Wissen schafft Wert

Bern, 02.12.2023 - Ansprache von Bundesrat Guy Parmelin, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) anlässlich des Dies academicus der Universität Bern

Madame la Conseillère d'Etat,
Monsieur le Recteur,
Mesdames et Messieurs,

Je vous sais gré de votre invitation à la 189e fête de la fondation de l'Université de Berne et me réjouis de participer à cet événement important pour la vie de votre alma mater.

Un jour de fête à l'université n'est jamais un jour totalement déconnecté du savoir. Même si c'est l'occasion de prendre un peu de recul et d'exprimer sa fierté d'appartenir à une communauté académique florissante, c'est aussi celle d'honorer les personnalités qui, par leur parcours ou leurs hauts faits scientifiques, ont bien mérité de l'institution.

Erlauben Sie, dass ich anekdotisch auf drei in der Vergangenheit liegende Ereignisse zurückblicke. Beginnen möchte ich mit dem 21. Juli 1969. An jenem Tag setzte erstmals ein Mensch seinen Fuss auf die Oberfläche des Mondes. Die Welt befand sich im Kalten Krieg. Entsprechend symbolträchtig war das Aufstellen der amerikanischen Flagge auf dem Mond. Sie werden sich fragen, was dieses Ereignis von historischer Tragweite mit der Universität Bern zu tun hat. Nun, vor der amerikanischen Flagge wurde ein anderer Gegenstand, einer Flagge nicht unähnlich, im Mondboden befestigt.

Es handelte sich um ein sogenanntes Sonnenwindsegel und dieses gehörte zu einem Experiment des Physikalischen Instituts dieser Universität. Ich kenne mich mit dem Weltraumrecht zu wenig aus, als dass ich beurteilen könnte, ob sich aus dieser Erstbeflaggung des Mondes Eigentumsansprüche der Universität oder des Kantons Bern ableiten liessen; bemerkenswert erscheint mir das Ereignis aber aus zwei Gründen.

Erstens besassen die Menschen damals so viel Vernunft, dass sie dem Experiment den Vorrang vor der grossen politischen Geste liessen. Das Wichtigste kommt bekanntlich immer zuerst. Zweitens stand die Universität Bern offensichtlich an der wissenschaftlichen Weltspitze; sonst wäre sie kaum erkoren worden, Teil einer Mission mit epochalem Anspruch zu werden.

Erlauben Sie, dass ich in der Zeit noch weiter zurückgehe, denn die Universität Bern hat schon früh Pionierarbeit geleistet. 1908 wurde der Philosophin Anna Tumarkin der Titel einer Extraordinaria verliehen. Das machte sie zur ersten Professorin Europas. Sie konnte Doktoranden und Habilitanden prüfen und sogar im Senat einer Universität Einsitz nehmen.

Schon ein paar Jahre vor diesem Meilenstein tat sich die Universität Bern gar mit einer Weltpremiere hervor. Als erste Universität richtete sie im Jahr 1900 eine veterinärmedizinische Fakultät ein.

Die Universität Bern ist also in vielen Belangen eine Pionierin. Wenn wir ins Heute zurückkehren, dann sehen wir, dass es der Universität Bern gelungen ist, Schritt zu halten. Sie gehört zu den rund hundert besten Universitäten der Welt. Bei einer Gesamtzahl von mehr als 25'000 Unis bedeutet dies eine Zugehörigkeit zu den obersten 0,5 Prozent. Dass sie in der Weltraumforschung weiterhin zuvorderst mitspielt, belegt die unter ihrer Leitung stehende CHEOPS-Mission, die seit 2019 einzigartige Einblicke in die Welt der Exoplaneten liefert. Aber nicht nur auf diesem Feld zählt sie zur Weltelite. Dazu gehört sie auch in der Zahn-, Veterinär- und Biomedizin. Zusammen mit der Insel-Gruppe wird sie ihren Ruf als international anerkannter Standort für Spitzenmedizin weiter ausbauen. Weltweite Anerkennung geniesst sie zudem im Bereich der Nachhaltigkeits- und Klimaforschung, wo sie schon früh Massstäbe setzte. Nicht ganz uneigennützig freue ich mich als Vorsteher eines eidgenössischen Departements darüber, dass sie auf dem Gebiet der Verwaltungswissenschaften führend ist. Schliesslich ist sie die Universität der Bundesstadt.

