Bund plant die Zukunft der nuklearen Entsorgung

Bern, 26.05.2003 - Die Arbeitsgruppe des Bundes für die nukleare Entsorgung (AGNEB) hat ihren 25. Tätigkeitsbericht veröffentlicht. Im Berichtsjahr 2002 verfasste sie ein Konzept für die Überprüfung des Entsorgungsnachweises für abgebrannte Brennelemente, hochaktive und langlebige mittelaktive Abfälle (BE/HAA/LMA). Sie arbeitet an einem Zeitplan für die Realisierung eines entsprechenden Lagers.

Die AGNEB erstellte ein Programm für die Überprüfung des Entsorgungsnachweises,
den die Nagra im Dezember 2002 bei den Bundesbehörden eingereicht hatte. Damit
will die Nagra aufzeigen, dass die Entsorgung der BE/HAA/LMA in der Schweiz grundsätzlich möglich ist. Die technische Überprüfung dieses Nachweises beansprucht rund zwei Jahre. Dann werden alle Interessierten – auch aus dem benachbarten Ausland – die Möglichkeit erhalten, sich in einem öffentlichen Auflageverfahren zu äussern. Auf
Grund der Resultate wird der Bundesrat den Entsorgungsnachweis beurteilen und voraussichtlich im ersten Quartal 2006 das weitere Vorgehen festlegen.

AGNEB-Zeitplan berücksichtigt neue Faktoren

Eine wesentliche Grundlage für den Bundesratsentscheid über die Entsorgung der
BE/HAA/LMA ist die Frage, ab welchem Zeitpunkt der Schweiz ein geologisches Tiefenlager zur Verfügung stehen muss. Bis anhin standen für die Inbetriebnahme die Jahre 2030 bis 2050 zur Diskussion. Neuste Unterlagen hinsichtlich der optimalen Beladung der Endlager-Behälter mit abgebrannten Brennelementen zeigen, dass eine zu frühe Inbetriebnahme eines Lagers aus technischen Gründen nicht zweckmässig ist. Zurückzuführen ist dies vor allem auf den Einsatz von MOX-Brennelementen (Wiederverwendung von Plutonium aus der Wiederaufarbeitung) und die heute üblichen höheren Abbrände der Brennelemente, welche eine längere Abkühlungszeit erfordern. Noch in diesem Jahr wird die AGNEB einen detaillierten Zeitplan erarbeiten.

Das Programm für die Entsorgung der schwach- und mittelaktiven Abfälle (SMA) erlitt mit der Ablehnung des Sondierstollens am Wellenberg durch die Bevölkerung des Kantons
Nidwaldens im September 2002 einen schweren Rückschlag. Dieser ist nicht auf technische, sondern auf politische Gründe zurückzuführen. Das Bundesamt für Energie
BFE und die AGNEB haben deshalb eine Klausur Entsorgung durchgeführt. Anfang April 2003 kamen alle betroffenen Bundesstellen und -kommissionen für zwei Tage zusammen. Die Teilnehmenden haben Ansätze für eine Entsorgunsstrategie skizziert
und wichtige Akteure definiert. Eine nächste Tagung findet im Herbst 2003 statt. In der
Zwischenzeit werden Arbeitsgruppen einzelne Themen vertieft bearbeiten. Die AGNEB
will bis Jahresende ein erstes Konzept für das weitere Vorgehen betreffend SMA entwerfen.

Ein praktisches Nachschlagewerk

Der 25. Tätigkeitsbericht gibt Auskunft über die Arbeiten der Behörden des Bundes,
welche für die nukleare Entsorgung zuständig sind, über das Paul Scherrer Institut und
die Arbeiten ausführender Stellen wie Nagra und Elektrizitätswirtschaft. Ein Abkürzungsverzeichnis, Internetadressen, eine Publikationsliste und neu eine Übersicht von Gruppierungen, die im Bereich Entsorgung tätig sind, machen den Bericht zu einem
Nachschlagewerk für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle in der Schweiz.

Die 1978 vom Bundesrat eingesetzte AGNEB besteht aus Vertretern jener Bundesstellen,
die mit den Tätigkeiten zur nuklearen Entsorgung betraut sind. Sie hat den Auftrag,
sich mit Fragen der Entsorgung zu befassen und dazu Stellung zu nehmen, die
Bewilligungsverfahren auf Bundesebene zu begleiten und Fragen der internationalen
Entsorgung zu behandeln.



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Bundesamt für Energie
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