Künftiger Ausbau des Bahnangebots: Mehr Züge und bessere Anschlüsse

Bern, 06.04.2006 - Im Rahmen der von den eidg. Räten gewünschten Gesamtschau zur „Zukünftigen Entwicklung der Bahnprojekte“ (ZEB) hat eine Planungsgruppe von BAV und SBB Vorschläge für das Bahnangebot der Zukunft erarbeitet. Mit Investitionen in der Höhe von 4,7 Mrd. Franken soll der Zugsverkehr auf den Hauptachsen in den kommenden 20 Jahren schneller und dichter werden. Nach der Vernehmlassung bei den Kantonen wird das BAV eine Botschaft zuhanden der eidg. Räte ausarbeiten.

Der Bund will das Angebot des öffentlichen Verkehrs kontinuierlich verbessern. Finanziert wird der Ausbau mit den verbleibenden Mitteln aus dem FinöV-Fonds. Im Rahmen von ZEB geht das Bundesamt für Verkehr davon aus, dass bis ins Jahr 2030 noch rund 6–7 Mia. Franken für die Weiterentwicklung von Bahn 2000 zur Verfügung stehen werden. Wie hoch die Summe letztlich sein wird, hängt von der Kostenentwicklung der übrigen FinöV-Projekte ab. Um darauf reagieren zu können, ist die Vorlage in ein Kernangebot mit Infrastrukturkosten von rund 4,7 Mia. Franken und in Erweiterungsoptionen aufgeteilt. Diese werden gegenwärtig durch die gemeinsame Planungsgruppe vertieft.

Die Planung des Kernangebots für den Personenfern- und den Güterverkehr basiert auf dem Konzept Bahn 2000. Sie definiert, wo künftig in die Bahninfrastruktur investiert werden muss. Der Ausbau soll dort erfolgen, wo Kapazitätsengpässe bestehen und wo das Marktpotenzial am grössten ist. Dem entsprechend sieht das Kernangebot nur Ausbauten der Infrastruktur vor, wo diese aufgrund der geplanten Angebotsverbesserungen zwingend sind. Aufgrund des Kosten-Nutzen-Verhältnisses und wegen des beschränkten Finanzrahmens musste auf die ganz grossen Einzelobjekte verzichtet werden.

Verbesserungen für die ganze Schweiz

Das Kernangebot setzt die Planungsphilosophie von Bahn 2000 fort. Sie ermöglicht seit Dezember 2004 landesweit bessere Anschlüsse sowie schnellere Verbindungen und ein dichteres Angebot. Auch der Entwicklung des Güterverkehrs trägt das Kernangebot Rechnung. Die Planung basiert auf der heutigen Bahninfrastruktur, schliesst aber bereits den 2007 in Betrieb gehenden Lötschberg-Basistunnel ein. Der Gotthard-Basistunnel sowie die bereits vom Parlament beschlossenen Ausbauten zur Verbesserung der Anschlüsse an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz sind in der Planung ebenfalls berücksichtigt. Sie setzt zudem voraus, dass die geplanten neuen Linien Zürich–Oerlikon (Durchmesserlinie, DML), Genf–Annemasse (CEVA) und Mendrisio–Varese in Betrieb sein werden.

Kernangebot: schneller, häufiger und bessere Anschlüsse

Das Kernangebot ermöglicht folgende Verbesserungen:

Personenfernverkehr:

  • Bessere Anschlussknoten in: Lausanne, Biel, Delémont, Interlaken Ost, Luzern, St. Gallen (neben den bestehenden Anschlussknoten in Bern, Basel und Zürich sowie Visp, das mit der Eröffnung des Lötschbergbasistunnel Ende 2007 zum Knoten aufgewertet wird).
  • Mehr Züge auf folgenden Strecken: Lausanne–Fribourg-Bern–Zürich, Yverdon–Biel–Olten–Zürich–Winterthur–St. Gallen sowie auf der Gotthard-Achse Verdichtungen an Wochenenden und zu Spitzenzeiten und zusätzliche Züge Zürich–Basel.
  • Schnellere Fahrtzeiten zwischen: Lausanne–Bern, Lausanne–Visp, Biel–Olten–Zürich, Zürich–St. Gallen, Zürich–Winterthur–Kreuzlingen, Basel/Zürich–Bellinzona–Mailand. 

