La parità fra i sessi non è un ghiribizzo, ma un diritto fondamentale

Berna, 14.10.2017 - Assemblea dei delegati del PSS di Olten. Consigliera federale Simonetta Sommaruga. Vale il testo parlato.

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Vor bald 50 Jahren versammelten sich 5000 Frauen und Männer auf dem Bundesplatz.
Mittendrin leuchtete ein roter Mantel.
Der Mantel gehörte Emilie Lieberherr.

Emilie führte den Marsch auf Bern an.
"Händ vertraue id Fraue!" rief sie ins Mikrophon.
Der Slogan wurde sofort schweizweit bekannt.

Demonstriert haben die Menschen auf dem Bundesplatz für etwas, das in anderen demokratischen Staaten längst selbstverständlich war: das Stimm- und Wahlrecht für Männer und Frauen.

Der Mantel, den Emilie getragen hat, hängt mittlerweile im Schweizer Landesmuseum.
Die Forderungen der Frauenbewegung sind hingegen alles andere als „museal" geworden. Im Gegenteil.

Dass Frauen auch heute noch weniger verdienen und kaum je den Sprung in die Chefetage schaffen: Das hat wohl keine der Frauen geahnt, die damals auf dem Bundesplatz den Bundesrat und das Parlament auspfiffen.
Ihre Forderungen sind immer noch aktuell. Brandaktuell.
Und darum ziehe ich manchmal meinen roten Mantel an, wenn ich zur Arbeit gehe. Und denke an Emilie und daran, wieviel es für uns Frauen - und Männer - immer noch zu tun gibt.

Vom Frauenstimmrecht zum neuen Eherecht

Als das Frauenstimmrecht eingeführt wurde, war ich 11 Jahre alt. Die Männer in meiner Wohngemeinde hatten nein gesagt. Doch schweizweit stimmten zwei Drittel zu.

Der Gang zum Abstimmungslokal war in unserer Familie etwas Feierliches. Im Oktober 1971 also durfte meine Mutter zum ersten Mal auch ins Abstimmungslokal hineingehen und musste nicht mehr mit uns Kindern draussen auf den Vater warten. Jetzt gehörte sie zur Erwachsenenwelt.

Dass es soweit kam, dafür haben Sozialdemokraten und Frauenverbände jahrzehntelang gekämpft. Wie so häufig, wenn es in diesem Land um die Gleichstellung von Frauen und Männern geht.

Mit dem Frauenstimmrecht sind dann auch die ersten Frauen ins Parlament eingezogen.
Zwei von ihnen haben mich diesen Frühling an die Premiere des Films "Die göttliche Ordnung" begleitet. Gabrielle Nanchen und Hanna Sahlfeld-Singer.
An sie, an ihre Geschichte und an ihre Kämpfe, habe ich in den letzten Tagen häufig gedacht.
Denn ihre Geschichte ist die oft vergessene Geschichte unseres Landes.

Ihren Müttern ist noch beigebracht worden, dass es besser für sie ist, wenn die Männer die Hosen anhaben. Kauften sie sich selber ein paar Hosen, war das ein politisches Statement. Die Männer hatten das Sagen in diesem Land. Dass man damit die Hälfte der Bevölkerung für politisch unmündig erklärte, war vielen egal. Der SP nicht.

Die beiden Sozialdemokratinnen haben 1971 im Nationalrat angefangen. Es muss für sie eine seltsame Zeit gewesen sein. Die Frauen konnten jetzt mitbestimmen, wenn es um die grossen Fragen in diesem Land ging.
Doch daheim blieb alles beim Alten. Eine Ehefrau konnte sich allein nicht einmal einen Schreibtisch kaufen. Hierfür brauchte sie die Zustimmung ihres Gatten.

Erst Mitte der 80er Jahre hat das Parlament diesen Spuk beendet. Und es ist kein Zufall, dass jene Kräfte, die sich damals gegen das Gleichstellungsgesetz stemmten, auch heute die grossen Bremser sind, wenn es um Gleichstellung geht. Gewisse Dinge ändern sich eben nie. 

Gleichstellung in der Realität

Unsere Nationalrätinnen der ersten Stunde haben beide Kinder gehabt. Diese waren wohl etwa 20-jährig, als die Schweiz das Gleichstellungsgesetz eingeführt hat.
Wahrscheinlich dachten sie: "Jetzt sind wir am Ziel".
Das Gleichstellungsgesetz war tatsächlich ein grosser Fortschritt. Auf dem Papier sind damit tiefere Löhne für Frauen verboten.
Doch Gleichstellung auf dem Papier genügt nicht.
Es braucht Gleichstellung in der Realität.

