Cyberfähigkeiten der Armee: Umfassender Eigenschutz und flexibler Einsatz

Bern, 13.04.2022 - An seiner Sitzung vom 13. April 2022 hat der Bundesrat die «Gesamtkonzeption Cyber» der Armee zur Kenntnis genommen. Sie zeigt auf, über welche Fähigkeiten die Armee im Cyber- und elektromagnetischen Raum (CER) sowie in der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) verfügen muss. Die Konzeption schafft die Grundlage für die Digitalisierung der Truppe, stärkt den Eigenschutz vor Angriffen aus dem Cyber- und elektromagnetischen Raum und gibt neue Möglichkeiten für Unterstützungsleistungen.

Der aktuelle Krieg in der Ukraine zeigt, dass der Cyber- und elektromagnetische Raum (CER) eine zentrale Rolle zur Machtausübung, zur Vorbereitung und Führung eines Konflikts sowohl im zivilen wie im militärischen Bereich spielt. Risiken und Bedrohungen im Cyberraum sind vielfältig: Sie reichen von kriminellen Aktivitäten über Spionage, Manipulation und Desinformation bis hin zum Einsatz offensiver Cybermittel in einem bewaffneten Konflikt.

Von solchen Bedrohungen ist auch die Schweizer Armee betroffen. Der Cyber- und elektromagnetische Raum ist für jede Armee zentral, um militärische Operationen gesamtheitlich zu führen. Voraussetzung dafür ist ein digitalisierter und flexibler Verbund von Sensoren, Wirkmitteln und Führung. In einem Konflikt kann die Armee ihre Aufgaben mit mehr Aussicht auf Erfolg erfüllen, wenn sie die Möglichkeiten im CER ausschöpfen kann.

Deshalb soll parallel zur Erneuerung der Mittel zum Schutz der Bevölkerung vor Bedrohungen aus der Luft in den kommenden Jahren auch die Cyberabwehr der Armee verstärkt werden. Daneben muss die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) der Armee weiterentwickelt werden. Mit der durch den Bundesrat zur Kenntnis genommenen Gesamtkonzeption Cyber verfügt die Armee nun über eine weitere wichtige Grundlage für die Entwicklung bis Mitte der 2030 Jahre.

Hybrides Konfliktbild als Basis

Das VBS hat zur Erarbeitung der Gesamtkonzeption eine Expertengruppe eingesetzt. Die Gesamtkonzeption Cyber ergänzt die beiden Berichte «Luftverteidigung der Zukunft» (2017) und «Zukunft der Bodentruppen» (2019) zur mittel- bis längerfristigen Weiterentwicklung der Armee. Anhand von drei Optionen zeigt die Gesamtkonzeption Cyber auf, wie die Fähigkeiten im CER zukunftsorientiert weiterentwickelt werden können. Alle Optionen orientieren sich am hybriden Konfliktbild aus dem Sicherheitspolitischen Bericht 2021. Sie legen qualitativ und quantitativ unterschiedliche Schwergewichte bei den Fähigkeiten. Der Bundesrat hat das VBS beauftragt, die Option 3 des Berichtes weiterzuverfolgen.

Digitalisierung der Truppe

Die Option schafft die technische Grundlage für die Digitalisierung der Truppe, die mit modernen IKT-Systemen ausgerüstet wird. Grundlage dazu ist das Programm «Fitania», das unter anderem den digitalisierten und flexiblen Führungsverbund der Armee und den Einbezug von Partnern ermöglicht. Damit setzt die Armee nicht zuletzt eine wichtige Forderung der Nationalen Strategie zum Schutz der Schweiz vor Cyberrisiken (NCS) um, wonach alle Akteure im Bereich Cyber in der Lage sein müssen, sich selber zu schützen.

Zudem muss die Armee im Cyber-Bereich Bedrohungen auch aktiv angemessen abwehren können. Dazu gehören Bedrohungen, die von einem gegnerischen Waffensystem ausgehen, zum Beispiel die Führungs- und Steuerungssysteme weitreichender Artillerie oder bodengestützter Luftverteidigung.

Die Mehrheit der Bataillone und Kompanien soll in diesen Bereichen zu selbständigen Einsätzen befähigt und dazu mit einfach einsetzbaren Systemen ausgerüstet werden. So können sie den gegnerischen, funkbasierten Datenaustausch in ihrem Einsatzraum eigenständig unterdrücken und die gegnerische Führungsfähigkeit auch auf taktischer Stufe beeinträchtigen.

Kooperation mit Partnern im Sicherheitsverbund Schweiz

Die Armee soll die zivilen Behörden in Zukunft auch im Cyber- und elektromagnetischen Raum subsidiär unterstützen können. Die rechtliche Grundlage für solche wie für alle subsidiären Einsätze bildet das Militärgesetz. Mit der Weiterentwicklung im Bereich Cyber ergeben sich auch neue Möglichkeiten für Unterstützungsleistungen.

Die Armee kooperiert im Cyber- und elektromagnetischen Raum bereits heute mit zivilen Partnern, insbesondere im Sicherheitsverbund Schweiz. So können beispielsweise andere Bundesämter die sicheren und robusten Netze und Rechenzentren der Armee mitnutzen, falls die zivilen Mittel in einer Krisensituation nicht ausreichen. Diese Leistungen werden in den Bereichen Schutz vor Cyberbedrohungen und Fähigkeit zur Zusammenarbeit (Interoperabilität) qualitativ verbessert. Von einer solchen Unterstützung profitiert auch die Armee; beispielsweise durch den Informationsaustausch über Bedrohungen im Cyberraum.

Schrittweise Umsetzung und finanzielle Auswirkungen

Die Umsetzung wird schrittweise bis in die 2030er Jahre hinein erfolgen. Dabei ist mit Investitionen von 1,6 bis 2,4 Milliarden Franken zu rechnen. Die Finanzmittel werden jeweils dem Parlament beantragt und aus dem ordentlichen Budget der Armee bereitgestellt.


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