2012 – Neujahrsansprache von Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf

1. Januar 2012 - Es gilt das gesprochene Wort

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger
Sehr geehrte Damen und Herren

Charas cumpatriotas, chars cumpatriots
Stimadas damas, stimads signurs

Nus stain al cumenzament d'in nov onn. Tge vegn el a purtar? Vegn il destin ans far fastidi, vegn il grev a dominar - u vegnan a pasar dapli las bellas experientschas e la satisfacziun?

Wir stehen am Anfang eines neuen Jahres. Was wird es uns bringen? Wird uns das Schicksal fordern, wird das Schwere überwiegen oder sind es die schönen, bereichernden Erlebnisse, die mehr Gewicht erhalten?

Mit dem Jahr 2012 beginnt auch eine neue Legislatur, die 49. seit der Gründung unseres Bundesstaates im Jahre 1848. Das Parlament und der Bundesrat sind neu gewählt. Gemeinsam werden wir uns im Bundesrat darum bemühen, Lösungen für die anstehenden Probleme und Fragen im Landesinnern, aber auch in der Zusammenarbeit mit andern Ländern aufzuzeigen.

Wir Schweizerinnen und Schweizer werden kein leichtes 2012 haben. Europa nicht, der ganze Globus nicht. Aber wir stehen vor einem spannenden 2012, vor grossen Herausforderungen. Offene Fragen gibt es fast beliebig viele, einfache Antworten gibt es praktisch keine.

Das Geschehen auf den internationalen Finanzmärkten lässt unseren Werkplatz und unseren Finanzplatz nicht unberührt. Wir werden alles tun, was in unseren Kräften steht, um schweizerische Unternehmen und Arbeitskräfte in ihrer Selbstbehauptung zu unterstützen.

Die Entwicklung unserer Gesellschaft, ein weiteres Themenfeld, stellt uns vor immer neue Fragen. In der Schule, am Arbeitsplatz, im Sozialbereich, in der Gesundheitsvorsorge. Einfache Rezepte gibt es nicht; aber es werden in Zusammenarbeit zwischen den Staatsebenen - Bund, Kantone, Gemeinden -, der Privatwirtschaft, den Sozialpartnern und den Betroffenen Strategien zur Problemlösung erarbeitet. Der Bund kann Impulsgeber, Koordinator sein.

Und schliesslich ist der Entscheid, in der Energiepolitik neue Wege zu gehen, mit grossen Anstrengungen auf breiter Basis verbunden. Umso wichtiger ist es, diesen Weg nun gründlich auszuloten und die Diskussion darüber im kommenden Jahr breit zu führen.

Zeiten grosser Unsicherheit, schwierige Jahre hat unser Land immer wieder erlebt. Immer aber ist es gelungen, mit Zivilcourage immer wieder Wege zu finden, gute Lösungen umzusetzen. Dies ist auch heute möglich, wenn wir unsere Kräfte bündeln, unsre Stärken nutzen, in allen Sprachregionen, in allen Landesteilen. Der gemeinsame Wille, für die zentralen Werte unserer Schweiz einzustehen, unser Land als Land mitten in Europa aber auch weiterzuentwickeln, ist Grundlage dafür, dass das kommende Jahr nicht nur ein wirtschaftlich schwieriges, sondern auch ein alles in allem durchaus gutes, erfolgreiches wird.

Unser Land ist voller zentrifugaler Kräfte. Es gibt in der Schweiz kein grosses, einigendes Band, wie es in andern Ländern die Sprache oder in historischer Sicht die Monarchie darstellt. Die Bänder der Schweiz müssen wir immer wieder neu zusammenknüpfen. Unsere weit reichende demokratische Mitbestimmung ermöglicht es jedem Stimmbürger, jeder Stimmbürgerin dazu beizutragen. Machen Sie von Ihrem Mitspracherecht Gebrauch. Wirken Sie bei der Gestaltung des Zusammenlebens in unserem Land mit; auch im neuen Jahr.

Was auch kommt: Gehen wir das neue Jahr mit Zuversicht an, mit Vertrauen; persönlich, mit Bezug auf unseren privaten Bereich, und auch als Mitbürgerin und Mitbürger, als Bewohnerin und Bewohner unseres schönen Landes.

Capitia tge che veglia: Cumenzain l'onn nov cun fidanza e cun speranza; per nus sezs, per nossas famiglias ed er sco burgaisas e burgais, sco abitantas ed abitants da noss bel pajais.

Jau As giavisch da cor tut il bun, bler plaschair, cuntantezza -
e la confidenza che nus tuts duvrain.

Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute, viel Freude und den Halt, den wir alle brauchen.

Download Neujahrsansprache 2012 (MP3, 286 kB, 12.09.2014)

Letzte Änderung 30.11.2015

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