Wie wird man das beste Transportunternehmen der Welt

Bern, 16.09.2020 - Referat von Bundesrat Guy Parmelin Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung anlässlich der Mitgliederversammlung und Verkehrsforum LITRA

Monsieur le Président,

Sehr geehrte Mitglieder der LITRA

Sehr geehrte Damen und Herren

Ein aus Quebec stammender Schriftsteller hat Mitte der 1960er-Jahre geschrieben, dass die Vorstellungskraft das beste Transportunternehmen der Welt sei. Was für ein schöner Satz.

Seit Anfang dieses ungewöhnlichen Jahres, dessen Geschehnisse unsere Vorstellungskraft beinahe übersteigen, hat sich die Glasfaser nun auch im Transportbereich durchgesetzt, war sie während des Lockdowns doch die einzige zuverlässige Verbindung zwischen den Menschen im Homeoffice. Und morgen − aber das ist politisch gesehen ein ganz anderes Thema − morgen ist es vielleicht 5G. 5G als bestes Transportunternehmen der Welt, zumindest wenn man davon ausgeht, dass es sinnvoller ist, nur die Daten reisen zu lassen und nicht mehr die Personen, die sie produzieren und bearbeiten.

Plus sérieusement, cette année 2020 si particulière a entraîné des bouleversements considérables dans quantité de domaines et de secteurs de notre économie, y compris d’ailleurs dans les transports publics. C’est dire que je comprends l’attention que leur voue la LITRA et que je me réjouis de pouvoir vous donner quelques explications à ce sujet.

Ganz egal wie besorgt oder gleichgültig wir dieser aussergewöhnlichen Gesundheits­krise begegnen, die sich seit Ende Februar unaufhaltsam ausbreitet: Unbestritten ist, dass sie sich stark auf unseren Alltag auswirkt. Und wie die neusten Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft bestätigen, sind diese Auswirkungen alles andere als positiv.

Die Exporte von Schweizer Maschinen, Metallen, Uhren und Präzisionsinstrumenten brachen wegen der fehlenden Nachfrage aus dem Ausland drastisch ein. Neben anderen Sektoren waren der Tourismus, die Hotellerie, das Gastgewerbe sowie die Event- und Kulturbranche besonders stark betroffen. Zehntausende von KMU sahen sich von heute auf morgen in ihrer Existenz gefährdet.

Der Bundesrat hat rasch und unbürokratisch umfangreiche Massnahmen ergriffen, um möglichst zeitnah auf den abrupten Ausbruch der Krise zu reagieren. Wir Schweizerinnen und Schweizer werden nicht gerne überrumpelt, das gilt auch für den Bundesrat. So wurden neue Rahmenbedingungen für die Wirtschaftsakteure geschaffen, um ihnen Unterstützung zu bieten. Dazu gehörten auch die vom Bund verbürgten Überbrückungskredite.

Innert zehn Tagen – und Nächten – kam im Teamwork eine Lösung zustande, die funktionierte. Und diese Soforthilfe hat gewirkt. Über 136 000 Firmen, überwiegend KMU, haben vom Bund abgesicherte Kredite im Umfang von über 16,8 Milliarden Franken von ihren Banken erhalten.

Dass die Schweiz weniger gelitten hat als andere Länder verdanken wir verschiedenen Faktoren: unserer soliden Finanzsituation, unseren zuverlässigen Branchen- und Wirtschaftsstrukturen, die unsere Wirtschaft resilient machen, aber auch unseren exzellenten Fachkompetenzen und den guten und engen Verbindungen, die Staat und Privatwirtschaft in unserem Land seit jeher miteinander pflegen.

Des solutions ont également été recherchées en urgence afin de minimiser les pertes d’emplois. C’est tout l’effet visé – et d’ailleurs obtenu – par le vaste dispositif de réduction de l’horaire de travail, lequel a fait ses preuves en apportant au passage un sentiment de sécurité et de stabilité à nos entreprises.

Le secteur des transports a lui aussi dû recourir à ce système en raison des effets négatifs qu’a eus le confinement sur la demande. Le chômage partiel a ainsi été demandé par environ 40% des employés du transport ferroviaire et par plus de 80% des employés des transports régionaux et locaux. Cependant, il a été relativement peu octroyé dans le secteur des transports publics, et cela pour des motifs d’ordre juridique. De fait, les prestataires de services publics n’encourent aucun risque d’exploitation ou de faillite par rapport au secteur privé puisque le service public est délivré quel que soit l’état de la situation économique. Demeure malgré tout réservé le cas où un salarié aurait été exposé à un risque immédiat et concret de licenciement.

Il faut rappeler ici que cet instrument du chômage partiel n’a pas été conçu pour garantir la survie des entreprises à tout prix, mais bien plutôt pour pallier la baisse temporaire d’activité et préserver l’emploi.

En avril dernier, selon les derniers chiffres à notre disposition, 1% environ des employés du secteur ferroviaire de passagers avait bénéficié du chômage partiel, et un peu moins de 20% du personnel des transports régionaux et locaux.

Im Moment steht für den Bundesrat unverändert die Gesundheit an oberster Stelle. Wie schon im Frühjahr versuchen wir diesbezüglich eine flexible und anpassungsfähige Strategie zu verfolgen, um einen Grossteil der Wirtschaftstätigkeit unter den gegebenen Rahmenbedingungen weiterhin sicherzustellen. Trotzdem ist mir natürlich klar, dass die Hygienevorschriften sehr belastend sind und auch die Erträge schmälern. Aber leider geht es momentan nicht anders.

