Reisanbau in der Nordschweiz – Fiktion oder Zukunft?

Zürich-Reckenholz, 22.10.2018 - Zeitweise überflutete Flächen gelten als weniger wertvolles Ackerland. Sie wurden mittels Bodenaufschüttungen sowie Entwässerungs-Anlagen «aufgewertet». Viele dieser Anlagen sind heute sanierungsbedürftig. Neue Lösungen sind daher gesucht. Eine umweltfreundliche Möglichkeit mit Wertschöpfungspotenzial könnte gemäss Agroscope-Fachleuten der Reisanbau in der Nordschweiz sein.

Vor einer Erneuerung von Be- und Entwässerungs-Systemen und Bodenverbesserungs-Massnahmen sollten Alternativen in Betracht gezogen werden. Die Wertschätzung für zeitweise überflutete Böden dürfte sich markant erhöhen, wenn in den nächsten Jahren die Reisproduktion auf solchen Flächen Fuss fasst. Zudem würde der Anbau von Reis auf temporär gefluteten Flächen zu neuen Feuchtgebieten führen. Die in solchen Gebieten vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sind heute wegen fehlender Lebensräume besonders stark gefährdet. Der Reisanbau könnte einerseits diese Arten fördern und andererseits neue, wettbewerbsfähige Schweizer Produkte auf den Markt bringen.

Nachfrage und Wertschöpfungspotenzial sind vorhanden

Agroscope-Fachleute führten Pilotversuche auf Feuchtackerflächen durch: In der Grenchner Witi wurde 2017 Reis auf einer temporär gefluteten Fläche in verschiedenen Verfahren angebaut. Nach der Bodenbearbeitung wurde die Parzelle mit Drainagewasser überflutet, damit der Reis (Sorte Loto) Anfang Mai als Setzlinge gepflanzt werden konnte. Die Setzlinge entwickelten sich erfreulich, die reifen Körner konnten Ende August geerntet werden.

Langjährige Erfahrungen aus dem Tessin mit Trockenreisanbau zeigen: Die Nachfrage nach inländischem Risottoreis ist sehr hoch. Das aktuelle Ertragspotenzial im Tessin beträgt vier bis sieben Tonnen pro Hektare. Diese Werte erreichte man im diesjährigen Agroscope-Pilotversuch mit Reis auf temporär gefluteter Fläche, bei welchem zudem keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt wurden. Bei einem Direktverkaufswert von fünf bis sechs Franken pro kg für die verwendete Reissorte besteht somit ein beachtliches Wertschöpfungspotenzial.

Fazit: Reisanbau kann auch in der Nordschweiz wirtschaftlich sein

Das Fazit der Agroscope-Studie: Der Anbau von Reis als Nischenprodukt auf temporär gefluteten Flächen kann wirtschaftlich sein. Gleichzeitig kann die Natur profitieren, da sich stark gefährdete Tier- und Pflanzenarten ansiedeln können, die auf solche Lebensräume angewiesen sind. Im Reisfeld wurden u.a. Laubfrosch, Kreuzkröte und verschiedene Libellenarten beobachtet.


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