Die Chancen der Schweizer Wirtschaft

Interlaken, 17.11.2016 - Rede von Bundespräsident Johann N. Schneider-Ammann, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF

Es gilt das gesprochene Wort!

Meine Damen und Herren

Heute wagen Sie mit mir zusammen  eine Premiere. Der amerikanische Wahlkampf zeigt bis in die Schweiz Wirkung: Vor kurzem hat die Bundeskanzlei einen Teleprompter angeschafft. Den probieren wir jetzt aus...

Weit über 100‘000 Maturandinnen und Maturanden haben in den letzten gut 40 Jahren eine Wirtschaftswoche absolviert. Das ist eine stolze Zahl.

Und Sie, meine Damen und Herren, haben das möglich gemacht. Ihr Engagement, jungen Erwachsenen das Unternehmertum näher zu bringen, verdient Lob und Dank. Ganz besonders danke ich Ihrem abtretenden Präsidenten Thomas Schmidheiny. Er hat die Stiftung zu dem gemacht, was sie heute ist: Eine in der Schweizer Wirtschaft breit abgestützte Organisation, die sich der Förderung des Unternehmertums hierzulande verschrieben hat. Seinem Nachfolger, Kaspar Wenger, wünsche ich eine ebenso erfolgreiche Tätigkeit.

Als Wirtschafts- und Bildungsminister freut es mich besonders, heute bei Ihnen zu sein. Die Schweiz braucht Unternehmerinnen und Unternehmer. Sie schaffen Jobs und geben den Menschen damit eine Perspektive. Kurz: Im Unternehmertum liegt die Chance für die Schweizer Wirtschaft. Das Umfeld – das wissen Sie wie ich auch – ist heute kein einfaches.

Trotzdem: Unsere Chancen stehen gut. Sie haben bereits von Herrn Wellershoff gehört: Die Schweiz ist laut dem Global Competitiveness Report des WEF das wettbewerbsfähigste Land der Welt. Und das zum achten Mal in Folge. Das zeigt: Wir haben vieles richtig gemacht. Sie, liebe Unternehmerinnen und Unternehmer, haben vieles richtig gemacht.

Auch dank guter Rahmenbedingungen:

  • Unser liberaler Arbeitsmarkt mit der gelebten Sozialpartnerschaft,
  • unser exzellentes Bildungssystem,
  • die Top-Innovationskraft
  • und unser gutes Handelsnetz in die EU und in die ganze Welt sind Grundpfeiler unseres Erfolges.

Diese Grundpfeiler gilt es zu pflegen. Sie sind unsere Chancen auch für die Zukunft. Vor kurzem war ich in Mexiko, bei unserem weitwichtigsten Handelspartner in Lateinamerika. Wir gründeten eine Schweizerisch-Mexikanische Industrie- und Handelskammer.

Das steht beispielhaft für die Schweizer Aussenhandels-Politik: Wir verdichten stetig unser weltweites Netz und reduzieren damit unsere Abhängigkeit vom EU-Mark ein wenig. Natürlich bleiben die EU, unser mit Abstand wichtigster Handelspartner, und der Erhalt der bilateralen Verträge zentral für uns.

Und doch hat man in den letzten zwei Jahrzehnten auch eine Verschiebung des wirtschaftlichen Epizentrums weg von den USA und Europa hin zu anderen Erdteilen feststellen können. Allen voran in Asien, aber auch in Lateinamerika, legen Schwellenländer zu. Die Schweiz tut gut daran, sich mittels Freihandelsabkommen breit abzustützen.

Unsere Chance für die Zukunft liegt in unseren Köpfen. Unser duales Bildungssystem wird weltweit anerkannt. Mit Mexiko gründeten wir auch eine Allianz für Berufsbildung. Auf Interesse stossen zudem unsere Innovationskraft und Technologie-Führerschaft: Während meines Staatsbesuchs im Frühling haben wir mit China eine strategische, innovative Partnerschaft unterzeichnet. Wir können stolz sein, dass der kleinen Schweiz international für ihre Errungenschaften grosser Respekt gezollt wird.

Exzellente Bildung und Innovationskraft: das sind unsere Trümpfe für die digitale Zukunft. Immer wieder hört man, die 4. Industrielle Revolution werde Arbeitsplätze vernichten. Diese pessimistische Sicht teile ich nicht. Die ersten drei industriellen Revolutionen haben die gleiche Angst ausgelöst. Aber jedes Mal gab es danach mehr Arbeitsplätze.

Zuversichtlich stimmt mich auch der unternehmerische Geist in unserem Land. Über 10‘000 Unternehmen werden in der Schweiz jährlich gegründet. Nicht alle schaffen es. Aber den mutigen Unternehmer zeichnet aus, dass er es probiert und das Scheitern in Kauf nimmt. Sich aufrappelt und nochmals beginnt. In einer immer schneller sich drehenden digitalen Welt wird das noch bedeutender. Das mutige Unternehmertum müssen wir fördern.

Dazu leisten Sie mit den Wirtschaftswochen an der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf einen wichtigen Beitrag. Auch in der digitalen Zukunft muss die Wirtschaft auf optimale Rahmenbedingungen zählen können. Der Bund ist hier nicht untätig geblieben und hat im Frühjahr seine Strategie "Digitale Schweiz" verabschiedet. Jetzt treibt er verschiedene Projekte voran.

Ein Beispiel: Im Dezember wird mein Departement dem Bundesrat einen Bericht zur Digitalen Wirtschaft vorlegen. Airbnb und Uber sind zwei ebenso spannende wie umstrittene Stichworte dazu. Im digitalen Zeitalter bleibt der liberale Arbeitsmarkt erst recht ein Garant für unseren Wohlstand. Immer wieder gibt es Stimmen, die ein stärkeres Eingreifen des Staates verlangen. Eine interventionistische Industriepolitik wird gefordert. Ich bin überzeugt: Das ist der falsche Weg. Gerade weil wir einen liberalen Arbeitsmarkt haben, ist die Schweiz erfolgreicher als andere Staaten.

Schauen Sie auf die Zahlen: In der Schweiz steht der Industriesektor mit 20% BIP-Anteil immer noch relativ gut da. In Frankreich hingegen – ein Land, das eine ziemlich aktive Industriepolitik kennt – sind es gerade mal noch 13%. Wenn wir es also schaffen, in der digitalen Welt unseren liberalen Arbeitsmarkt zu erhalten, dann bestehen wir im Wandel. Dann sind wir gut gerüstet für die Zukunft, auch für die digitale.

Ich weiss, liebe Unternehmerinnen und Unternehmer, Sie haben nicht auf Bundesbern gewartet. Für die meisten unter Ihnen ist die Digitalisierung nicht Zukunftsmusik, sondern längst gelebter Alltag. Bleiben Sie am Ball!Zum Wohl Ihrer Unternehmen und zum Wohl der Schweiz. Und engagieren Sie sich bitte weiter für die künftigen Unternehmerinnen und Unternehmer.

Ich bin sicher, von den über 100‘000 Absolventen Ihrer Wirtschaftswochen hat die eine oder der andere ein erfolgreiches Unternehmen gegründet. Und allen anderen schadet ein wenig Unternehmerluft sicher nicht. Ich erhebe mein Glas. Auf Sie und auf Thomas Schmidheiny.

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


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