Hochwasser 2007 zeigte die Grenzen des Systems der 2. Juragewässerkorrektion auf

Bern, 21.12.2007 - Eine erste Analyse des Hochwassers vom August 2007 bestätigt: Es waren primär die ausserordentlich starken Niederschläge, die zu den Überschwemmungen in den Kantonen Solothurn und Aargau sowie im Seeland geführt haben. Die Reguliermöglichkeit der Jurarandseen (Bieler-, Neuenburger- und Murtensee) stiess an ihre Grenzen. Verbesserungen am gültigen Regulierreglement müssen geprüft werden.

An einer Sitzung vom 18. Dezember 2007 beim Bundesamt für Umwelt wurden die ersten Ergebnisse der laufenden Ereignisanalyse über das Hochwasser vom August 2007 vorgestellt. Teilgenommen haben Vertreter der Kantone Aargau, Solothurn, Bern, Neuenburg und Waadt. Die vom Bundesamt für Umwelt eingesetzten Fach­experten informierten über die Einordnung des Augusthochwassers 2007 in der Reihe der grossen Hochwasserereignisse der letzten 100 Jahre. Die Regulierung der Jurarandseen wäh­rend des letzten Hochwassers wurde überprüft. Zusätzlich wurden die Auswir­kungen von möglichen Anpassungen bei der Regulierung ermittelt.

Hochwasser 2007 überlastete das Reguliersystem der Jurarandseen

Gemäss Erkenntnissen der Experten führten die intensiven Niederschläge zu einem raschen Ansteigen der Abflüsse in der Aare und ihren Nebenflüssen, sowohl ober­halb als auch unterhalb der Jurarandseen. Dies führte zu einer Überlastung des Regulier­systems. Im bestehenden System und unter Anwendung des vom Bundesrat genehmigten Regulier­reglements konnte die Murgenthaler-Bedingung (maximaler Aareabfluss von 850 m3/s in Murgenthal) nicht eingehalten werden. Sie wurde mit einem Abfluss von 1260 m3/s massiv überschritten. Gleichzeitig stieg der Pegel des Bielersees um 54 cm über die Hochwassergrenze.

Das Hochwasser vom August 2007 hat gezeigt, dass die Jurarandseen Hochwasser­spitzen der Aare unterhalb des Bielersees zwar bedeutend dämpfen und einen wich­tigen Beitrag zur Schadenreduktion leisten, das System der 2. Juragewässer­korrektion von 1973 jedoch seine Grenzen hat. Einerseits können nicht unter allen Bedingungen die Abflüsse der Aare auf das gewünschte Mass verringert werden und anderseits muss an den Seen mit einem Überschreiten der Hochwassergrenzen gerechnet werden.

In weiteren Analysen sollen die Verbesserungsmöglichkeiten geklärt werden. Dabei geht es um eine ganzheitliche Betrachtungsweise, die sowohl die Interessen der Seeanstösser (Kantone Neuenburg, Waadt, Freiburg und Bern) als auch der Unterlieger (Kantone Solothurn, Aargau und Bern) berücksichtigt. Ziel ist, die Gesamtschäden zu minimieren. Die Wirksamkeit wird - gestützt auf historische Ereignisse und künftig zu erwartende Entwicklungen (Zunahme von Extrem­ereignissen) - überprüft. Erste Ergebnisse werden bis im Sommer 2008 erwartet.

Kurz nach dem Hochwasser vom August 2007 hatten das BAFU und die betroffenen Kantone bereits beschlossen, das Krisenmanagement zu verbessern und in kriti­schen Situationen künftig institutionalisierte Konferenzgespräche unter den direkt involvierten Kantonen und dem BAFU zu führen.


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