Kein Mann würde sich damit zufrieden geben, wenn er Ende Monat 600 Franken weniger auf dem Konto hätte als seine Arbeitskolleginnen - nur weil er ein Mann ist.
"Geits no" wäre seine Reaktion.
Und genau so reagieren wir Frauen:
"Geits eigentlich no!"
Denn für die Frauen sind solche Lohnunterschiede eine traurige Realität.
Sie bringen die gleiche Leistung, haben die gleiche Erfahrung und die gleiche Ausbildung - nur ihr Lohn ist aufs Jahr gerechnet 7000 Franken tiefer, ohne dass es hierfür einen vernünftigen Grund gäbe.
Das ist nicht nur für jede betroffene Frau ein Skandal.
Das ist auch gesellschaftspolitisch ein Skandal. Denn im Lohnunterschied drückt sich letztlich nichts anderes aus als die Haltung: Die Frau ist weniger wert als der Mann. Und diese Haltung dulden wir nicht!

Das Gleichstellungsgesetz haben wir jetzt seit 21 Jahren.
Und die Frauen warten immer noch. Auf gleiche Löhne, und auf gleiche Aufstiegschancen.
Ich will nicht mehr warten.
Und dem Bundesrat ist der Geduldsfaden auch gerissen. 

Lohngleichheit und Geschlechter-Richtwerte

Deshalb haben wir zwei Vorlagen verabschiedet, mit denen wir diese Probleme endlich anpacken.
Die Diskriminierung bei den Löhnen gehen wir mit mehr Transparenz an. Die grossen Schweizer Firmen sollen alle vier Jahre ihre Löhne durchleuchten und das Ergebnis offen legen. Hinter Gitter muss niemand. Die Firmen müssen nur erklären, was sie gegen die Lohnunterschiede tun.
Für die Schweizer Wirtschaft ist diese Vorlage ein Klacks.
So eine Lohnanalyse dauert einen Tag.
Aber einen Vorwand, um nichts zu tun, den findet man immer.

Das ist auch beim Frauenanteil in den Chefetagen so.
Die Wahrscheinlichkeit, in der Chefetage auf eine Frau zu stossen, ist in der Schweiz etwa gleich gross, wie bei der Dorftombola den Hauptpreis zu gewinnen.
Bei der Tombola hat man fast nur Nieten.
In den Chefetagen hat man fast nur Männer.
9 von 10 Geschäftsleitungsmitgliedern sind Männer.
Und Besserung ist keine Sicht:
Wir haben's mal ausgerechnet: Wenn die Vertretung der Frauen in den Geschäftsleitungen der grossen Firmen so langsam zunimmt wie in den letzten 13 Jahren, dann werden wir im Jahr 2150 eine ausgeglichene Geschlechtervertretung haben.
Das dauert dem Bundesrat etwas zu lange. Unser Horizont reicht zwar weit, aber mit science fiction können wir uns nicht auch noch beschäftigen.
Deshalb schubst der Bundesrat die Firmen ein bisschen an - einfach so, dass sie erklären müssen, wenn sie es nach 10 Jahren immer noch nicht geschafft haben, dass von 10 Geschäftsleitungsmitgliedern 2 Frauen sind.

Wenn man gewisse Politiker reden hört, erhält man den Eindruck, wir würden mit den Zielwerten sämtliche Unternehmer in diesem Land enteignen und auf direktem Weg ins Verderben stürzen. Dabei wollen wir doch nur ein wenig Transparenz schaffen.

Aber die Geschichte wiederholt sich eben: Auch vor 50 Jahren haben Einige den Untergang der Schweiz herbeigeredet, als die SP zusammen mit den Frauenverbänden das Frauenstimmrecht forderte.

Seither hat es in einem - leider nur einem einzigen - Jahr sogar eine Frauenmehrheit gegeben im Bundesrat.
Die Schweiz ist jedenfalls kein Männerclub mehr.
Und die Schweizer Wirtschaft darf es auch nicht sein. Daran arbeiten wir in den kommenden Monaten. 

Einige werden versuchen, unsere Anliegen kleinzureden oder uns auf übermorgen zu vertrösten. Ihnen antworte ich: "Nicht als Bittende stehen wir hier. Sondern als Fordernde."
So hat es Emilie Lieberherr vor 50 Jahren ausgedrückt.
Und so ist es heute noch.
Gleichberechtigung ist kein exotischer Wunsch.
Sondern ein fundamentales Recht. Euch allen danke ich, dass wir zusammen für dieses Recht einstehen.

 


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