Colloque « Les jeunes face au racisme » organisé par la Commission fédérale contre le racisme
Berne, 26.06.2023 - Discours du président de la Confédération Alain Berset lors du colloque « Les jeunes face au racisme » organisé par la Commission fédérale contre le racisme. Les paroles prononcées font foi.
Die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie hat an einem TED-Talk gesagt, das Problem mit Stereotypen sei nicht, dass sie unwahr, sondern dass sie unvollständig sind: «Sie lassen eine Geschichte zur einzigen Geschichte werden.[1]»
Das passt ganz gut zur Schweiz. Die Schweiz integrierte und integriert erfolgreich eine grosse Zahl von Menschen aus anderen Ländern und Kulturen. Ja. Das ist die eine Geschichte. Aber, die Schweiz ist keineswegs immun gegen Rassismus, gegen offen aggressive Formen wie Beschimpfungen, gegen Vorurteile, gegen allzu schnelle ethnisch-kulturelle Zuschreibungen.
Nicht weniger als ein Drittel der Menschen in der Schweiz hat Erfahrungen gemacht mit Diskriminierung oder gar mit Gewalt. Bei der Mehrheit der Diskriminierungen geben die Betroffenen ethno-rassistische Motive an. Das zeigen die neusten Ergebnisse der Erhebung «Zusammenleben in der Schweiz» des Bundesamts für Statistik.
Auffallend sind die Werte bei den 15-24-Jährigen. So geben über 50 Prozent der Personen in dieser Altersgruppe an, Diskriminierung oder Gewalt erfahren zu haben. Gegenüber 2020 nahm ihr Anteil um 6 Prozentpunkte zu - von 48% 2020 auf 54% 2022.
Jede Aggression, jeder Übergriff - sei er verbal, non-verbal oder physisch - und jede Form der Diskriminierung stellen einen Angriff auf unsere ganze Gesellschaft dar. Auf einen Wert, den wir hochhalten: Dass alle in der Schweiz ein Leben in Sicherheit und Würde führen können.
Wir müssen - gerade heutzutage - besonders wachsam sein. Hassreden und Gewaltakte haben sich in vielen Ländern in den letzten Jahren gehäuft. Auch hierzulande.
Es genügt nicht, Rassismus als individuelles Problem, als Problem einzelner Menschen zu verstehen. Auch das wäre vielleicht so etwas wie eine einzige Geschichte. Es ist gerade der strukturelle Rassismus, der die Geschichte des Rassismus vervollständigt.
Diese Benachteiligungen von bestimmten Gruppen,
- Benachteiligungen, die verankert sind in unserer Gesellschaft,
- Wertvorstellungen und Mechanismen, die als normal gelten und häufig nicht hinterfragt werden
- und die bestehenden Ungleichheiten verstärken.
Wir müssen die Institutionen und die Gesellschaft in den Blick nehmen. Die Normen und Regeln, die Werte und Kulturen. Also gerade das, was uns so wichtig ist. Denn wir sind ja von der grossen Bedeutung starker Institutionen für eine demokratische Gesellschaft überzeugt.
Die Schule, zum Beispiel, Integrationsmotor par exellence. Aber auch Ort, wo häufig Rassismusvorfälle gemeldet werden. (116 im Jahr 2022)
Die eben publizierte Analyse der EKR über die Lehrmittel zeigt, dass die Sensibilität für rassistische Begriffe zugenommen hat. Sie zeigt aber auch, dass Rassismus in den Lehrplänen nicht vorkommt, dass Rassismus vor allem als historisches Phänomen oder als Problem von Einzelpersonen dargestellt wird. Und dass es noch an Lehrmitteln fehlt, die den kritischen Umgang mit Rassismus lehren. Eine Ausnahme ist das neue Lehrmittel über Jenische, Sinti und Roma in der Schweiz, das ebenfalls an dieser Tagung vorgestellt wird. Eine Premiere in Europa.
Hier hat die Schule, hier haben wir als Gesellschaft noch zu tun. In der Aus- und Weiterbildung, im Umgang mit rassistischen Vorfällen und indem wir die erheblichen Wissenslücken zum strukturellen Rassismus angehen und die rassismuskritische Schule fördern.
