Filme in der Schweiz – Jahresbilanz 2009 und Perspektiven 2010

Bern, 17.12.2009 - Die Bilanz 2009, basierend auf den provisorischen Schätzungen der Zahlen von ProCinema und dem Bundesamt für Statistik, fällt besser aus als jene von 2008, dies insbesondere dank dem Erfolg des Films von Christoph Schaub «Giulias Verschwinden» mit Bruno Ganz. Besonders von Veränderungen betroffen waren dieses Jahr die Kinosäle. Schritt für Schritt wurde hier auf digitale Projektionstechnologien umgerüstet. Zusammen mit dem Erfolg von 3D kündigt die zunehmende Digitalisierung einen Wandel der Schweizer Kinosäle an, welcher sich auch auf die hiesige Kinokultur auswirken wird. Die Vorzeichen für 2010 sind gut, hat doch das Parlament einer Budgeterhöhung für den Film von 1,7 Millionen zugestimmt.

Der Schweizer Film in 2009: mehr Zuschauer und Vielfalt

Mit mehr als 550'000 Zuschauern, die sich im Jahr 2009 einen Schweizer Film angesehen haben, hat sich das «nationale» Box Office im Vergleich zum letzten Jahr (457'000 Zuschauer) um fast 100'000 Eintritte gesteigert. Gute Erfolge an der Kinokasse (rund 135'000 Zuschauer) erzielte insbesondere die Komödie «Giulias Verschwinden» von Christoph Schaub, der in seiner ironischen Auseinandersetzung mit den Problemen des Alterns den Zeitgeist und den Publikumgeschmack getroffen hat. An zweiter Stelle folgt die romantische Komödie «Die Standesbeamtin» (2009) von Micha Lewinsky mit 78'000 Zuschauern. Die letztjährigen Westschweizer Erfolge haben auch in der Deutschschweiz ihr Publikum gefunden: Die Tragikkomödie «Home» von Ursula Meier stiess auf grosses Interesse (rund 46'000 Zuschauer), wie auch «La Forteresse» von Fernand Melgar (rund 19'000 Zuschauer und erfolgreichster Dokumentarfilm des Jahres). Ebenfalls gut besucht wurden der Film «Marcello Marcello» von Denis Rabaglia in der Westschweiz (24’000 Zuschauer) und der Dokumentarfilm «No More Smoke Signals» von Fanny Bräuning (12’900 Zuschauer). Der Schweizer Dokumentarfilm, welcher hierzulande traditionsgemäss hohes Ansehen und gute Marktpräsenz geniesst, vermochte 2009 insgesamt etwas weniger Publikum ins Kino zu locken als im Spitzenjahr 2008.

Die Palette der Schweizer Filme war auch in diesem Jahr sehr breit gefächert und zeugt von einer grossen Vielfalt der Schweizerischen Filmlandschaft. So finden sich unter den TOP 25 Schweizer Filmen neben Filmen für das breite Publikum, viele Arthouse- oder Dokumentarfilmproduktionen, welche ein kleineres, aber sehr treues Publikum anziehen. Am Beispiel der Science-fiction-Produktion «Cargo» zeigte sich ausserdem, dass Schweizer Produktionen auch innerhalb spezifischer Genres mit rund 22'000 Zuschauern konkurrenzfähig sind (vergleichbar mit Star Trek im 2003: 24'000 Zuschauer).

Die Kinosäle im Jahr 2009: wegweisender Strukturwandel

Auch wenn das Kinojahr 2009 im Box Office kein aussergewöhnliches Jahr war, so ereigneten sich doch einige wichtige Veränderungen bezüglich der technischen Infrastruktur und Organisation der Schweizer Kinos.

Zum einen wurden 2009 rund 32 Säle neu mit modernster Projektionstechnik (2K, DCI) ausgestattet. Damit hat sich der Anteil der digitalisierten Kinosäle in nur einem Jahr verdoppelt. Von den insgesamt 556 aktiven Kinosälen in der Schweiz sind nun bereits 49 oder knapp 9% aller Säle in der Lage, Filme digital vorzuführen. Das Jahr 2009 kann ausserdem als das «3D-Kinojahr» bezeichnet werden. Weltweit werden Filme erstmals äusserst erfolgreich in dreidimensionaler Perspektive (3D) gezeigt. Insbesondere die Schweizer Kinosäle, die sich im Vorfeld auf die Umrüstung auf 3D-Technik spezialisiert hatten, konnten sich damit eine finanziell attraktive Nische sichern. Die Betreiber verdienten an einem überdurchschnittlichen Ticketpreis sowie am Verkauf von 3D-Spezialbrillen und konnten damit einen Teil der vorgängigen Investitionen amortisieren. Filme wie «Ice Age 3» oder «UP» lockten sehr viele Kinobesucher an und bestätigen damit den auch in der Schweiz vermehrt aufkommenden Trend hin zum technisch innovativen «Event-Kino». Es wird erwartet, dass das heute angelaufene Fantasy-Epos «Avatar» von James Cameron dank 3D-Technik ebenfalls grosse Resonanz bei den Zuschauern erzielen wird.

