«Liechtenstein. Le raccolte principesche»

Berna, 11.11.2016 - Discorso del consigliere federale Alain Berset in occasione della vernice dell'esposizione «Liechtenstein. Le raccolte principesche» - Fa stato la versione orale.

De Gaulle sagte einst: „Staaten haben keine Freunde, sondern nur Interessen". Nun, ich kenne eine Ausnahme: Liechtenstein und Schweiz. Hier darf man durchaus von Freundschaft sprechen. Enger kann eine Verbindung zwischen zwei Ländern kaum sein - gesellschaftlich, wirtschaftlich und währungstechnisch und nicht zuletzt kulturell.

Das ist keine Selbstverständlichkeit: Denn was Geschichte und politische Traditionen angeht, sind das Fürstentum und die Eidgenossenschaft doch sehr verschieden. Das beweisen auch gewisse Exponate der fürstlichen Sammlungen eindrücklich:

  • Denken Sie nur an das prächtige Bildnis des Fürsten Joseph Wenzel I. von Liechtenstein im Ornat des Ordens vom Goldenen Vlies von 1740.
  • Oder an die Goldmedaille mit dem Porträt des Fürsten Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein aus dem Jahre 1694.

Von dieser Art der Selbstdarstellung können wir hier in der Schweiz nur träumen. Wir haben nur das Bundesrats-Foto. Und auch dafür gibt es Kritik. Und zwar jedes Jahr - auch wir haben unsere Traditionen.

Wir sind heute im Kunstmuseum Bern zusammengekommen, um miteinander die Ausstellung von Werken aus den Fürstlichen Sammlungen der Familie von und zu Liechtenstein zu eröffnen. Mit Fug darf man sagen: Es handelt sich um eine der hervorragendsten Privatsammlungen der Welt.

Dass diese der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, dass also das kulturelle Erbe seine Wirkung möglichst breit entfalten kann - das verdient
Dank und Anerkennung. Die fürstlichen Sammlungen umfassen Meisterwerke europäischer Kunst aus einem halben Jahrtausend - von der Gotik über die Renaissance bis zum Barock und zum Biedermeier. Zahlreiche der grössten Namen der europäischen Kunstgeschichte sind vertreten - von Raphael bis Tintoretto, von Frans Hals bis Rubens.

Was im Verlauf der Jahrhunderte angekauft wurde - und bis heute angekauft wird - ist mehr als eindrücklich. Hier war und ist ein Engagement am Werk, das grosse Kennerschaft paart mit einer unbeirrbaren Verpflichtung der Tradition gegenüber. Dieser weite Zeithorizont ist gerade heute bemerkenswert, wo langfristiges Denken und Handeln zwar rituell gefordert wird - aber dann eben doch nicht stattfindet.

Dieser Sinn für die „longue durée", diese Kontinuität über Jahrhunderte, hat auch eine Dimension, die über den ästhetischen Genuss hinausgeht. Denn diese grossartige Sammlung lässt uns Europa ganz konkret als Kulturraum erkennen. Und erinnert uns so daran, dass uns Europäer viel mehr verbindet, als man derzeit aufgrund der Zeitungslektüre vermuten würde. Nämlich unser kulturelles Fundament.

Dieses Bewusstsein für den Kulturraum Europa ist stärker als die tagespolitischen Versuche, Europa in der einen oder anderen Richtung politisch
zu deuten. In kleineren Ländern wie den unseren hat dieses Bewusstsein vielleicht sogar seine eigentliche Heimat. Schliesslich befinden sich unsere beiden Länder nicht nur auf der Karte in der Mitte Europas - sondern eben auch in der Kulturgeschichte.

Das heisst: Wir waren stets mit Europa verflochten. Und wir mussten uns stets gegen die grossen Nachbarn abgrenzen. Wir wissen deshalb - vielleicht besser als andere: Identitätsbildung entsteht nie nur über Abgrenzung. Sie bedeutet immer auch: Man lässt sich von der Inspiration anderer inspirieren. Und gibt so die kulturellen Impulse weiter, regional adaptiert und angereichert.

In dieser Ausstellung von Werken aus den Fürstlichen Sammlungen der Familie von und zu Liechtenstein sind Italien und Holland, sind Süd- und Nordeuropa gleichermassen vertreten. Durch die Tiefenströmungen der Kulturgeschichte eng verbunden, aber gleichzeitig einzigartig und unverwechselbar.

Das ist vielleicht das grösste Verdienst dieser phantastischen Sammlung. Sie führt es uns - im wahrsten Sinne des Wortes - vor Augen: Kultur ist unteilbar.


Indirizzo cui rivolgere domande

Peter Lauener, portavoce del DFI, Tel. +41 79 650 12 34


Pubblicato da

Segreteria generale DFI
http://www.edi.admin.ch

https://www.admin.ch/content/gov/it/pagina-iniziale/documentazione/comunicati-stampa.msg-id-64476.html