Am Anfang steht der Informationsaustausch

Biel-Bienne, 28.03.2002 - Der Zugang zur Informationsgesellschaft für alle beginnt mit Informationsaustausch und Bewusstseinsbildung, so das Fazit der Tagung "Zugang für alle zur Informationsgesellschaft: Von der Utopie zur Realität" der Koordinationsgruppe Informationsgesellschaft des Bundes. Zugangsbarrieren und die Bedürfnisse von älteren Menschen, Behinderten und Einkommensschwachen standen im Vordergrund der Veranstaltung.

"Die Ausgrenzung von der Informationsgesellschaft vollzieht sich häufig kumulativ und betrifft verschiedene Formen der sozialen Benachteiligung". Dies ist ein zentrales Ergebnis der EU-Studie "e-Inclusion", die Detlef Gerhardt, Referent der EU-Kommission an der Berner Tagung unter dem Vorsitz des Bundesamtes für Kommunikation, präsentierte. Liegt z.B. der Anteil der internetnutzenden Frauen in den Mitgliedstaaten der EU mit 28,5 % bereits unter dem Gesamtdurchschnitt von 34,3 % aller Internetnutzenden, so sinkt diese Quote noch deutlich mehr, wenn man die Gruppe der arbeitslosen, wenig gebildeten, einkommensschwachen oder älteren Frauen betrachtet.

Skepsis gegenüber dem Internet

Neben einem fehlenden Internet-Zugang und mangelnden Grundkenntnissen ist auch die Abneigung der EU-Bevölkerung gegen das Internet problematisch: Rund ein Viertel der Bevölkerung ist sich der möglichen Vorteile der Internet-Nutzung für das eigene Leben überhaupt nicht bewusst. Hier setzt die EU-Kommission auf zielgruppenorientierte Sensibilisierungkampagnen, aber auch auf das Ausarbeiten von spezifischen Dienstleistungen für benachteiligte Bevölkerungsgruppen in den Bereichen Sozialhilfe, Arbeitsvermittlung, Bildung und Gesundheit. Zudem soll  die Bevölkerung durch öffentliche Online-Dienstleistungen verstärkt auf den Nutzen der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) aufmerksam gemacht werden, wobei allerdings der Zugang zu Basisdienstleistungen in traditioneller Form weitergeführt werden muss.

Psychologische Zugangsbarrieren

Für die Schweiz bestätigte Martin Braendle, Vertreter der Bewegung ATD Vierte Welt, die EU-Beobachtungen für seinen Erfahrungsbereich: Die psychologischen Zugangsbarrieren von benachteiligten Bevölkerungsgruppen zu den IKT sind extrem hoch. "Lange nicht jeder getraut sich, sich einfach an einen Computer zu setzen". Neben fehlenden Basiskenntnissen im Umgang mit der Technik kommt oft das viel grundlegendere Problem des nicht Lesen- und Schreibenkönnens hinzu und damit verbunden die Angst, sich blosszustellen.

IKT und Menschen mit Behinderungen

Zugangsbarrieren zur Welt der IKT - und vor allem dem Internet - sind für Menschen mit Behinderungen primär technischer Art. Wie der Geschäftsführer der Stiftung für behindertengerechte Techologienutzung "Zugang für alle", Arnold Schneider, ausführte, machen Unkenntnis und Unachtsamkeit beim Design von Webseiten diese für Assistenzprogramme unleserlich und somit für blinde und sehbehinderte Menschen nicht zugänglich. Das veranlasste die Bundeskanzlei auch, für ihr Projekt "Guichet virtuel", das Portal zur Verwaltung der Schweiz, speziell auf diesen Aspekt zu achten und Webseiten von der Stiftung "Zugang für alle" auf ihre Behindertenfreudlichkeit hin prüfen zu lassen. Die Vertreterin der Dachorganisation der Behindertenhilfe, Caroline Klein unterstrich die Möglichkeiten des Bundes, auf dem Gebiet der Gleichstellung von Behinderten ein Beispiel zu geben und so auch andere Kreise zu inspirieren. Einen Schritt in diese Richtung hat der Bundesrat unlängst getan: Die eGovernment-Strategie des Bundes, die am 19. Februar 2002 verabschiedet wurde, schreibt die Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen vor. Weitere Informationen zu dieser Tagung wie auch zu anderen Aktivitäten der interdepartementalen Koordinationsgruppe Informationsgesellschaft werden in einem Bericht an den Bundesrat referiert, der im Sommer erscheinen wird.


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