Denn wir müssen alles tun, um eine zweite Pandemiewelle und damit einen möglichen weiteren Lockdown zu verhindern, denn das hätte noch viel katastrophalere Folgen für die Wirtschaft.

Die jetzige Lage kann nicht als «gut» bezeichnet werden, aber sie ist deutlich besser als im Ausland: Die Auswirkungen der Krise sind hierzulande dank der bereits erwähnten Resilienz unserer Wirtschaft weniger stark spürbar. Trotzdem ist das BIP im zweiten Quartal 2020 deutlich eingebrochen, nämlich um 8,2 Prozent. Das ist der stärkste Rückgang seit 40 Jahren, also seit diese Quartalszahlen überhaupt erfasst werden

Doch gibt es auch positive Signale: So stellen wir seit dem Ende des Lockdowns fest, dass die Unternehmen und Privathaushalte wieder mehr Vertrauen gefasst haben. Ausserdem ist die Arbeitslosigkeit seit Ende Juni nicht gestiegen. Ich werde mich jedoch hüten, irgendwelche Prognosen zu wagen. Die Ungewissheit im Zusammenhang mit dieser Gesundheitskrise ist so gross, dass niemand sagen kann, was die nächsten Monate oder die nächsten Jahre bringen werden.

J’ignore tout autant à quoi ressemblera notre mobilité de demain. Nous observons que la crise du coronavirus a entraîné un changement de nos habitudes, mais j’avoue être incapable de dire dans quels secteurs ce changement est appelé à durer. Cette interrogation pèse singulièrement sur nos habitudes de déplacement, quelle qu’en soit la nature, des habitudes déjà fortement impactées par la pression environnementale.

Un récent sondage effectué sur ce point par Deloitte laisse présager une augmentation du transport individuel au détriment des transports publics, des taxis et du covoiturage. Il n’est pas exclu cependant que cette tendance soit liée aux effets du coronavirus et aux craintes que suscite désormais la promiscuité. Si tel est le cas, elle ne se vérifiera sans doute pas sur le long terme.

Die Frage nach der Zukunft des öffentlichen Verkehrs bleibt auf jeden Fall komplex, und es wird schwierig sein, das richtige Gleichgewicht zu finden. Denn die einzelnen Akteure haben jeweils ihre eigenen Forderungen und Bedürfnisse und diese lassen sich oftmals kaum miteinander vereinbaren.

Nach einem Gespräch, das ich kürzlich mit der SBB-Leitung geführt habe, kann ich die Herausforderungen der Akteure im öffentlichen Verkehr nun besser abschätzen. Drei dieser Herausforderungen möchte ich hier nennen:

  1. Erstens: die Fähigkeit zur Multimodalität. Es braucht heute eine Flexibilisierung der Mobilitätsformen, um die Mobilität auch in Zukunft zu garantieren und so dafür zu sorgen, dass die Kompetenzen und Ressourcen verfügbar bleiben, weiterhin ein lebhafter gegenseitiger Austausch stattfindet und sich unsere Wirtschaft stabil entwickelt.
  2. Zweitens: die Qualität unserer Infrastrukturen, die Pünktlichkeit der Verbindungen, die Zuverlässigkeit des Netzes und des Materials, und – last but not least – auch die Sicherheit. Dafür braucht es genügend Personal, gut ausgebildetes Personal, und es braucht eine gute Einführung und Betreuung, nur schon um den Nachwuchs sicherzustellen. Die Ausbildung – vom Mechaniker über die Bauingenieurin und den Gleisbauer bis hin zur IT-Spezialistin – bildet den Grundpfeiler für die Mobilität von morgen. Investieren wir deshalb mit ausreichenden Mitteln und grosser Entschlossenheit in diesen Bereich!
  3. Drittens: Die Rentabilität. Nur 1,2 Prozent unserer rund 1400 regionalen Linien sind vollständig kostendeckend. Aber daraus sollte man nicht den falschen Umkehrschluss ziehen, denn das wäre verheerend für die Dynamik zahlreicher Bergdörfer, Seitentäler und Randregionen der Schweiz. Trotzdem ist es erlaubt, die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs stetig zu optimieren und zu steigern.

Der ÖV ist bei uns schon jetzt sehr attraktiv, denn die Menschen in unserem Land verbringen im Schnitt anderthalb Stunden pro Tag in einem öffentlichen Transportmittel; 50 Prozent von dieser Zeit aus beruflichen Gründen. Ich bin überzeugt, dass der öffentliche Verkehr seinen Erfolg in den eigenen Händen hat. Entscheidend wird sein, wie gut die öffentlichen Transportunternehmen auf die Bedürfnisse der Bevölkerung eingehen und wie innovativ sie sind. Denn dem Individualverkehr alle möglichen Steine in den Weg zu legen, insbesondere in den Städten, kann nicht die − oder zumindest nicht die einzige − Taktik sein, um den ÖV beliebter zu machen. Eine freie Entscheidung ist immer noch die beste Entscheidung!

Mesdames et Messieurs,

Vous l’aurez compris : la meilleure compagnie de transport au monde, c’est en fin de compte celle qui parviendra à répondre au mieux aux attentes du public. J’ai toute confiance en les transports en commun pour assurer cette adéquation.

Je vous remercie de votre attention et de votre invitation.


Adresse für Rückfragen

info@gs-wbf.admin.ch


Herausgeber

Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung
http://www.wbf.admin.ch

https://www.admin.ch/content/gov/de/start/dokumentation/reden/reden-der-bundesraete.msg-id-80420.html