Delegiertenversammlung des Schweizerischen Roten Kreuzes SRK

Bern, 24.06.2017 - Rede von Bundespräsidentin Doris Leuthard, Lugano, 24.06.2017

Sehr geehrte Frau Präsidentin

Sehr geehrter Herr Direktor

Care delegate, cari delegati delle organizzazioni della Croce Rossa

Care operatrici, cari operatori della Croce Rossa

Noi siamo fortunati.

Viviamo in sicurezza, in uno Stato di diritto, senza gravi difficoltà.

Allo stesso tempo vediamo ovunque indigenza, guerre e violenza, fame e miseria, povertà.

Siamo inorriditi altrettanto quanto lo era Henry Dunant.

E molte persone agiscono a titolo volontario – in pubblico o più silenziosamente nel loro quartiere – proprio come la Croce Rossa agisce ancora oggi: “sono tutti fratelli – e tutte sorelle”, aggiungo io.

Di ciò vi ringrazio di cuore a nome del Consiglio federale e mi congratulo in particolare con la sezione ticinese, che compie 100 anni.

Ich danke dem SRK für den grossartigen und selbstlosen Einsatz zu Gunsten der Bedürftigen, der Notleidenden.

Diese Menschen brauchen unser Engagement – das politisch und das wirtschaftliche. Es braucht aber auch den freiwilligen Einsatz ohne Rücksicht auf Nationalitäten, Religionen, Alter und Herkunft.

Ich danke deshalb all jenen, die ein offenes Herz, ein offenes Ohr – und – ein offenes Portemonnaie haben.

Um überhaupt helfen zu können, braucht es verschiedene Voraussetzungen:

  • Eine stabile Gesellschaft,
  • Sicherheit – auch Rechtssicherheit und
  • weniger Egoisten und mehr Gemeinsinn.

Man könnte meinen: Eine Selbstverständlichkeit!

Ja, in vielen Fällen trifft dies auch zu.

Denn in einem solchem Umfeld fällt geleistete Hilfe meist auf fruchtbaren Boden – egal von wem und in welcher Art.

Aber welches Gewicht hat die Arbeit von Hilfswerken in einem anderen, weniger günstigen Milieu?

  • Wo kaum stabile familiäre oder gesellschaftliche Strukturen vorhanden sind, wo die Anarchie herrscht, fällt jede Unterstützung schwer. Da ist sich jeder selber der Nächste. Da ist auch die Freiwilligkeit – das Motto Ihrer diesjährigen Versammlung – an einem kleinen Ort vorhanden. Dabei wäre humanitäre Hilfe hier besonders wichtig.
  • Wie wichtig Sicherheit für Hilfesuchende und Helfer ist, haben wir vor wenigen Wochen in Syrien erlebt, wo man Zivilisten nicht nur mit Giftgas angriff, sie und die Helfer, die Ärzte und Pfleger in den Spitälern danach noch bombardierte. Eine ungeheuerliche, unfassbare Tat. Das löste Kritik aus – ein paar Tage. Dann ging man zur nächsten Krise über. Man konsumiert. Das darf nicht sein! Denn der Schutz der Opfer, der Helfenden und der Sanitätseinrichtungen stand ganz am Anfang der Rotkreuzbewegung und des Humanitären Völkerrechts (1. Genfer Konvention von 1864) vor gut 150 Jahren!
  • Schliesslich braucht es die Erkenntnis, dass die Menschen nicht allesamt Egoisten sind. Trotz Selfie-Zeitalter und Ich-Kultur findet man immer wieder und überall auf der Welt helfende Hände, zu jeder Zeit, in jeder Situation. Viele – gerade auch beim Roten Kreuz – helfen uneigennützig. Man teilt Essen, das Dach über dem Kopf, Geld oder Zeit.
  • Im Zweiten Weltkrieg riskierten Menschen das eigene Leben, um Verfolgten zu helfen.
  • Heute engagieren sich neben den Hilfswerken viele Freiwillige; etwa in Griechenland oder auf der Balkanroute.

Das zeigt: Wir dürfen nicht nachlassen in der Hilfe für die Bedrohten, für jene die leiden, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Das zeigt aber auch: Es braucht mehr!