Der Erfolg des 3D-Kinos sowie die Etablierung der Multiplexe (seit 2008 existieren in der Schweiz 12 Multiplexe mit 8 und mehr Sälen, dieses Jahr erzielten sie erstmals über einen Drittel der gesamten Zuschauerzahlen) bedeuten einen grossen Einschnitt, der die hiesige Kinokultur und somit die Schweizer Kinosäle tangiert. Für das Bundesamt für Kultur stellt sich diesbezüglich die Aufgabe, die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Angebotsvielfalt zu beobachten und allfällige Massnahmen zu ergreifen. Sicher ist, dass diese technischen Neuerungen für den Schweizer Film eine zusätzliche Herausforderung bedeuten, da die nationalen Produktionen mit wenigen Ausnahmen ehr in Einzelkinosälen gezeigt werden und das Programm der Multiplex-Zentren hauptsächlich von amerikanischen Grossproduktionen dominiert wird.

Kino allgemein in 2009: Altbekannte Gewinner und konstante Besucherzahlen

Aus den statistischen Erhebungen des Schweizerischen Verbands für Kino und Filmverleih ProCinema geht eine Steigerung von gut 10% der absoluten Zuschauerzahlen für das Jahr 2009 hervor (bis heute wurden rund 14,3 Mio. Eintritte gezählt). Damit bewegen sich die Eintritte innerhalb des üblichen Rahmens von 15 Mio. Kinobesuchern pro Jahr, eine Zahl, die sich seit den ersten Erhebungen im Jahr 1995 relativ konstant hält, auch wenn dieses Jahr der Umsatz, dank den deutlich höheren Ticketpreisen für 3D-Filme als für «normale» Filme, gesteigert werden konnte.

Das allgemeine Kinojahr 2009 wurde erneut durch die Vormachtstellung der amerikanischen Filmindustrie auf dem Schweizer Markt geprägt (21 der TOP 25 Filme). Angeführt wurde das Ranking von «Ice Age 3», der unter anderem dank der neuen 3D-Technik ein ausgezeichnetes Resultat erzielte (mehr als 1 Mio. Zuschauer, also das fünftbeste Box Office seit 1995). Dahinter folgten «Harry Potter 6: The Half-Blood Prince» und «Slumdog Millionaire» aus Grossbritannien (479'000, respektive 464’000 Eintritte). Im amerikanischen Independent-Genre setzten sich Filme wie «Gran Torino» von Clint Eastwood (225'000 Zuschauer), sowie der Sam Mendes Film «Revolutionary Road» (178'000 Zuschauer) durch und bestätigten den Trend, wonach gut besetzte Independent-Filme in der Schweiz ein treues Publikum finden. Auch «Twilight, The New Moon» erzielte sehr gute Resultate, vor allem das jugendliche Publikum fühlte sich von der Vampir-Saga angesprochen (290'000 Zuschauerinnen und Zuschauer).

Perspektiven 2010

2010 wird zweifelsohne ein filmpolitisch sehr interessantes Jahr werden. Auf der Agenda steht insbesondere die Ausarbeitung der neuen Filmförderungskonzepte für die Jahre 2011-2015, welche in Zusammenarbeit mit dem BAK und der Branche entstehen. Die Sektion Film lanciert zudem im Januar die neue Ausschreibung der Filmfestivals.

Auf operationeller Ebene ist zu bemerken, dass das Parlament den Voranschlag für das Budget 2010 (46,9 Mio.) genehmigt hat. Damit unterstützt es den Antrag um eine Erhöhung von 1,7 Mio. Franken, die der Entwicklung von Filmprojekten (hauptsächlich im Bereich der Unterstützung für das Drehbuchschreiben) und dem Schweizerischen Filmarchiv zugute kommen werden.

Diese Medienmitteilung sowie alle Informationen bezüglich der Sektion Film BAK können ab heute als Newsletter abonniert werden unter: www.bak.admin.ch/film

 


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Nicolas Bideau, Leiter der Sektion Film des BAK, Tel. 079 667 69 15


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