Die Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten: Positionspapier der EKF

Bern, 01.07.2021 - Der digitale Wandel baut unsere Gesellschaft um. Männer und Frauen sind davon betroffen. Ist die Digitalisierung eine Chance, bestehende geschlechterspezifische Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt auszugleichen, oder wird sie diese noch verstärken? Das neue Positionspapier der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen EKF fokussiert die Digitalisierung aus dem Blickwinkel der Erwerbsarbeit und benennt Handlungsbedarf aus Geschlechterperspektive.

Die Digitalisierung verändert nicht nur die Art und Weise, wie wir kommunizieren und konsumieren, sie verlangt auch nach neuen Kompetenzen in der Arbeitswelt und verschiebt die Grenzen zwischen Erwerbsarbeit und unbezahlter Care-Arbeit. Der digitale Wandel durchdringt längst zahlreiche Lebensbereiche und hat sich mit der Corona-Pandemie weiter beschleunigt. Die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt nehmen dabei eine zentrale Rolle ein.

Der geschlechterspezifische Blick auf den digitalen Wandel wurde bislang vernachlässigt. Auch in der Strategie «digitale Schweiz» des Bundes werden unterschiedliche Auswirkungen auf Frauen und Männer ungenügend berücksichtigt. Bei vier Themenbereichen besteht heute besonderer Handlungsbedarf: Es gilt erstens, den Frauenanteil in der Informatik zu steigern, aktuell sind nur 15 Prozent der Beschäftigten Frauen. Das führt dazu, dass digitale Produkte vornehmlich auf Männer ausgerichtet sind. Zweitens muss Weiterbildung für alle zugänglich sein, unabhängig von Arbeitspensum, Bildungsstand oder Familiensituation. Mit der neuen Normalität des «lebenslangen Lernens» müssen insbesondere auch Teilzeitarbeitende – heute vorab Frauen – besseren Zugang zu Weiterbildungen erhalten. Um Care-Arbeit, Beruf und Weiterbildung zu vereinbaren, gilt es drittens, Risiken des digitalen Wandels zu erkennen und Chancen zu nutzen. Die Home-Office Erfahrungen während der Pandemie müssen evaluiert und Lücken geschlossen werden. Und schliesslich muss viertens die Plattformökonomie soziale Absicherung garantieren und prekäre Arbeitsbedingungen verhindern. Obwohl in der Schweiz noch wenig verbreitet, werden Frauen mit eingeschränktem Zugang zum Arbeitsmarkt bereits heute in prekäre Plattformarbeit gedrängt.

Die EKF fordert den Bundesrat auf, die Strategie «Digitale Schweiz» aus Geschlechterperspektive zu überarbeiten, die zentralen Themen aufzunehmen und Massnahmen für eine geschlechtergerechte Digitalisierung zu ergreifen.

Die EKF wird ihre Forderungen für einen geschlechtergerechten digitalen Wandel auch an der Frauensession vom 29./30. Oktober 2021 einbringen.


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