ETH-Bereich ist auf stabile und ausreichende Finanzierung durch den Bund angewiesen

Bern/Zürich, 27.05.2016 - Der ETH-Rat hat an seiner Sitzung vom 25./26. Mai 2016 unter anderem die Finanz- und Investitionsplanung des ETH-Bereichs für das Jahr 2017 behandelt. Zudem hat er von den Evaluationen der Eawag und der Fakultät Informatik und Kommunikation der EPFL Kenntnis genommen. Im Weiteren berichtete die EPFL über erste Fortschritte bei der Umsetzung der notwendigen organisatorischen Verbesserungsmassnahmen als Folge der entstandenen Mehrkosten beim Gebäude ME.

Im Rahmen der Beratung der Finanz- und Investitionsplanung des ETH-Bereichs für das Jahr 2017 betonte der ETH-Rat erneut, dass eine stabile und ausreichende Finanzierung durch den Bund eine zwingende Voraussetzung sei, um die ambitionierten Ziele zu erreichen, die der Bundesrat dem ETH-Bereich für 2017–2020 vorgegeben hat. Für den ETH-Bereich sind die Bundesmittel entscheidend, da sie beinahe 90 Prozent seines Budgets ausmachen. Der ETH-Rat sieht die stabile und ausreichende Finanzierung durch den Bund indessen gefährdet. So soll gemäss Stabilisierungsprogramm 2017–2019 des Bundesrats das ursprünglich vorgesehene Budget bei Bildung, Forschung und Innovation um fast eine halbe Milliarde Franken gekürzt werden.

Eine Annahme der «Milchkuh-Initiative» am 5. Juni 2016 hätte weitere Kürzungen im Bildungsbereich von jährlich 350 Millionen Franken zur Folge. Für den ETH-Rat ist klar: Solche Kürzungen gefährden die hohe Qualität von Bildung und Forschung und schwächen den Wissens- und Technologietransfer. Die Schweiz braucht vielmehr zusätzliche Investitionen in Bildung, Forschung und Innovation. So planen die Institutionen des ETH-Bereichs, in den nächsten Jahren zusätzlich in die Innovationskraft der Schweiz zu investieren und vier zukunftsweisende Forschungsbereiche voranzutreiben. «Damit wollen wir beispielsweise gemeinsam mit KMU und Industrie einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Industrie 4.0 leisten und so Arbeitsplätze in der Schweiz halten», sagt Fritz Schiesser. «Um diesen Projekten den notwendigen Schub zu verleihen und dem Denk- und Werkplatz Schweiz dadurch neue Impulse zu geben, braucht es in der BFI-Botschaft 2017–2020 zusätzliche Mittel für den ETH-Bereich.»

ETH-Rat unterstützt RTS-Ansiedlung auf Campus EPFL

Radio Télévision Suisse Romande (RTS) beabsichtigt, auf dem Campus der EPFL ein Gebäude zu errichten. Für die EPFL eröffnet die strategische Allianz mit RTS neue und sehr zukunftsträchtige wissenschaftliche Perspektiven, etwa im Bereich von Fragen der digitalen Archivierung und der Entwicklung von Medientechnologien, aber auch im Bereich des digitalen Lehrens und Lernens. Der ETH-Rat hat sich ein Bild verschafft über die damit verbundenen mittel- und langfristigen strategischen Entwicklungsperspektiven des EPFL-Campus und seiner Freude über das Zusammenarbeitsvorhaben der EPFL mit RTS Ausdruck verliehen. Der ETH-Rat wird beim Bund die Abgabe des entsprechenden Grundstücks im Baurecht an die RTS beantragen.

Kostenüberschreitung Gebäude ME der EPFL: Verbesserungsmassnahmen eingeleitet

Wie Ende April vor dem Hintergrund der Audit-Berichte bezüglich des ME-Gebäudes angekündigt, hat die EPFL den ETH-Rat über Verbesserungsmassnahmen orientiert, die sie beim Management ihrer Immobilienprojekte eingeleitet hat. Diese Massnahmen betreffen eine Klärung bezüglich der Verwendung der verschiedenen Baukostenpläne (BKP), die Verbesserung der Informatiksysteme und Prozesse im Management der Immobilienprojekte, den Ersatz des IT-Systems Argus durch SAP sowie die Eingliederung der Finanzverantwortlichen aus dem Bereich Immobilien und Infrastruktur in den Bereich Finanzen der EPFL. Alle Massnahmen werden im Verlauf dieses Jahres umgesetzt oder eingeleitet. Darüber hinaus wird der designierte Präsident der EPFL per 1. Januar 2017 die Position eines CFO einrichten.

