Ehemaliges Munitionslager Mitholz: BAFU bestätigt Risikoeinschätzung des VBS

Bern, 15.04.2019 - Das BAFU hat als Fachstelle des Bundes für die Störfallverordnung (StFV) eine Beurteilung der VBS-Risikoanalyse des ehemaligen Munitionslagers Mitholz (BE) erstellt. Darin bestätigt es die Einschätzung des VBS: Das Risiko für die Bevölkerung ist nicht akzeptabel. Das BAFU beantragt, das Risiko gemäss Beurteilungskriterien zur StFV mindestens in den akzeptablen Bereich zu senken.

Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat Ende März seine Beurteilung der Risikoanalyse des Departementes für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) zum ehemaligen Munitionslager Mitholz dem VBS und dem Kanton Bern zugestellt. Diese Beurteilung erfolgte gemäss dem normalen Prozess im Vollzug der Störfallverordnung. Sie stützt sich auf ein unabhängiges, durch das deutsche Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut, EMI, erstelltes Gutachten. Die externen Experten waren beigezogen worden, da es sich beim ehemaligen Munitionslager Mitholz um einen sehr komplexen, einmaligen Fall handelt (siehe Kasten 1).

In der Beurteilung kommt das BAFU gleich wie die Risikoanalyse des VBS vom September 2018 zum Schluss, dass das Risiko der Anlage im nicht akzeptablen Bereich liegt und somit deutlich grösser ist, als in der Vergangenheit angenommen wurde. Das BAFU als Fachstelle des Bundes für die Störfallvorsorge (siehe Kasten 2) beantragt der Vollzugsbehörde (Generalsekretariat des VBS) die Senkung des Risikos mindestens in den akzeptablen Bereich gemäss den Beurteilungskriterien zur StFV. Über die Ergebnisse seiner Beurteilung informierte das BAFU die Bevölkerung von Mitholz gemeinsam mit den Spezialisten des deutschen Fraunhofer-Instituts im Rahmen einer Informationsveranstaltung des VBS in Mitholz/Kandergrund am 15. April 2019.

Zusätzliche Szenarien geprüft

Für die Beurteilung der Risikoanalyse des VBS durch die Fachleute des BAFU flossen die Erkenntnisse der Spezialisten des Fraunhofer-Instituts für Kurzzeitdynamik ein. Das Fraunhofer-Institut prüfte in seiner Analyse zuerst die Szenarien des VBS und befand diese für plausibel. Die Situation mit der verschütteten Munition in Mitholz ist sehr komplex. Um die Bandbreite der möglichen Gefährdungen abzustecken, prüften die deutschen Fachleute auch andere Szenarien als jene, die das VBS berücksichtigt hatte. So konnte der Einfluss dieser Szenarien auf das Risiko eingeschätzt werden. Nach Erachten der Experten könnte als Obergrenze anstelle des in der VBS-Risikoanalyse verwendeten 10 t TNT (Sprengstoff Trinitrotoluol) Szenarios auch ein 20 t TNT Szenario mit einem anderen Ereignisablauf möglich sein. Die Berechnungen zeigen, dass die Risiken insgesamt ähnlich wie bei den VBS-Szenarien bleiben, die Gefährdungsbereiche räumlich aber anders verteilt sein können. Diese Erkenntnisse sind in der Massnahmen- und Notfallplanung zu berücksichtigen.

 

Kasten  1
Im 2. Weltkrieg wurde in Mitholz ein unterirdisches militärisches Munitionslager gebaut. Seit der Explosion im Jahr 1947 liegen in den eingestürzten Anlageteilen und im Schuttkegel davor noch rund 3'500 Bruttotonnen Munition mit mehreren hundert Tonnen Sprengstoff. Frühere Beurteilungen in den Jahren 1949 und 1986 kamen jeweils zum Schluss, dass bei einer weiteren Explosion nur mit kleinen Schäden zu rechnen sei.

 

Kasten 2
Die Störfallverordnung schützt die Bevölkerung und Umwelt vor schweren Schäden infolge von Störfällen, wie zum Beispiel Chemieunfällen. Das BAFU ist die Fachstelle des Bundes für die Störfallverordnung, welcher die Anlage des VBS in Mitholz untersteht. Munitionslager werden nach denselben Kriterien wie zivile Chemiebetriebe beurteilt. Die Experten des deutschen Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut, EMI, in Efringen-Kirchen (D) besichtigten die Anlage, führten eine Diskussion mit den Schweizer Experten und erstellten eine unabhängige Beurteilung der VBS-Risikoanalyse. Dieses Gutachten diente dem BAFU als Grundlage für seine Stellungnahme.

 


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