Sicherheit im Gotthardtunnel - Neuorganisation der Portalfeuerwehr

Bern, 23.10.2007 - Morgen Mittwoch ist es sechs Jahre her seit der Brandkatastrophe im Gotthardtunnel, bei der nach der Kollision von zwei Lastwagen elf Menschen ums Leben kamen. Zur Erhöhung der Sicherheit wurden seither weit reichende Massnahmen an der Tunnelinfrastruktur sowie Verkehrslenkungsmassnahmen umgesetzt. Per 1. Januar 2008 wird die Schadenwehr Gotthard reorganisiert. Neu werden die Portalfeuerwehren Nord und Süd durch das VBS betrieben.

Im Zuge der Neugestaltung des Finanzausgleichs und der Aufgabenverteilung zwischen Bund und Kantonen (NFA) gehen die Nationalstrassen am 1. Januar 2008 in das Eigentum und in die Verantwortung der Eidgenossenschaft über. Dies hat zur Folge, dass auch der Betrieb der Schadenwehr Gotthard mit den zwei Portalfeuerwehren angepasst werden muss.

Auf den 1. Januar 2008 übernimmt das Departement Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, VBS, zu hundert Prozent die Leistungen der Schadenwehr Gotthard. Vor Ort zuständig sind 32 Spezialisten aus dem Infrastruktur-Center Andermatt der Logistikbasis der Armee. Für die Pikett-Organisation werden sie von weiteren 13 Spezialisten aus dem Infrastruktur-Center unterstützt. Auch beim Brand im Gotthard 2001 waren bereits vier Spezialisten des VBS im Einsatz.

Am 15. Juli 2007 hat das UVEK diese Leistungsvereinbarung mit dem VBS abgeschlossen. Ziel dieser Vereinbarung ist es, die Sicherheit dieser wichtigen Achse zwischen Nord- und Südschweiz 365 Tage im Jahr über 24 Stunden pro Tag zu garantieren. Für diese Aufgaben bezahlt das UVEK dem VBS 3,2 Millionen Franken jährlich. Die ausgebildeten Spezialisten der Schadenwehr Gotthard kommen bei Öl- und Chemiewehrereignissen und als erste Mittel zur Brandbekämpfung und für Personenbergungen bei Verkehrsunfällen zum Einsatz. Das Kommando der Schadenwehr Gotthard ist in Andermatt stationiert und hat zwei weitere Stützpunke in Göschenen und Airolo.

Optimierte Infrastruktur und Verkehrslenkung

Am 24. Oktober 2001 um 9.39 Uhr kam es im Gotthard-Strassentunnel zur folgenschweren Kollision zwischen zwei Lastwagen. Knapp einen Kilometer nach der Einfahrt in den Tunnel in Airolo touchierte ein belgischer Lastwagen die Tunnelwand und geriet auf die Gegenfahrbahn. Obwohl der entgegenkommende italienische Chauffeur mit seinem Lastwagen noch bremsen und auf die Gegenfahrbahn ausweichen konnte, kam es zu einer Streifkollision. Beim Aufprall barst ein Tank,  die beiden Camions standen innert Kürze in Flammen. Elf Menschen starben.

Seit dem Brand vor sechs Jahre wurde der Gotthardstrassentunnel sicherheitstechnisch weiter optimiert. Die neue Tunnellüftungsanlage verfügt über modernste Brandlüftungsklappen und eine entsprechend angepasste Steuerung, das Lüftungssystem des Fluchtstollens ist doppelt abgesichert. Die Beleuchtung des Fahrraumes ist heller mit Leuchtbändern auf beiden Seiten. Die Fluchtwegsignalisation und die Markierung der Fluchtwegeingänge wurde verbessert: Im Abstand von 25 Meter sind an der Tunnelwand Tafeln mit Distanzangaben zu den nächsten Fluchtwegeingängen (alle 250 Meter) angebracht worden. Neu sind ebenfalls die Notruf- und Funkeinrichtungen, das Betriebsleitsystem sowie die Videoüberwachung. Einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit leistet auch das bewährte Tropfenzählersystem für Lastwagen. Es stellt sicher, dass die LKW den geforderten Mindestabstand einhalten und die Kreuzungsmanöver im Tunnel auf das notwendige Minimum beschränkt bleiben.

Sicherheit in Nationalstrassentunnels:

Die Verbesserung der Tunnelsicherheit ist nicht erst seit dem Gotthardunfall eine wichtige Aufgabe des ASTRA. 1998 wurde die ‚Task Force Tunnel’ ins Leben gerufen, welche 2000 in ihrem Schlussbericht Empfehlungen zur Verbesserung der Sicherheit formulierte. Nach dem Gotthard-Unfall vom 24.10.2001 wurden sämtliche Nationalstrassentunnels mit einer Länge von mehr als 600 Meter überprüft, und, wo notwendig, Sofortmassnahmen umgesetzt (Signalisation, Leiteinrichtungen, Beleuchtung). Zusätzlich zum ordentlichen Tunnelunterhalt investiert das ASTRA seither jährlich 50 Mio. Franken zusätzlich in die Tunnelsicherheit.

Nach intensiven Normierungsarbeiten wurden die neue SIA-Normen am 1. Oktober 2004 in Kraft gesetzt, welche die notwendigen Sicherheitseinrichtungen in Tunnels beschreiben. Diese Normen werden bei neuen Tunnelbauten angewendet, sie gelten aber auch für den Unterhalt und die Veränderung von bestehenden Tunnels mit dem Ziel, diese den neuen Standards anzupassen. Das ASTRA ist bestrebt, die älteren Tunnel im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten sicherheitstechnisch nachzurüsten. Vorrangig werden dabei optische Leiteinrichtungen sowie die Signalisation der Sicherheitseinrichtungen realisiert, zweite Priorität hat der Umbau der Tunnellüftungen und in dritter Priorität folgt der Bau von Fluchtwegen in einröhrigen Tunnels.

Bis 2012 wird das ASTRA rund 700 Mio. Franken in die Sicherheit der Nationalstrassentunnels investieren.


Adresse für Rückfragen

ASTRA: Medienstelle Bundesamt für Strassen, 031 324 14 91
VBS: Urs Caduff, Chef Infrastruktur-Center Andermatt, 041 888 81 11


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Logistikbasis der Armee - ab 2019 Gruppe Verteidigung
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