Lo spirito di Soletta conquista le Alpi.

Soletta, 21.01.2016 - Discorso del consigliere federale Alain Berset in occasione delle 51. Giornate cinematografiche di Soletta. Fa stato la versione orale.

Hier an den Solothurner Filmtagen wird seit über einem halben Jahrhundert die reale, moderne Schweiz mit filmischen Mitteln beleuchtet. Solothurn ist der Ort, wo sich die Schweiz selbst begegnet. Hier hat der Neue Schweizer Film Mitte der sechziger Jahre den idyllischen Heimatfilm abgelöst.

Und jetzt das! Das Schweizer Filmjahr 2015 wurde geprägt durch „Heidi" und „Schellenursli". Fazit nach 50 Jahren Neuem Schweizer Film: Die Alpen sind offenbar unwiderstehlich. „Heidi" ist der erfolgreichste Schweizer Film aller Zeiten, wenn man die Eintritte im In- und Ausland zusammenzählt. Auch Xavier Kollers „Schellenursli" liess die Kassen klingeln - sozusagen mit der ganz grossen Glocke.

Aber auch abseits dieser grossen Schweizer Stoffe grüsst zuverlässig das Murmeltier: So in der Schweizer Ko-Produktion „Youth" - wo die Jugend zweier älterer Herren endgültig verglüht im Alpenglühen. Auch dieser Film mit Michael Caine und Harvey Keitel, der beim Europäischen Film-preis abräumte, wurde in den Schweizer Bergen gedreht.

Die Schweiz zwischen ewigen Alpen und direkter Demokratie

Die Alpen sind bekanntlich seit langem ein Leitmotiv unseres Selbstverständnisses. Und sie haben massiv abgefärbt auf unser Wesen. Der Naturforscher Johann Jakob Scheuchzer sah in den Schweizern schon im 17. Jahrhundert eine biologisch einzigartige Spezies: den „homo alpinus". Er beschrieb diesen „homo alpinus" als, ich zitiere: „gesund und kräftig, redlich und gerecht, mutig und tapfer" - und natürlich „bescheiden".

Deshalb in aller Bescheidenheit: Die Alpen - Monumente der Ewigkeit und der Ehrfurcht - sind nur der eine Pol unserer nationalen Identität. Der andere Pol ist etwas nervöser, aber auch etwas lebendiger: die direkte Demokratie. So hat die Absolutheit der Alpen ihren Widerpart in einer Staatsform, in der fast alles verhandelbar ist - und auch verhandelt wird.

Manchmal fragt man sich schon: Berühren sich diese beiden Schweizen überhaupt? Die Schweiz der zeitlosen Mythen, die Schweiz der Alpen, die uns ergriffen verstummen lassen, und die Schweiz der direkten Demokratie, die ja nichts anderes ist als ein nationales Selbstgespräch, das nie aufhört. Die Schweiz, die einfach ist, wie sie ist, und die Schweiz, die sich immer wieder neu erfindet?

Nun - der Gegensatz ist gar keiner: Denn auch die Alpen sind hierzulande Gegenstand der politischen Debatte. So stellt sich in unserer dynamischen Gegenwart schon die Frage: Braucht es diese statischen Alpen überhaupt noch? Eine Aktionsgruppe propagiert, die Alpen ersatzlos zu streichen. Demgegenüber verlangt eine differenzierte Position die Auswalzung der Alpen nach Süden. Die Schweiz hätte dann endlich einen Meereszugang. Die Alpen-Lobbyisten sehen das - nicht überraschend - völlig anders: Schon heute würden die Alpen jährlich um zwei Zentimeter erodieren; Falls nicht sehr bald etwas geschehe, gebe es bereits in 50 Millionen Jahren keine Alpen mehr!

Sie sehen: Die Schweizer Debatten-Kultur funktioniert auch in alpiner Höhe. Wie es diese Satire des Soziologen Francois Höpflinger aus dem Jahre 2013 beschreibt. Und auch in diesem Jahr trifft ja die direkte Demokratie auf den Gotthard - wobei sich sowohl Gegner wie Befürworter des Tunnels gegenseitig einen Tunnelblick vorwerfen. Und beide hoffen, dass der andere am Schluss in die Röhre blickt.

Sie sehen: Die zwei Schweizen - die mythisch-erhabene und die lebendig-realistische - finden durchaus zueinander - ja, sie gehören sogar zueinander. Das zeigt auch die Art der Verfilmung der beiden klassischen Stoffe „Heidi" und „Schellenursli". Der Schellenursli-Film von Xavier Koller ist frei von Sentimentalität und Heimattümelei. Ebenso der Heidi-Film. Kein Alpenkitsch, keine forcierte Swissness. Der Film hält sich eng an die Vorlage, und bemüht sich darum, die damalige Zeit wirklich zu begreifen.

