Kosten und Nutzen von zweijährigen beruflichen Grundbildungen aus Sicht der Betriebe: erste wissenschaftliche Datenerhebung liegt vor

Bern, 21.06.2010 - Der produktive Nutzen von Lernenden einer zweijährigen beruflichen Grundbildung mit Eidgenössischem Berufsattest (EBA) übersteigt im Schnitt die Ausbildungskosten der Betriebe. Zwischen den untersuchten Berufen bestehen erhebliche Unterschiede im durchschnittlichen Kosten-Nutzen-Verhältnis. Grundsätzlich ist der Nettonutzen leicht tiefer als der für die drei- und vierjährigen beruflichen Grundbildungen mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) ermittelte Wert. Dies sind die Ergebnisse einer Studie, die das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB im Auftrag des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie BBT durchgeführt hat.

Anders als für die drei- und vierjährigen beruflichen Grundbildungen lagen zum Kosten-Nutzen-Verhältnis aus Sicht der Betriebe für die neuen zweijährigen beruflichen Grundbildungen bisher keine Zahlen vor. Die vorliegende Studie präsentiert erstmals wissenschaftlich fundierte Daten zu elf EBA-Berufen, die zwischen 2005 und 2007 eingeführt wurden. Die Analysen beruhen auf Angaben von 409 Betrieben in den ganzen Schweiz.

Die Resultate zeigen, dass ausbildende Betriebe bei Bruttokosten von CHF 54'746 und produktiven Leistungen der Lernenden von CHF 55'164 über zwei Jahre im Schnitt einen Nettoertrag von CHF 418 erzielen. Das jährliche Kosten-Nutzen-Verhältnis ist mit den drei- bzw. vierjährigen beruflichen Grundbildungen vergleichbar. Für Betreibe ist es grundsätzlich möglich, EBA-Lernende in betriebswirtschaftlich tragbarer Weise auszubilden. Zwischen den einzelnen EBA-Berufen zeigen sich jedoch grosse Unterschiede. Es gibt Berufe, die hohe Nettokosten aufweisen (Automobilassistent/in, Berufe im Gastgewerbe), aber auch Berufe, bei denen der Nutzen die Kosten klar übersteigt (Reifenpraktiker/in, Logistiker/in, Detailhandelsassistent/in). Die Differenzen sind hauptsächlich auf die Höhe der produktiven Leistungen sowie die unterschiedlichen Löhne der Lernenden zurückzuführen. Tendenziell dürften die Bruttokosten für die EBA-Ausbildungen in Zukunft etwas sinken, da für die Betriebe Startaufwände wie Planung und Koordination erstmaliger Ausbildungsgänge wegfallen.

Günstige Rahmenbedingungen schaffen

Die schweizerische Berufsbildung zeichnet sich durch einen hohen Arbeitsmarktbezug aus. Ausgebildet wird, wo eine Nachfrage nach entsprechenden Qualifikationen in der Arbeitswelt besteht. Der Ausbildungsbereitschaft der Betriebe kommt daher eine hohe Wichtigkeit zu. Das betriebliche Kosten-Nutzen-Verhältnis ist ein wesentlicher Faktor bei der Entscheidung eines Betriebs, sich in der beruflichen Grundbildung zu engagieren.

Das BBT setzt sich gemeinsam mit den Kantonen und den Organisationen der Arbeitswelt für eine hoch stehende Berufsbildung und ein ausreichendes Lehrstellenangebot ein. Seit dem Inkrafttreten des neuen Berufsbildungsgesetzes 2004 wurden bei den hauptsächlich praktisch ausgerichteten zweijährigen beruflichen Grundbildungen bis heute insgesamt 29 Berufsbilder geschaffen, die den Absolventinnen und Absolventen einen eidgenössisch anerkannten Abschluss ermöglichen und damit zur Integration von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt beitragen.


Adresse für Rückfragen

Dr. Hugo Barmettler, Leiter Berufsbildung BBT, Tel. 031 323 20 29, hugo.barmettler@bbt.admin.ch
Dr. Juerg Schweri, Leiter Forschungsschwerpunkt "Steuerung der Berufsbildung" EHB, Tel. 031 910 37 82, Juerg.Schweri@ehb-schweiz.ch



Herausgeber

Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) - ab 1.1.2013 SBFI
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