Pose de la première pierre du Musée national de Zurich

Zurich, 30.04.2013 - Allocution prononcée par le Conseiller fédéral Alain Berset à l’occasion de la pose de la première pierre du Musée national de Zurich - Seules les paroles prononcées font foi.

Ich freue mich, diesen historischen Tag mit Ihnen zu feiern. Und ich bin einmal mehr beeindruckt von der kulturellen Vielfalt Zürichs:

  • Bläser und Slam-Poet!
  • Das ist ja fast wie Richard Wagner und Mani Matter!
  • Oder wie Gustav Gull und Christ/Gantenbein!

Wären Gustav Gull und Christ/Gantenbein eine Einheit, müsste man sie wohl zu den „Animali" zählen - zu den mythischen Fabelwesen, denen das Landesmuseum zurzeit eine Ausstellung widmet.

Wobei Gustav Gulls Schloss eher für den mythischen Teil stehen würde, der Neubau von Christ/Gantenbein für den realen.

Mit „Gulls Schloss" wurde am Ende des 19. Jahrhunderts ein Gebäude errichtet, das einer mittelalterlichen Schlossanlage gleicht.

Türmchen, Zinnen und Hellebarden mitten in der rasenden ersten Globalisierung! Mitten in der pulsierenden Gründerzeit! Und das Ganze gleich neben dem Hauptbahnhof; der nicht nur für die wachsende Mobilität stand, sondern auch für wirtschaftliche Kraft und für gesellschaftliche Beschleunigung.

Weshalb wählte die Schweiz von 1898, als das Landesmuseum gegründet wurde - eine Schweiz voller Fortschrittsoptimismus - ausgerechnet ein mittelalterliches Märchenschloss als Forum der nationalen Geschichte?

Es war ein Versuch der Selbstvergewisserung. Man suchte Orientierung, wozu man die Anfänge der Eidgenossenschaft heraufbeschwor.

Oder - je nach Weltsicht und kritischem Temperament - die vermeintlichen Anfänge unserer Nation. Wobei Nation in der vielsprachigen, kulturell vielfältigen Schweiz immer ein schillernder Begriff sein wird - und sein muss.

Die Schweiz hatte - und hat - all das nicht, was die Kulturnationalisten als Voraussetzung einer Nation definierten:

  • eine gemeinsame Sprache,
  • eine einheitliche Kultur,
  • eine zentralisierende Hauptstadt, an die sich die Provinz anzupassen hat.

Man brauchte also die alten Eidgenossen im späten 19. Jahrhundert auch deshalb, weil der Kulturnationalismus ringsum in voller Blüte stand und die Schweiz sich ihrer eigenen Geschichte und Identität vergewissern wollte.

Diese Dialektik zwischen Alt und Neu, zwischen Mittelalter und Moderne, zwischen „1291" und „1848" prägt unser Land noch heute.

Aber die Intensität, mit der diese beiden Schweiz-Bilder nach dem Ende des Kalten Krieges aufeinanderprallten, ist heute abgeklungen.

Dafür steht auch der selbstbewusst Richtung Stadt ausgreifende Erweiterungsbau von Christ/Gantenbein.

Mit dem Erweiterungsbau kommt unser Geschichtsbild - auch in seinem architektonischen Ausdruck - in der Gegenwart an und verweist gleichzeitig in die Zukunft.

Der Grundriss des Baus von Gull - ein nicht ganz uneitles „G" - wird in ein „O" überführt. Der Kreis schliesst sich - architektonisch, aber auch geschichtspolitisch.

Bemerkenswert ist dabei, dass dem Annex von Christ/Gantenbein gelingt, gleichzeitig selbstbewusst und respektvoll zu sein.

Selbstbewusst, weil er einen eigenen, starken Akzent setzt - einen Kontrapunkt gar. Respektvoll, weil dieser Kontrapunkt den Altbau nicht desavouiert, sondern komplettiert.

Aus diesem mutigen neuen Gebäude spricht die Schweiz der Gegenwart, voller Vitalität und Lust auf Zukunft.

Gewiss: Es gibt keine Zukunft ohne Vergangenheit. Aber es kann auch keine Vergangenheit ohne Zukunft geben.

Wie heisst es doch in „Alice im Wunderland": „Es ist eine ärmliche Art von Erinnerung, die nur rückwärts funktioniert."

Beim Annex geht es also um mehr als eine bauliche Erweiterung; es geht auch um eine symbolische Erweiterung unserer Erinnerungskultur. Vielleicht sogar um eine Modernisierung unseres Selbstverständnisses.

Wir feiern heute also noch viel mehr als eine Grundsteinlegung. Wir feiern ein entspanntes Verhältnis zu unserer nationalen Identität.


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