Güterverkehr:

  • Kapazitätssteigerung auf der Nord–Süd-Achse, Qualitätssteigerungen zur Sicherung der Konkurrenzfähigkeit im  Binnenverkehr.
  • Beschleunigung der Gütertrassen West–Ost (Lausanne Triage–Rangierbahnhof Limmattal)
  • 260 Gütertrassen via Gotthard-Basistunnel. Nutzung des nachfragebedingt geringeren Trassenbedarfs im Transitgüterverkehr am Wochenende für Verdichtungen im Fernverkehrsangebot.
  • Erhöhung der Import–Export-Kapazität (von Basel in den Rangierbahnhof Limmattal).

Kernangebot als Basis für die Weiterentwicklung der S-Bahn-Systeme

Die Weiterentwicklung der S-Bahn-Systeme ist dringend auf eine stabile Planungsbasis des Personenfernverkehrs angewiesen. Gegenwärtig ist die Planung von S-Bahn-Erweiterungen erschwert, da diesen die Basis fehlt. Das Kernangebot schafft diese Planungsgrundlage, um die Entwicklung der S-Bahn-Systeme im engen Dialog mit den Kantonen vorantreiben zu können.

Investitionen in allen Landesteilen

Die Ausbauten, die für das Umsetzen des Kernangebots nötig sind, belaufen sich auf rund 4,7 Mia. Franken. Mit den Ausbauten streben BAV und SBB den maximalen Nutzen bei minimalen Kosten an. Das Wegbrechen einzelner Ausbauten würde zudem das komplexe Konzept als Ganzes in Frage stellen.

Im Dreieck Lausanne–Biel–Bern sind Ausbauten von gut 500 Mio. Franken vorgesehen. Ausgebaut werden sollen die Gleisanlagen in den Bahnhöfen Lausanne und Bern sowie die Strecken zwischen Lausanne und Renens und zwischen Lausanne und Bern. Im Wallis sollen rund 100 Mio. Franken investiert werden, um die Streckengeschwindigkeit zu erhöhen.

Im Korridor Olten–Zürich/Basel sind Investitionen im Umfang von rund 2 Mrd. Franken geplant. Als grösste Einzelobjekte vorgesehen sind eine neue, weitgehend im Tunnel verlaufende Strecke zwischen Rupperswil und Gruemet (NBS Chestenberg) sowie einen neuen Tunnel zwischen Däniken und Schönenwerd (NBS Eppenberg). Verbessert werden zudem die Ein- und Ausfahrt in den Adlertunnel bei Liestal sowie die Zufahrten im Raum Olten.

Östlich von Zürich dienen die Infrastrukturausbauten von rund 600 Mio. Franken dazu, die heute mit über 400 Zügen im Tage überlastete Strecke nach Winterthur leistungsfähiger zu machen. Östlich von Winterthur fliessen weitere 200 Mio. Franken in die Infrastruktur zur Fahrzeitverkürzungen sowie in Gleisausbauten zur besseren Integration des Güterverkehrs. 

Die geplanten Investitionen von rund 700 Mio. Franken (inkl. Zufahrten NEAT-Altptransit) auf der Nord–Süd-Achse dienen der optimalen Nutzung des Gotthard-Basistunnels. Zwischen der Schweizer Grenze und dem Nordportal des Gotthard-Basistunnels wollen BAV und SBB die Leistungsfähigkeit der Strecke verbessern. Im Tessin wird die Luino-Achse als Verbindung zu den grossen Güterterminals nördlich von Mailand  ausgebaut. Zudem müssen die Perrons in den grösseren Bahnhöfen verlängert werden. 

Verzicht auf Grossprojekte

Die heutige Planung sieht Einzelinvestitionen zwischen 10 Millionen und 1 Mia. Franken an rund 50 Stellen des SBB-Netzes vor. Die Genauigkeit der Kostenschätzung für die bereits definierten Ausbauten wird nun weiter vertieft. Nicht Teil des Kernangebots sind die in Rahmen von Studien untersuchten neuen Tunnelstecken Ligerz–Twann, Liestal–Olten (Wisenberg), Gruemet–Killwangen-Spreitenbach (Heitersberg II), Zürich Flughafen–Winterthur (Brüttener) sowie Thalwil–Baar (Zimmerberg II). Ebenfalls nicht enthalten sind Investitionen in die Infrastrukturen anderer Bahnen als der SBB sowie die Kosten für Abstellgleise und die Energieversorgung.


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