Es braucht eine sicherere, stabilere, friedlichere Welt.

Dazu stehen die Vorzeichen derzeit nicht gerade gut.

An vielen Ecken und in verschiedenen Regierung gibt es nationalistische, populistische und protektionistische Tendenzen.

Wenn sich die USA getreu dem Motto ihres Präsidenten „America first“ einmauern und den freien Handel entweder mit Zöllen belasten oder Handelsbeziehungen einfrieren (TTIP), …

wenn sich alle so einrichten, dann haben wir ein Problem…

… dann profitieren andere

  • Russland fordert die westliche Welt in Syrien, auf dem Balkan, in der Ukraine oder im Baltikum heraus.
  • China knüpft neue Bande mit seiner Strategie „one-belt-one-road“ und sichert sich mit einer Vorwärtsstrategie die Rohstoffe fast überall auf der Welt – insbesondere in Afrika.

Das führt zu neuen Unsicherheiten.

Darunter leiden dann wieder all jene, die schon heute am Rande der Gesellschaft stehen.

Die Globalisierung schafft Gewinner und Verlieren.

Nationalismus, Eigensinn und Protektionismus schaffen aber mit Sicherheit nur Verlierer.

Das hat die UNO bereits erkannt. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon sprach von einem „entscheidenden Moment in der Geschichte der Menschheit“, als er die Agenda 2030 mit ihren 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung vor zwei Jahren präsentierte. Wir sind stolz in der Schweiz, dass wir wir an dieser Agenda mitwirken konnten.

Mit dieser Agenda 2030 soll ein Gleichgewicht zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem angestrebt werden.

Ein anspruchsvolles Ziel!

Anspruchsvolle Ziele braucht es aber, wenn Klima, Wasser, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Migration, Finanzen und Handel, des Zusammenlebens zu Gunsten der Menschen in eine Balance gebracht werden müssen.

Der Bundesrat engagierte sich bei der Erarbeitung und bei der weiteren Umsetzung der Agenda 2030; etwa mit seiner Strategie für eine nachhaltige Entwicklung.

Die Schweiz leistet ihren Beitrag an eine sicherer Welt,

  • als Depositarstaat des humanitären Völkerrechts,
  • als Heimat des Rot-Kreuz-Gedankens und
  • als Hort von Stabilität, Rechtssicherheit, Demokratie und Friede.

Die Menschen in unserem Land beteiligen sich an einer stabilen Welt,

  • mit ihrer grossen Hilfs- und Spendenbereitschaft,  
  • mit der Offenheit gegenüber der Welt und
  • mit der Neugier, dem Drang nach Wissen und der grundsätzlich unverkrampften Haltung gegenüber neuen Entwicklungen.

Nonostante le innumerevoli iniziative che gettano semi di speranza, siamo ancora ben lontani dall’obiettivo di un mondo più umano. Guardando il mondo di oggi potremmo piuttosto giungere alla conclusione che

  • “la maledizione del peccato” esiste davvero (Schiller, “Wallenstein”).

Ma per fortuna esiste il lavoro della Croce Rossa Svizzera, l’impegno privato di molte persone e gli sforzi di grandi organizzazioni come l’ONU. Tutto ciò è la prova che

  • Non esiste solo la maledizione del peccato. Esiste anche l’eco delle buone azioni. E questa eco è più forte e potente, e persiste più a lungo – come hanno dimostrato le buone azioni di Henry Dunant.

L’impegno umanitario a favore delle persone vulnerabili, vicine e lontane, e in particolare l’aiuto allo sviluppo e l’aiuto d’emergenza, possono spesso sembrare una fatica di Sisifo. Ma siamo tutti esseri umani – fratelli e sorelle – indipendentemente da religione, visione del mondo, colore della pelle, provenienza o status sociale. E tutto ciò che noi esseri umani facciamo ad altri esseri umani lo facciamo in definitiva a noi stessi – sia il bene che il male.

Vi ringrazio perciò per il bene che fate, perché non cedete mai alla rassegnazione e continuate a spingere verso l’alto la pietra di Sisifo. Con il vostro lavoro e il vostro impegno tenete alta la fiaccola dell’umanità e mantenete viva l’eredità morale di Dunant.


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