Man könnte sagen: Der Geist von Solothurn, der seit jeher nach einem realistischen Selbstbild unseres Landes strebt, erobert derzeit die Alpen.

Identität und Realismus

Dieser Realismus, der sich der Mythen annimmt, kommt gerade rechtzeitig. Auch schon in der letztjährigen Debatte um die Schweizer Geschichte wurde klar: Wir brauchen einerseits ein Sensorium für unsere Geschichte, auch eine Anerkennung dessen, dass Mythen wichtig sind - gerade für ein kulturell so vielfältiges Land wie das unsere.

Gleichzeitig brauchen wir einen starken Sinn für Realismus, für das Machbare, für das, was uns ausser den Alpen noch zusammenhält. Nämlich eine Gesellschaft, in der es fair zu und her geht; in der alle, auch die Schwächeren, eine Chance auf ein Leben in Würde haben; in der Gemeinwohl mehr ist als ein leeres Versprechen.

Wir sind mittendrin

Die Zeiten der krampfhaften Selbstüberhöhung sind vorbei. Und ausgedient hat auch der Pawlow'sche Reflex der Selbstverneinung. Beides blühte in der Nische, die unser Land im Kalten Krieg besetzte. Jetzt sind wir mittendrin. Aussenpolitisch, weil die Instabilität zurückgekehrt ist und auch wir uns auf dem Prüfstand befinden - von der Migrationskrise bis zur Beziehung zu unserem wichtigsten wirtschaftlichen und kulturellen Partner, der EU, die ihrerseits nach einer neuen Identität sucht. Und innenpolitisch. Denn als eines der globalisiertesten Länder der Welt sind wir von vielen internationalen Entwicklungen direkt betroffen - Insbesondere von den weltwirtschaftlichen.

Die Zeit des Behagens im Kleinstaat ist vorbei - als unsere internationale Stellung so stabil war wie die Alpen und Unsicherheit ein Fremdwort zu sein schien. Die Gegenwart scheint offen wie nie mehr seit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Und führt in vielen Ländern - auch in der Schweiz - zu einem Rückzug auf das Eigene. Auf das Vertraute. Auf die nahen Verhältnisse. Aber Rückzug bedeutet nicht selten auch Rückschritt.

Oui, à certains moments de l'histoire, et notamment pendant les deux guerres mondiales, nous avons construit notre identité en opposition à nos voisins. Mais le plus souvent, il ne faut pas l'oublier, c'est ensemble avec ces mêmes pays que nous l'avons définie. L'Europe reste notre patrie culturelle élargie. Pour le septième art aussi. Nous faisons partie intégrante de l'Europe en tant que communauté culturelle. Notre histoire est étroitement liée à la sienne.

Le cinéma ne connaît pas de frontières. Notre objectif reste donc le même : faire en sorte que la Suisse retrouve le plus rapidement possible sa place dans le programme d'aide au cinéma MEDIA.

Et pour avoir une chance d'être réintégré dans le programme MEDIA, il est primordial que la Suisse garde de bonnes relations avec l'Union Européenne. Pour la défense de la culture et du cinéma, il faut donc - le 28 février prochain - s'opposer fermement à l'initiative de mise en œuvre (pour le renvoi effectif des étrangers criminels).

Car non seulement cette initiative rompt avec le système éprouvé de la démocratie de notre pays, mais elle va aussi à l'encontre du principe de la séparation des pouvoirs. De plus, son acceptation porterait une nouvelle fois préjudice à nos relations avec nos voisins.

Conclusion

Sur quoi repose la cohésion de notre pays ? Pour commencer, peut-être sur le simple fait de connaître et de reconnaître que la réponse est complexe. Le culte de la simplicité n'arrivera jamais à s'imposer dans notre pays.

Comme nous le verrons dans le film d'ouverture « Die Schwalbe » - L'hirondelle - de Mano Khalil. Le film du metteur en scène bernois d'origine kurdo-syrienne aborde le thème de la patrie et de l'identité ; dans toute sa complexité - forcément, et avec son lot de surprises.

Les Journées de Soleure sont depuis toujours un vecteur clé de cette perspective suisse sur le monde. L'esprit de Soleure est - plus que jamais - essentiel.


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Peter Lauener, consulente in comunicazione del DFI, Tel. 079 650 12 34


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