2009 - Neujahrsansprache von Bundespräsident Hans-Rudolf Merz

1. Januar 2009 - Es gilt das gesprochene Wort

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger
Sehr geehrte Damen und Herren

I
Viele von Ihnen stehen zu Jahresbeginn vor einschneidenden Veränderungen. Die einen klettern im Beruf oder im Verein eine Sprosse empor. Sie freuen sich über die Beförderung. Sie stehen auf der Sonnenseite des Lebens. Wenn Sie zu diesen glücklichen Menschen gehören, wünsche ich Ihnen Erfolg und Durchhaltewillen.
Andere unter uns müssen dagegen gesundheitliche, familiäre oder persönliche Widrigkeiten hinnehmen. Oder sie erleiden berufliche Rückschläge – vielleicht verlieren sie sogar den Arbeitsplatz. Sie stehen auf der Schattenseite. Wenn Sie zu diesen weniger Begünstigten gehören, möchte ich Ihnen auf den Weg geben: Verzagen Sie nicht. Lassen Sie sich von Enttäuschungen nicht entmutigen. Behalten Sie Ihre Sehnsucht nach Zufriedenheit und Glück. Seien Sie zuversichtlich. Ich wünsche Ihnen dazu Kraft und Selbstbewusstsein.

Ganz besondere Neujahrswünsche richte ich an unsere Jugend. Vor allem Lernende und Studierende fordere ich auf: Nutzen Sie jetzt Ihre Chance. Bringen Sie Ihre noch unverbrauchten Kräfte und Ihre guten Ideen ein – zum Wohl von Gesellschaft und Wirtschaft. Jugendlicher Optimismus ist ansteckend!

Es entspricht dem Wesen von Schweizerinnen und Schweizern, dass wir – auch wenn es in unserem Leben einmal etwas kühler wird – erhobenen Hauptes und warmen Herzens in die Zukunft blicken. Wir sind zäh. Wie die schneebedeckten Pflanzen, die der winterlichen Kälte trotzen. Wir wissen. Der Frühling kommt bestimmt.

II
Die Weltwirtschaft liegt noch in frostigen Nebel gehüllt. Die Finanzkrise ist allgegenwärtig. Milliarden von Werten wurden vernichtet. Abertausende von Arbeitsplätzen gingen verloren. Die Staaten eilten Banken und ganzen Industriezweigen zu Hilfe. Das war bis vor Kurzem noch undenkbar.
Nach etlichen Jahren des Wachstums sind düstere Wolken am Horizont aufgetaucht. Wir wissen nicht, wohin es mit der Wirtschaft geht. Ist es nur eine Abschwächung? Oder trifft uns eine schwere Krise?

Eine Antwort kann ich Ihnen heute nicht geben. Ich verspreche Ihnen aber, wie gross die Krise auch sein wird: Ich setze mich dafür ein, dass unsere Wirtschaft weiterhin ein möglichst gutes Klima vorfindet. Vor allem aber will ich dafür sorgen, die Solidarität mit jenen zu befördern, die unverschuldet in Not und Bedrängnis geraten.

Unser Land hat dank seines Behauptungswillens, dank der guten Ausbildung seiner Menschen, dank Erfindungsgabe und Eigenschaften wie Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit schon manche tiefe Krise überstanden. Das wird jetzt nicht anders sein. In dieser Zuversicht und unter dem Schutz unseres Glaubens will ich gemeinsam mit Ihnen das Jahr 2009 anpacken.

Download Neujahrsansprache 2009 (MP3, 3 MB, 12.09.2014)

Letzte Änderung 30.11.2015

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