Drogen weiterhin leicht erhältlich – erneut weniger Drogentote - Schweizerische Betäubungsmittelstatistik 1999

Bern, 30.03.2000 - Auch im vergangenen Jahr waren in der Schweiz alle gängigen Drogen zu günstigen Preisen und in beträchtlicher Menge erhältlich. Die Polizei stellte 1999 im Vergleich zum Vorjahr mehr Kokain und ungefähr gleich viel Heroin, jedoch deutlich weniger Cannabisprodukte sicher. Die Todesfälle wegen Drogenmissbrauchs nahmen erneut von 210 auf 181 ab.

Die Anzahl der Drogentoten ging auch im vergangenen Jahr weiter zurück. Dank vermehrten Angeboten im Bereich Therapie und Ueberlebenshilfe sank die Rekordzahl von 419 Todesopfern im Jahr 1992 innert sieben Jahren auf 181 Todesopfer. Die Betäubungsmittelstatistik erfasst allerdings nur die polizeilich erfassten Drogentoten. Gemäss Schätzungen von Suchtfachleuten sterben jedes Jahr weitere rund 200 Personen, die Drogen injizieren, an den Folgen von Infektionskrankheiten (Aids, Gelbsucht).

Das in der Schweiz gehandelte und konsumierte Heroin gelangt aus der Türkei vorwiegend über die verschiedenen Balkanrouten auf dem Landweg in die Schweiz. Der Heroinhandel wird zu grossen Teilen von Albanern aus dem Kosovo und Albanien kontrolliert. Trotz dem Kosovo-Konflikt kam es im letzten Jahr nie zu Versorgungsengpässen. Der Handel wird über mehrere Stationen abgewickelt: Die wichtigsten Dealer bleiben im Hintergrund und haben keinen Kontakt zu den Abnehmern, während vorwiegend jugendliche Dealer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren das Strassengeschäft besorgen. 1999 konnte die Polizei 397 kg Heroin beschlagnahmen, d.h. ungefähr die gleiche Menge wie im Vorjahr (403 kg). Umschlagplatz Nummer eins bleibt der Kanton Zürich, wo 239 kg Heroin aus dem Verkehr gezogen wurden (rund 60% der gesamten Sicherstellungen).

Zürich bleibt auch das Eingangstor der Schweiz für das Kokain, das zum grössten Teil aus Lateinamerika eingeflogen wird. Rund drei Viertel des insgesamt sichergestellten Stoffes (210 kg von 288 kg) wurden im Kanton Zürich beschlagnahmt. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Sicherstellungen um rund 15% an. Der Kokainhandel wird von Tätern aus Schwarzafrika und Lateinamerika sowie von Italienern und Spaniern kontrolliert. Auch Gruppierungen aus Ex-Jugoslawien und der Türkei haben im Kokainhandel Fuss gefasst.

Illegaler Anbau und Vertrieb von Drogenhanf
Die meisten Hanffelder in der Schweiz dienen der illegalen Betäubungsmittelgewinnung. Gemäss polizeilichen Schätzungen dürften jährlich 1,5 bis 10 Tonnen Haschisch und 50 bis 200 Tonnen Marihuana hergestellt werden. In der Schweiz wird der illegale Handel mit Haschisch vorwiegend auf der Gasse abgewickelt. Marihuana wird hauptsächlich durch ein fast lückenloses Netz von Hanfläden in Form von "Duftkissen" und "Hanftalern" vertrieben. Drogenhanfprodukte "Made in Switzerland" werden auch ins Ausland exportiert. Insgesamt stellte die Polizei letztes Jahr 8,4 Tonnen Cannabisprodukte (Vorjahr: 14,9 Tonnen) sicher.

Nachdem die grossen Rave-Partys und Techno-Veranstaltungen seltener geworden sind, findet der Handel mit Ecstasy vorwiegend in Diskotheken und anderen Nachtlokalen statt. Der Stoff wird hauptsächlich von spezialisierten jugendlichen Kleindealern angeboten. Die sichergestellte Menge von Ecstasy nahm nach den massiven Zunahmen in den 90er Jahren wie im Vorjahr erneut ab, und zwar von 73'914 auf 67'343 Dosen. Die sichergestellten Dosen stammen hauptsächlich aus den Niederlanden.

Weniger Anzeigen
Die Anzahl der Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz ging im vergangenen Jahr leicht von 45'726 auf 44'336 zurück (- 3%). Die 3715 Verzeigungen wegen Drogenhandels entsprechen ungefähr der Anzahl des Vorjahres (3734) und machen 8,4% der Anzeigen wegen Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz aus. 86% der verzeigten Drogenhändler waren Ausländer. Die Verzeigungen wegen Drogenkonsums gingen von 37'110 auf 35'314 zurück und machen 79,6% der Anzeigen wegen Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz aus. Die Anzeigen gegen Erstkonsumenten stiegen von 12'627 auf 16'278 stark an (+29%).


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