2009 - Ansprache von Bundespräsident Hans-Rudolf Merz

1. August 2009 - Es gilt das gesprochene Wort

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger

Die Eidgenossenschaft durchlebte in über 700 Jahren glückliche und schwere Zeiten. Ganz unbesehen von Höhen und Tiefen begehen wir jeweils den 1. August als unseren Nationalfeiertag. Es ist ein Tag der Freude und der Dankbarkeit. Denn in unserem Staat gedeihen freiheitliche Gesellschaft und Wirtschaft. Wir sind stolz auf unser Land.

Wir Schweizerinnen und Schweizer begehen den 1. August auch heute wieder im gemütlichen Familien- und Freundeskreis oder in festlichem Rahmen. Wer kann, feiert – bei schönem Wetter im Freien. Auch mehr als eine Million Ausländerinnen und Ausländer und hunderttausende von Feriengästen feiern mit uns. Geniessen Sie diesen ebenso fröhlichen wie besinnlichen Tag unter uns und seien sie uns willkommen.

Wir preisen bei solchen Anlässen gerne die Unabhängigkeit unseres Landes. Sie ist uns viel Wert. Wir müssen aber gerade in dieser Rezession auch erkennen, wie sehr unsere Wirtschaft auf die ausländischen Märkte angewiesen ist.

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Nicht allen Menschen ist es dieses Jahr ums Feiern zumute. Viele plagen Sorgen. Sie verspüren am Arbeitsplatz Unsicherheiten oder gar konkrete Folgen der Wirtschaftskrise. Fast überall herrscht Zurückhaltung. Ungewohnt viele Menschen sind ohne Arbeit. Betroffene richten ihre Blicke deshalb nach dem Staat. Sie erwarten seine Hilfe.

Wir haben unseren Staat fortlaufend gestärkt. Unsere Sozialwerke und namentlich die gute Arbeitslosenversicherung legen Zeugnis davon ab. Doch wir dürfen unsere Gemeinwesen nicht überfordern. Unsere Sozialwerke können das jetzige wirtschaftliche Tief zwar mildern, aber nicht beseitigen.

Wir müssen vielmehr bei uns selber beginnen und – erstens - eingestehen, dass wir überbordet haben und dass es wieder mehr Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft braucht. Zweitens müssen wir die Wirtschaft zu Mut und Erfindungsgeist anspornen. Die Krise ist für sie auch eine Chance. Der Staat soll schliesslich dort einspringen, wo Menschen unverschuldet in Not oder Bedrängnis geraten.

Der Bundesrat nimmt die Krise ernst. Er hat Massnahmen zur Stabilisierung der Konjunktur beschlossen. Die Schweiz ist von einer wirtschaftlichen und sozialen Katastrophe weit entfernt. Unsere soliden Institutionen, aber auch bewährte Eigenschaften wie Fleiss, Qualität und Zuverlässigkeit werden uns aus der Krise führen.

Erste feine Silberstreifen am Horizont kündigen den Wiederaufschwung an. Lasst uns deshalb mit neuem Elan zu neuen Zielen aufbrechen. Unsere Vorfahren haben diesen Staat in schwierigen Zeiten zum gemeinsamen Handeln gegründet. Kein Tag ist also so geeignet wie der Nationalfeiertag, um unseren Glauben an einen Aufbruch auszudrücken. Feiern wir also diesen Tag.

Ich wünsche Ihnen allen einen frohen 1. August.

Download Nationalfeiertag 2009 (MP3, 3 MB, 15.09.2014)

Letzte Änderung 30.11.2015

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