1996 - Neujahrsansprache von Bundespräsident Jean-Pascal Delamuraz

1. Januar 1996 - Es gilt das gesprochene Wort

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Gäste in der Schweiz

Ich wünsche Ihnen, ich wünsche uns allen für das neue Jahr 366 glückliche Tage.

In Europa schweigen endlich die Waffen.

In der Schweiz zieht die Konjunktur wieder an.

Diese Tendenzen, auch wenn sie noch schwach sind, machen uns Hoffnung und geben uns Vertrauen, vor allem den jungen Menschen.

Im Innern des Landes müssen wir unsere Anstrengungen darauf konzentrieren, alle Wirtschaftssektoren zu stärken. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze ist die einzige Antwort gegen die Arbeitslosigkeit. Um zu gewinnen, müssen wir erneuern und investieren.

Dabei dürfen wir jedoch unsere sozialen Errungenschaften nicht über Bord werfen. Denn auch sie tragen zu inneren Ausgewogenheit der Schweiz bei.

Um diese Herausforderung zu bestehen, müssen wir den Dialog im ganzen Land verbessern. Wir müssen eine Schweiz der Ungleichheit und Ungleichgewichte vermeiden. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Arbeitslosenrate in der lateinischen Schweiz doppelt so hoch ist wie im schweizerischen Mittel.

Wir dürfen die Landwirtschaft und die Bauern nicht im Stich lassen, und wir müssen alles vermeiden, was zu einer Teilung der Bevölkerung in Reiche und Entmutigte führt.

Gerade jenen, die heute leiden, gelten meine Gedanken und meine Solidarität. Jenen, die sich ausgeschlossen fühlen oder es sind. Ihnen allen sage ich: auch Sie sind Teil unserer Gemeinschaft!

Wenden wir nun unseren Blick über die Grenzen der Schweiz hinaus. Wir müssen 1996 fortfahren, uns kulturell und wirtschaftlich weiter in unseren Kontinent - Europa! - einzufügen. Wir müssen fortfahren, unseren Beitrag zum Frieden in der Welt zu leisten, zur Verteidigung der Menschenrechte und der Demokratie, zum Kampf gegen den Hunger. Und zwar mit gleicher Kraft, wie wir unsere Stellung auf den internationalen Märkten zu verstärken suchen.

Sie werden mir vielleicht sagen: das sind doch die Aufgaben von Regierung, Parlament, Kantonen, öffentlichen und privaten Organisationen, politischen Parteien; das sind doch die Aufgaben der schweizerischen und internationalen Institutionen.

Das ist richtig. Doch es sind auch Ihre Aufgaben, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger. Unsere direkte Demokratie verlangt dies.

Ich appelliere deshalb an Ihren Willen zum Engagement für die gemeinsame Sache, für unser Gemeinwohl, für das Wohl unseres Volkes.

Ich appelliere an unsere Kraft zum Zusammenhalt. Auf dass die legendäre schweizerische Vielfalt zur gegenseitigen Bereicherung beitrage und nicht zu Unverständnis und Gleichgültigkeit führe.

Ich wünsche Ihnen allen ein gutes Neues Jahr!

Letzte Änderung 01.12.2015

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