen Gemeinschaft verwurzelt ist und durch deren Mitglieder im Alltag gelebt wird. Es wurde von dieser geschaffen, von Generation zu Generation überliefert sowie weiterentwickelt und steht oft in engem Zusammenhang mit der kulturellen und spirituellen Identität der jeweiligen indigenen Gemeinschaft. Unter traditionelles Wissen fallen Praktiken, Überlieferungen, Fertigkeiten und praktische Erfahrungen z.B. in den Bereichen Umwelt, Medizin, Landwirtschaft und genetische Ressourcen. Dementsprechend kann unter traditionellem Wissen, welches sich auf genetische Ressourcen bezieht, das Wissen über die bestimmten Eigenschaften einer genetischen Ressource verstanden werden. Beispiele von traditionellem Wissen sind u.a. das Wissen über die Heilwirkung bestimmter Pflanzen (Pflanzenheil­kunde), über den Ackerbau, über die Wanderrouten von Wildtieren und Vögeln sowie traditionelle Jagd- und Fischereitechniken.

 


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