Weltkonferenz über biologische Vielfalt: Verluste bis 2010 stoppen

Bern, 09.05.2008 - Vom 19. bis 30. Mai 2008 findet in Bonn die 9. Vertragsparteienkonferenz zum Übereinkommen der Vereinten Nationen über die biologische Vielfalt (COP9) statt. Dabei werden insbesondere die in der Land- und Forstwirtschaft ergriffenen Massnahmen überprüft. Die Schweizer Delegation wird dafür eintreten, dass das auf internationaler Ebene festgelegte Ziel – nämlich den Verlusten an Biodiversität bis zum Jahr 2010 Einhalt zu gebieten – weiterverfolgt wird. Bundesrat Moritz Leuenberger wird am Ministersegment der Konferenz teilnehmen.

Das UNO-Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Biodiversitätskonvention) ist nebst der UNO-Klimakonvention das wichtigste internationale Umweltabkommen. Es wurde 1992 mit folgenden Zielen ins Leben gerufen: Erhaltung der biologischen Vielfalt, deren nachhaltige Nutzung, Regelung des Zugangs zu genetischen Ressourcen und gerechte Aufteilung der Vorteile aus deren Nutzung (siehe Faktenblatt 1).

Während der Konferenz in Bonn werden die Staaten die Überprüfung der Massnahmen fortsetzen, die 2002 am Erdgipfel von Johannesburg beschlossen worden waren, um das Ziel - den Verlusten an biologischer Vielfalt bis zum Jahr 2010 Einhalt zu gebieten - zu erreichen.

Die Vertragsparteien werden sich namentlich mit folgenden Fragen befassen:

  • Umsetzung des Programms des Übereinkommens zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft und Bewirtschaftung der Arten und der natürlichen Lebensräume auf nationaler und internationaler Ebene. Ebenfalls auf der Agenda steht die Frage nach der Förderung biogener Treibstoffe. Die Schweiz wird sich hierbei für die Errichtung eines internationalen Rahmens engagieren, um die nationalen Initiativen zu harmonisieren. Dabei wird sie ihre Gesetzgebung vorstellen. Die Schweiz spielt in diesem Bereich eine Vorreiterrolle, ist sie doch das erste Land, das per 1.Juli 2008 ökologische und soziale Kriterien zur Förderung biogener Treibstoffe einführt (siehe Faktenblatt 2).
  • Umsetzung des Programms der Konvention über die biologische Vielfalt der Wälder auf nationaler und internationaler Ebene. Vor allem Tropenwälder gehören zu den wichtigsten Reservoirs der Biodiversität. Die Schweiz wird sich für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Artenvielfalt im Wald stark machen. Sie unterstützt das mittelfristige Ziel, 10% der Waldflächen unter Schutz zu stellen.
  • Synergien zwischen Klimapolitik und Erhaltung der Ökosysteme. Die Schweiz unterstützt diesen Ansatz. Synergien können beispielsweise im Bereich der Wälder gefunden werden, die nicht nur als Biodiversitätsreservoirs fungieren, sondern während ihres Wachstums auch grosse Mengen CO2 speichern können.
  • Weltweite Erhaltung von natürlichen Gebieten und von Ökosystemen. Die Schweiz unterstützt das Schutzgebietprogramm, das einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung des Ziels von 2010 leisten will. Die Bewahrung von ausreichend weiträumigen Lebensräumen von guter Qualität und ihre Vernetzung mit andern natürlichen Schutzgebieten sind für die Arterhaltung unverzichtbar
  • Erarbeitung einer internationalen Rechtsordnung zur Sicherstellung des Zugangs zu genetischen Ressourcen und der Verteilung der Vorteile aus deren Nutzung. Die Entwicklungsländer, die über eine enorme Artenvielfalt verfügen, setzen sich für einen strengen und verbindlichen Rahmen ein. Die Industrienationen, darunter die Schweiz, plädieren für ein System, das sich auf die bereits bestehenden Instrumente abstützt und den Zugang zu den Ressourcen garantiert. Die Schweiz hat ausserdem im Bundesgesetz über die Erfindungspatente festgehalten, dass der Patentbewerber sowohl die Quellen der genetischen Ressourcen als auch jene des damit verbundenen traditionellen Wissens, zu denen er für seine Erfindung Zugang hatte, deklarieren muss.

Ministersegment vom 28. bis 30. Mai 2008

Die Schweizer Delegation, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern von BAFU, BLW, SECO und EDA, wird angeführt von Thomas Kolly, Chef der Abteilung Internationales beim BAFU. Bundesrat Moritz Leuenberger wird am Ministersegment vom 28. bis 30. Mai 2008 teilnehmen. Die Minister werden sich insbesondere zu den Schutzgebieten und zur Unterstützung der Entwicklungsländer durch die Industrienationen bei der Schaffung solcher Gebiete äussern. Weitere Gesprächsthemen betreffen die Errichtung eines internationalen Systems zur Sicherstellung des Zugangs zu genetischen Ressourcen und zur Verteilung der Vorteile sowie die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und der Artenvielfalt in der Landwirtschaft.

Vor der Weltkonferenz über biologische Vielfalt findet in Bonn vom 12. bis zum 16. Mai zudem die 4. Tagung der Vertragsparteien des Protokolls von Cartagena über die biologische Sicherheit, eines Anhangs der Konvention, statt (siehe Kasten).

 

KASTEN
4. Tagung der Vertragsparteien des Protokolls von Cartagena über die biologische Sicherheit (Bonn, 12. – 16. Mai 2008) 

Im Vorfeld der COP9 findet in Bonn die 4. Tagung der Vertragsparteien des Protokolls von Cartagena (COP-MOP4) statt. Dieses Protokoll wurde im Rahmen des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die biologische Vielfalt unterzeichnet und bezweckt die Vermeidung von Risiken bei der Ausfuhr von gentechnisch veränderten Organismen (GVO).  Anlässlich dieser 4. Tagung der Vertragsparteien wird Gelegenheit soll knapp fünf Jahre nach der Inkraftsetzung des Protokolls (September 2003) eine erste Bilanz über seine internationale Umsetzung gezogen werden. Die wichtigsten von der COP-MOP4 behandelten Themen sind die erforderliche Begleitunterlagen für die grenzüberschreitenden Verbringung von lebenden veränderten Organismen, welche zur Verwendung als Lebens- oder Futtermittel vorgesehen sind, sodann Funktion und Aktivitäten der Informationsstelle für biologische Sicherheit, die Risikobeurteilung und das Risikomanagement mit Schwerpunkt juristische Fragen zu Haftung und Wiedergutmachung sowie die Einhaltung der spezifischen Verpflichtungen bezüglich gentechnisch veränderter Organismen.


Adresse für Rückfragen

Thomas Kolly, Chef der Verhandlungsdelegation, Abteilung Internationales, BAFU, Tel. 031 322 93 23 und Natel 079 828 48 45
Robert Lamb, stellvetretender Chef der Verhandlungsdelegation, Sektion Rio-Konventionen, Abteilung Internationales, BAFU, 079 593 28 45



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