2000 - Ansprache von Bundespräsident Adolf Ogi zum Nationalfeiertag

1. August 2000 - Es gilt das gesprochene Wort

Für eine offene und solidarische Schweiz
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Ich bin unlängst gefragt worden, was ich persönlich am 1. August feiere. Ich habe geantwortet: Den Geburtstag meiner Heimat. Heimat ist da, wo ich zu Hause bin. Wo ich meine Familie und meine Freunde habe. Wo ich verstanden werde. Wo ich mich wohl fühle. Wo ich mich sicher fühle. Wo ich mitbestimmen darf. 

Meine Heimat ist die Schweiz. Zum Nationalfeiertag 2000 überbringe ich Ihnen alle guten Wünsche des Bundesrates!

Heute ist ein Tag der Dankbarkeit. 
Wir blicken zurück auf anderthalb Jahrhunderte eines Lebens in Frieden und Freiheit.

Heute ist ein Tag des Stolzes. 
Wir blicken zurück auf anderthalb Jahrhunderte demokratischer, föderalistischer Tradition.

Heute ist ein Tag der Zuversicht. 
Wir blicken voraus auf das beginnende 3. Jahrtausend. Die Schweiz ist gerüstet für die Herausforderungen. Die Schweizerinnen und Schweizer sind bereit, die Chancen zu nutzen.

Liebe Landsleute!

Ich bekräftige hier mit Überzeugung, was ich am Schweizer Tag der Weltausstellung in Hannover gesagt habe: Die Schweiz existiert! Sie entwickelt sich. Sie bewegt sich. Unsere vier Kulturen, unsere vier Sprachregionen, unsere 26 Kantone beweisen immer wieder den Willen, einander zuzuhören, aufeinander zuzugehen, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen. 

In den letzten Jahren sind viele weitere Sprachen, viele weitere Kulturen hinzugekommen. Die Schweiz ist wie andere europäische Staaten kulturell vielfältig geworden. Das macht unseren Alltag farbig, bereichernd, herausfordernd, spannend.

Der Schweiz geht es gut! Gerade deswegen möchte ich der Dankbarkeit, dem Stolz und der Zuversicht ein Viertes beifügen: Heute ist auch ein Tag des Träumens!... 

Ich träume von einer Schweiz, die nicht mehr überall abseits steht. Die ihre Erfahrungen aus sieben Jahrhunderten Eidgenossenschaft in der Welt und in Europa einbringt. Ich träume von einer Schweiz, die nicht nur mit dem Geldbeutel solidarisch ist. Die vor Ort hilft, wo es notwendig ist. Wie es das IKRK tut, wie es das Katastrophenhilfekorps tut, wie es unsere Armee auf dem Balkan tut. Ich träume von einer Schweiz, die nicht nur auf dem Beobachterstuhl sitzt, sondern im Konzert der Nationen mitredet und mitentscheidet. 

Die Schweiz meiner Träume verleugnet ihre Wurzeln nicht. 

Die Schweiz meiner Träume verliert ihre Identität nicht. 

Die Schweiz meiner Träume ist weltoffen, selbstbewusst, solidarisch. 

Sie ist ein Land, das auch für die kommenden Generationen Heimat sein wird. 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Ich lade Sie ein, mit mir zu träumen! Und ich lade Sie ein, diese Träume mit mir zusammen umzusetzen! Eines Tages werden wir feststellen: Sie sind wahr geworden!

Ich wünsche Ihnen allen einen schönen, einen besinnlichen, einen unvergesslichen 1. August 2000!

Download Nationalfeiertag 2000 (MP3, 1 MB, 15.09.2014)

Letzte Änderung 30.11.2015

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