Die lokale Verankerung ist der Universität Bern wichtig. Aber auch die gesellschaftliche Relevanz, die Zukunftsorientierung und die grundsätzliche Positionierung als internationale Spitzenuniversität. So steht es in ihrer Strategie 2030. In dieser ist auch ihre Mission definiert. Sie besteht darin, Wissen zu schaffen, zu reflektieren und zu verbreiten, denn Wissen schaffe Wert.

«Wissen schafft Wert» - Drei Worte, die reichen, um die Daseinsgrundlage einer Universität zu beschreiben. Treffender könnte man es nicht tun. Wert schaffen durch Wissen: Man kann an innovative Produkte denken, die durch neues Wissen möglich werden. Wertvoll sind aber auch Erforschung, Interpretation und Kontextualisierung von Phänomenen, beispielsweise in der Natur oder im sozialen und politischen Gefüge. Das alles müssen wir aber verstehen, um eine Grundlage für ein kohärentes und gesellschaftsverträgliches Handeln zu haben. Gerade in diesen wirren Zeiten, oder um es mit dem Wort des Jahres 2016 zu sagen, in diesen postfaktischen Zeiten kommt der Aufklärung - ich wähle dieses Wort bewusst - eine eminente Bedeutung zu.

Seit fast 200 Jahren schafft die Universität Bern Wert durch Wissen. Angetrieben durch den sprichwörtlichen Wissensdurst, die Beharrlichkeit und Intelligenz ihrer Forschenden. Sie erkunden für uns die Welt. Sie deuten die Erkenntnisse, damit wir sie besser begreifen und das Beste aus den Gegebenheiten machen. Als moderne, aufgeklärte, leistungs- und zukunftsorientierte Gesellschaft sind wir auf diese Beiträge hochqualifizierter Fachleute angewiesen. Wir sind als Gesellschaft mit hochkomplexen Fragen konfrontiert, auf die wir ohne spezialisiertes Wissen keine sinnvollen Verhaltens- und Handlungsoptionen entwickeln könnten. Denken Sie an die Herausforderungen durch die künstliche Intelligenz, den Klimawandel, gesundheitliche Bedrohungen oder geopolitische Verwerfungen, um nur wenige Beispiele zu nennen.

 «Der Inhalt der Physik geht die Physiker an, die Auswirkungen alle Menschen», so hat es Friedrich Dürrenmatt, einer der berühmtesten Alumni dieser Universität, ausgedrückt. Alle Menschen sind darauf angewiesen, dass ihnen die Physikerinnen und Physiker die Physik erklären. Nur so können wir als Gesellschaft erkenntnisbasierte Entscheide treffen.

An diesem Festtag wünsche ich der Universität Bern, dass sie auch in Zukunft für uns alle viel Wert durch Wissen erschafft. Auf Augenhöhe mit den besten Universitäten der Welt, von den Tiefen der Eisbohrkerne bis zu den Höhen der Exoplaneten, stets lokal verankert und gesellschaftlich relevant!

Am Ende meiner Rede möchte ich Professor Christian Leumann würdigen. Er erlebt heute seinen letzten «Dies» als Rektor. Ich hatte das Vergnügen, persönlich mit Professor Leumann auf Wissenschaftsmissionen im Ausland, aber auch hier in der Schweiz im Rat der Stiftung Marcel Benoist zu arbeiten. Ich möchte ihm an dieser Stelle ganz besonders für sein Engagement für die Universität Bern und den Hochschulraum Schweiz danken.

Ich habe vorher von der Pionierin «Universität Bern» gesprochen. In dieser Hinsicht freue ich mich - auch wenn ich den Abschied von Professor Leumann bedaure - dass ich seine Nachfolgerin, Professorin Virginia Richter, als erste Rektorin der Universität Bern willkommen heissen darf. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Frau Professorin, und ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 


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