38e Fête fédérale de hornuss

Walkringen, 25.08.2018 - Discours du président de la Confédération Alain Berset à l’occasion de la 38e Fête fédérale de hornuss – Seules les paroles prononcées font foi.

Beim Hornussen wird also der «Nouss» vom Abschlagbock in Richtung des «Ries» geschlagen - und die «Abtuer» der gegnerischen Mannschaft versuchen, den «Nouss» mit ihren Schindeln in seinem Flug zu unterbrechen, und zwar möglichst früh. Im Hornussen erkennt man zahlreiche andere Sportarten: Golf, Cricket, Tennis und Baseball. Unglaublich, was wir Schweizer alles erfunden haben. Im Ernst, meine Damen und Herren, das Hornussen erinnert mich noch viel stärker an etwas Anderes: An Reformen in der Schweiz.

Der Bundesrat befördert den «Nouss» in Richtung «Ries», Richtung Parlament und Volk - er macht also einen Vorschlag für eine Reform. Und Sie wissen ja: Auch Vorschläge sind Schläge. Oder - wie man am Hornusserfest wohl besser sagt - Auch Vorschläge sind Abschläge. Doch dann versuchen die Reformgegner, den «Nouss» abzufangen, den Vorschlag abzutun, den Reform-«Nouss» mit ihren Schindeln auf den Boden zu bringen, die Reform zu bodigen - zu bodigen! Nur schon das Wort weist mächtig auf das Hornussen hin.

Kurz: Das Hornussen gehört in jedes Staatskundebuch. Denn die Ähnlichkeit mit dem Reformprozess in der Schweiz geht noch weiter: Die Flugweite des «Nouss» ist stark von den Windverhältnissen abhängig - also davon, woher politisch gerade der Wind weht. Ein Spiel hat keine festgelegte Dauer - das kann man wohl sagen, wir versuchen jetzt seit 15 Jahren, die Altersvorsorge zu reformieren. Und, ganz besonders beunruhigend: An Eidgenössischen Hornusserfesten gibt es nicht nur drei, sondern vier Umgänge. Das klingt wie Urnengänge - schöne Aussichten für meine Zukunft im Bundesrat.

Das Hornussen ist eine Schweizer Tradition, die ebenso ehrwürdig wie lebendig ist. Und es verrät uns viel über unser Land. Denn Ihr Sport verbindet auf einzigartige Weise Einzelwettkampf und Mannschaftssport.

Auch die Schweiz lebt davon, dass wir alle Individualisten sind, die auf ihre Freiheit pochen - aber gleichzeitig auch wissen, dass diese Freiheit nur erhalten bleibt, wenn wir alle zusammen den Voraussetzungen für die Freiheit arbeiten: An einer Gesellschaft, die fair und solidarisch ist mit den Schwächeren. An einer Gesellschaft, in der die Menschen ein gutes und sicheres Leben haben.

Das Hornussen erinnert uns daran, dass die Schweiz ein faires, aber eben auch ein kämpferisches Land ist. Denn Hornussen - das bedeutet fairen Kampf. Das war nicht immer so. Heute gelten klare Regeln, aber zu Gotthelfs Zeiten sah das noch ein wenig anders aus. Es kam nach den Spielen oft zu Gewalt und Raufereien, die Behörden machten sie Sorgen und erwogen sogar Verbote. Es wurde getrickst, dass sich die «Stecken» bogen. Und, besonders unfair aus heutiger Sicht: die Schäden und die Verletzungen mussten die Verlierer berappen.

Aber Gotthelf liebte das Spiel trotzdem, weil er dessen Schönheit erkannte - und sich nicht beirren liess von den damaligen Begleiterscheinungen. In „Ueli der Knecht" schrieb er: «Es ist wohl nicht bald ein Spiel, welches Kraft und Gelenkigkeit, Hand, Aug und Fuss so sehr in Anspruch nimmt als das Hornussen."

Heute fliegen zum Glück keine Fäuste mehr, wenn der «Nouss» fliegt. Was leider nicht für alle Sportarten gilt. Als Gesundheitsminister begrüsse ich natürlich ganz besonders, dass sich das Spiel vom fast schon kriegerischen Charakter verabschiedet hat. Früher soll es ja sogar vorgekommen sein, dass man mit dem «Nouss» Mitglieder der gegnerischen Mannschaft zu treffen versucht hat.

Das heutige Hornussen kennt klare Regeln - aber mehr als das: Es ist von Fairplay geprägt. Das absichtlich zu hohe oder zu tiefe Setzen des «Nouss» gilt als Foul, auch wenn es keine Regel gibt, die es verbietet.

Der kämpferische und doch freundschaftliche Geist des Hornussens erinnert an unser Land. Auch unsere Demokratie lebt vom Streit - aber eben: vom zivilisierten Streit.

Natürlich wollen wir für unser Land nicht alle das gleiche - das wäre ja seltsam, da wir alle ja ganz verschieden sind. Natürlich treffen in der Schweiz verschiedene Weltbilder, Werte und Interessen aufeinander - das sorgt in unserem Land ja erst für Dynamik und Fortschritt.

Ein Land, in dem alle die gleiche Meinung haben, wäre gar nicht wünschenswert - sondern kraftlos und langweilig. In der Schweiz raufen wir uns - und dann raufen wir uns zusammen. Wir starten nicht mit dem Kompromiss, sondern mit den besten Vorschlägen und den stärksten Argumenten. Und dann finden wir uns.

Kompromisse auf Vorrat: Das wäre gar nicht im Sinne unseres politischen Systems, dem wir die Stabilität und Sicherheit unseres Landes ganz wesentlich verdanken. Das wäre wie ein Eidgenössisches Hornusserfest, bei dem gar niemand gewinnen will.

Im Bundesrat wird ebenso hart debattiert wie sonst in der Schweiz: Aber über etwas bin ich doch ausgesprochen froh als Bundespräsident, der ja die Sitzungen leitet: Egal, wie hart wir debattieren, egal, wie uneinig wir uns auch sein mögen: Wir hauen uns nach den Sitzungen nie den «Gring» ein!

Ich wünsche allen ein wunderschönes Eidgenössisches Hornusserfest!


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