«Delémont-Hollywood»: Ein Oscar für ein sozialkritisches Märchen?

Bern, 20.09.2012 - «Sister - L’enfant d’en haut» von Ursula Meier, produziert von Vega Films, Ruth Waldburger / Archipel 35, Denis Freyd, wird die Schweiz an den Oscars 2013 vertreten. Den Entscheid gab die Jury zum Abschluss der Woche des Schweizer Films «Delémont-Hollywood» in Delsberg bekannt. Damit meldet das Bundesamt für Kultur BAK den Film bei der «Academy of Motion Picture Arts and Sciences» für die Kategorie «Bester ausländischer Film» an. Die Wahl von «Sister - L’enfant d’en haut» ist mit einer finanziellen Unterstützung der Stadt Delsberg (10’000 Franken) verbunden. Dieser Betrag soll für die Promotion des Films im Hinblick auf die Oscarverleihung in Los Angeles eingesetzt werden.

«Sister - L’enfant d’en haut» erzählt die Geschichte des zwölfjährigen Simon und seiner Schwester, die alleine und ohne Eltern im Industriegebiet eines Schweizer Tals leben. Ihr einziges Einkommen gründet auf den Machenschaften von Simon, der in einem prunkvollen Skigebiet reichen Touristen Skier und Ausrüstung stiehlt, während Louise von einem Liebhaber zum nächsten wechselt. Bruder und Schwester verbindet eine vieldeutige Beziehung, die auf Konflikten, Versöhnungen und dem unstillbaren Bedürfnis nach Liebe und Nähe beruht. 

Ursula Meier filmt die in prekären Verhältnissen gefangenen und zukunftslosen Figuren realitätsnah, ohne ein moralisches Urteil zu fällen und ohne der Schwarzmalerei zu erliegen. Sie konstruiert ein Märchen, in dem die Zweiklassengesellschaft, die Spaltung der Familie, die tägliche Misere und die Isolation der am Rande der Gesellschaft Lebenden wirkungsvoll durch visuelle Metaphern beschrieben werden. «Sister - L’enfant d’en haut» ist ergreifend und lehrreich, schildert den brutalen Kontrast zwischen dem nebligen Tal unten und der sonnenverwöhnten Touristenhochburg oben. 

Das intelligente und originelle Drehbuch, die schnörkellose Regie und die zwei charismatischen jungen Schauspieler machen diesen Film zu einem Werk, das ein breites Publikum berührt. Die Jury entschied deshalb, dass dieser Film für die Schweiz ins Rennen um den Oscar® 2013 gehen wird.  

Die für die verschiedenen Kategorien nominierten Filme werden im Januar 2013 bekanntgegeben. Die nächste Oscarverleihung findet am 24. Februar 2013 im Kodak Theatre in Hollywood, Los Angeles, statt. 

Pierre Kohler, Stadtpräsident von Delsberg, betonte am Abschlussabend des Festivals, dass sich «Delémont-Hollywood» endgültig als eine Kulturveranstaltung etabliert habe, die für Delsberg und den Kanton Jura von grosser Bedeutung ist. Bereits an der Eröffnungsveranstaltung wies die jurassische Regierungsrätin Elisabeth Baume-Schneider, unter anderem für den Kulturbereich zuständig, auf den sehr grossen Erfolg hin. Dieser resultiere auch aus dem Einbezug der Schulen: Über 3000 Schülerinnen und Schüler aus dem Kanton Jura und dem Berner Jura konnten in allen Kinos der Region Filmvorführungen besuchen, die speziell für diesen Zweck veranstaltet wurden. 

Die Filme des Wettbewerbs weckten das Interesse von über 1500 Personen. Die Vorführungen in Delsberg fanden im Forum St-Georges und im Kino La Grange statt. 

Die Jurymitglieder 2012 sind: Elena Hazanov, Regisseurin und Präsidentin der Jury; Christian Frei, Regisseur; Francine Bücher, Swiss Films; Xavier Grin, Produzent; Elena Pedrazzoli, Produzentin.


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Susanne Goldschmid, stv. Leiterin Kommunikation, Bundesamt für Kultur, susanne.goldschmid@bak.admin.ch, +41 (0)31 322 79 85



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