Wir müssen sicher auch den Zugang zu Lehrstellen und den Einstieg in die Arbeitswelt in den Blick nehmen: So benachteiligen zum Beispiel kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ausländische Jugendliche bei der Besetzung von Lehrstellen. Wie gut ein Bewerber in der Schule war, spielt bei der Auswahl keine grosse Rolle.
Auch auf dem Arbeitsmarkt ist rassistische Diskriminierung umfassend belegt, wie eine kürzlich im Auftrag der Fachstelle für Rassismusbekämpfung publizierte Studie zeigt. Dies trifft auch Menschen, die in der Schweiz geboren und aufgewachsen sind. Benachteiligt werden Personen, die als «Andere» wahrgenommen werden - unabhängig davon, ob sie hierzulande ausgebildet wurden und über einen Schweizer Pass verfügen. Vielleicht das beste Beispiel, dass Rassismus nichts mit Migration zu tun haben muss.
Wenn wir über Rassismus reden, müssen wir auch über die sozialen Medien reden. Die Hälfte der Jugendlichen stossen mehrmals pro Woche auf das Phänomen der Hassrede. Knapp drei Viertel der im Rahmen der Jugendmedienstudie JAMESfocus befragten Jugendlichen geben an, dass Personen aufgrund ihres Aussehens beleidigt oder diskriminiert werden. Sexuelle Orientierung sowie Herkunft oder Hautfarbe wurden von jeweils etwa der Hälfte der Befragten als Diskriminierungsmerkmale wahrgenommen.
Die Anonymität holt nicht unbedingt das Beste aus den Menschen heraus. Das gilt nicht nur für Kinder und Jugendliche, das gilt bekanntlich genauso für uns Erwachsene.
L'écrivaine nigériane Chimamanda Ngozi Adichie a raison. Pour que l'histoire soit bien racontée et de manière complète, nous devons commencer la sensibilisation le plus tôt possible. Car les jeunes d'aujourd'hui vont modeler la société de demain.
Nous devons nous assurer que les institutions et organisations qui s'occupent au quotidien d'enfants ou de jeunes se montrent critiques envers leurs structures. Les enfants et les jeunes ont le droit de se développer dans un environnement où ils ne sont confrontés à aucune discrimination. Que ce soit à l'école, dans des centres de loisirs et de rencontre, dans des clubs sportifs ou en ligne.
Ils doivent disposer des outils et des clefs de lecture pour comprendre une société où le racisme structurel existe, et pour être parallèlement en mesure de changer cette société.
La Commission fédérale contre le racisme (CFR) joue un rôle central dans l'engagement contre le racisme. Elle analyse la discrimination raciale et l'étudie dans toutes ses dimensions. Sans être alarmiste, mais sans embellir non plus la réalité. Elle s'engage de manière constructive pour les personnes victimes du racisme et, parallèlement, pour notre bien à toutes et tous.
Martine Brunschwig Graf a apporté beaucoup de visibilité et de légitimité à la commission. Elle a affronté des questions sensibles de société et n'a pas évité les discussions difficiles sur des thèmes comme les symboles religieux, le racisme structurel, le colonialisme ou l'appropriation culturelle. Et elle a constamment insisté sur le devoir d'exemplarité de la part du monde politique.
Madame Brunschwig-Graf a dit un jour, je la cite : « En s'exprimant clairement et ouvertement contre le racisme et les discriminations, les autorités, les partis, les femmes et hommes politiques suisses peuvent contribuer à la prévention du racisme et à la lutte contre les discriminations.»
Je tiens à lui adresser mes plus vifs remerciements pour ces mots très clairs et pour son engagement. J'en profite aussi pour remercier les membres de la commission pour leur travail.
[1]" TED talk. Chimamanda Ngozi Adichie "The Danger of a Single Story."
"The single story creates stereotypes, and the problem with stereotypes is not that they are untrue, but that they are incomplete. They make one story become the only story."
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