Der Marcel-Benoist-Preis 2009 geht an Françoise Gisou van der Goot

Bern, 12.10.2009 - Unter dem Vorsitz von Bundesrat Pascal Couchepin hat der Rat der Marcel-Benoist-Stiftung den mit Fr. 100'000.-- dotierten Marcel-Benoist-Preis 2009 Frau Professorin Françoise Gisou van der Goot vom Global Health Institute an der ETH Lausanne zugesprochen. Sie wird ausgezeichnet für ihre Studien über den Mechanismus, mit dem die von Bakterien bei einer Infektion verwendeten Toxine in Zellen eindringen, und über die Reaktionen der angegriffenen Zellen. Pascal Couchepin empfängt Gisou van der Goot am 12. Oktober in Bern. Zum ersten Mal wird der Preis einer Frau verliehen, und zum ersten Mal geht er allein an die EPFL.

Gisou van der Goots Forschung konzentriert sich auf eine Waffe, die Bakterien bei einer Infektion einsetzen: die Produktion von Proteinen, sogenannten Toxinen, die bestimmte Funktionen der Wirtszellen beeinflussen, umgehen oder lähmen. Im Fokus ihrer Studien stehen die Fragen, wie Toxine in Zellen eindringen und mit welchen Mechanismen die Wirtszellen diese Toxine aufspüren und zu bekämpfen versuchen.

Gisou van der Goots Arbeiten beeinflussen zahlreiche Bereiche. Sie tragen zum Verständnis sogenannter konformationeller Krankheiten bei, die durch fehlerhafte Proteinfaltung verursacht werden. Zu diesen Krankheiten gehören zum Beispiel die Mukoviszidose oder die sehr schwere Krankheit Hyaline Fibromatose.
Ihre Untersuchungen sind aber auch im Kampf gegen Bioterrorismus von grosser Bedeutung. Biologische Waffen sind lebende Mikroorganismen oder deren Toxine, die verwendet werden, um zu militärischen oder kriminellen Zwecken Menschen Schaden zuzufügen. Eine solche Waffe ist Anthrax, das durch die Anthrax-Anschläge unmittelbar nach den Terrorattacken vom 11. September 2001 traurige Berühmtheit erlangte. Die Sporen des Krankheitserregers Bacillus anthracis keimen, sobald sie über die Atemwege in die Lungen gelangt sind, und produzieren das sogenannte Anthraxtoxin. Im Labor von Gisou van der Goot wird die Funktionsweise dieses Toxins erforscht.
Françoise Gisou van der Goot wurde 1964 als holländische Staatsangehörige in Teheran geboren und promovierte in molekularer Biophysik an der Universität Paris VI. Später lehrte sie an der Universität Genf. 2006 ernannte sie der ETH-Rat zur ordentlichen Professorin für Mikrobiologie an der Fakultät für Life Sciences an der EPFL. Sie ist Leiterin eines Labors am Global Health Institute der ETH Lausanne. Für ihre Arbeit erhielt die Professorin bereits viele Preise, so auch den Leenards-Preis 2009.

Der als „schweizerischer Nobelpreis“ bezeichnete Marcel-Benoist-Preis zeichnet seit 1920 jedes Jahr in der Schweiz etablierte Wissenschaftler für ihre bedeutenden Arbeiten und deren Auswirkung auf das menschliche Leben aus (weitere Informationen unter www.marcel-benoist.ch). Der Präsident der Marcel-Benoist-Stiftung und Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern wird Françoise Gisou van der Goot die Auszeichnung am 24. November 2009, anlässlich einer öffentlichen Feier an der ETH Lausanne, überreichen. Zum ersten Mal wird eine Frau mit dem Marcel-Benoist-Preis ausgezeichnet. Ebenfalls zum ersten Mal geht die Auszeichnung allein an die EPFL, nachdem diese den Preis bereits 1973 gemeinsam mit den Universitäten Lausanne und Genf entgegennehmen durfte.


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