Eawag und Fakultät Informatik und Kommunikation der EPFL evaluiert

Zur Qualitätssicherung und Organisationsentwicklung lassen die Institutionen des ETH-Bereichs ihre Einheiten in regelmässigen Abständen durch internationale Expertengruppen evaluieren. Der ETH-Rat nahm Kenntnis von den Evaluationen der Eawag und der Fakultät Informatik und Kommunikation der EPFL. Er konnte sich zudem davon überzeugen, dass die beiden Institutionen die Empfehlungen der Expertengruppen in ihren Strategieprozessen berücksichtigen werden. Die Expertinnen und Experten bezeichnen die Eawag als eines der führenden Wasserforschungsinstitute weltweit. Mit ihrer stark interdisziplinär ausgerichteten Forschung und der intensiven Zusammenarbeit mit Partnern aus der Praxis nimmt sie eine wichtige Brückenfunktion zwischen Grundlagenforschung und Anwendung ein. Der Fakultät Informatik und Kommunikation der EPFL wird durch die Expertinnen und Experten eine herausragende internationale Positionierung in Forschung und Lehre attestiert. Die exzellente Forschung, die Förderung neuer Initiativen, wie zum Beispiel die Datenwissenschaften, sowie attraktive Lehrangebote sind Anziehungspunkte für hochqualifizierte Forschende und Studierende.

ETH-Rat plant, neue Kategorie «affiliierte Professuren» zu schaffen

Um die Möglichkeiten der Zusammenarbeit der beiden ETH mit in- und ausländischen Forschungs­institutionen zu fördern, plant der ETH-Rat, die neue Kategorie «affiliierte Professuren» zu schaffen. Ziel ist, dass ausgewählte Persönlichkeiten einer in- oder ausländischen Forschungsinstitution im Rahmen eines institutionellen Zusammenarbeitsvertrags mit einem kleinen Beschäftigungsgrad als «affiliierte Professorinnen und Professoren» an einer ETH tätig sein können. Im Gegenzug sollen Professorinnen und Professoren der beiden ETH als Fellows bei der entsprechenden Forschungs­institution tätig sein. Dafür braucht es eine neue Rechtsgrundlage in der Professorenverordnung ETH. Der ETH-Rat wird die Ämterkonsultation sowie die Anhörung der Institutionen des ETH-Bereichs im Sommer 2016 in die Wege leiten.

Frauenanteil im ETH-Bereich weiter erhöhen

Der ETH-Rat und die Institutionen des ETH-Bereichs streben eine Erhöhung des Frauenanteils in Lehre und Forschung sowie insbesondere in Führungspositionen und Entscheidungsgremien an. Zur Förderung der Chancengleichheit wendet der ETH-Bereich mindestens 0,4 Prozent des Finanzierungsbeitrags des Bundes auf. An den beiden ETH liegt der Frauenanteil auf Stufe Bachelor/Master bei knapp 30 Prozent, auf Stufe Professur bei 14 Prozent. Der Unterschied zwischen den Frauenanteilen auf den verschie­denen akademischen Stufen im ETH-Bereich ist inzwischen zwar geringer als früher – 2004 betrug der Frauenanteil auf Stufe Professur 7 Prozent – aber immer noch erheblich. Der ETH-Bereich hat deshalb verschiedene Massnahmen ergriffen. Unter anderem bietet er seit 2007 das Karriereentwicklungs­programm «Fix the Leaky Pipeline!» an. Dessen Ziel ist die Förderung der Wissenschaftskarrieren von Doktorandinnen und weiblichen Postdocs. In den letzten vier Jahren haben über 650 Nachwuchs­wissenschaftlerinnen an Veranstaltungen, Kursen und Coachings teilgenommen. Aufgrund der grossen Nachfrage und des Erfolgs finanzieren die Institutionen des ETH-Bereichs sowie der ETH-Rat das Programm auch von 2017 bis 2020.

ETH-Rat nimmt Rechenschaftsbericht 2015 der ETH-Beschwerdekommission zur Kenntnis

Die ETH-Beschwerdekommission ist ein erstinstanzliches Spezialverwaltungsgericht, das über Beschwerden gegen Verfügungen von Organen des ETH-Bereichs entscheidet. Die Beschwerden betreffen vorwiegend das Personal- und Hochschulrecht. Die Entscheide der ETH-Beschwerdekommission können an das Bundesverwaltungsgericht weiter gezogen werden. Gemäss dem Rechenschaftsbericht gingen im letzten Jahr 69 Beschwerden ein (2014: 64). Davon konnten 68 Fälle innerhalb von zwölf Monaten erledigt werden. Der Rechenschaftsbericht ist auf der Website des ETH-Rats publiziert.


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Rat der Eidgenössischen Technischen Hochschulen
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