Bericht zu Kunststoffen: Bundesrat sieht Potenzial zur Vermeidung der Umweltbelastung

Bern, 23.09.2022 - Trotz zahlreicher bereits umgesetzter Massnahmen gelangen in der Schweiz immer noch viele Kunststoffe als Makro- und Mikroplastik in die Umwelt. Der Bundesrat hat in Beantwortung von vier Nationalrats-Postulaten am 23. September 2022 einen Bericht verabschiedet, der aufzeigt, warum Kunststoff in die Umwelt gerät und wo es Verbesserungspotenzial gibt.

Die Schweiz verfügt über ein gut funktionierendes Entsorgungssystem und setzt auf allen Ebenen zahlreiche Massnahmen um. Dennoch gelangen jährlich rund 14’000 Tonnen Makro- und Mikroplastik in die Umwelt, sei dies während der Herstellung von Kunststoffen, der Nutzung oder der Entsorgung. Kunststoffe zerfallen durch natürliche Prozesse in immer kleinere Teilchen und bauen sich nur langsam ab – mit negativen Folgen für Umwelt und Gesundheit. Mittlerweile werden überall Kunststoff-Fragmente nachgewiesen, in Ozeanen und dem arktischen Eis, in den Bergen, in Flüssen, Seen, Sedimenten, Böden und in der Luft.

Der Bundesrat hat in Erfüllung von vier Postulaten (18.3196 Thorens Goumaz, 18.3496 Munz, 19.3818 Flach und 19.4355 der CVP-Fraktion) einen Überblick über die «Kunststoffe in der Umwelt» verfasst. Der Reifenabrieb verursacht mehr als die Hälfte der Kunststoffrückstände. Weitere wichtige Ursachen sind das achtlose Wegwerfen oder Liegenlassen von Abfällen (Littering) sowie Kunststoffe im Grüngut, die anschliessend mit Kompost und Gärgut in die Umwelt gelangen. Zu Kunststoffeinträgen führen zudem verschiedene Herstellungs- und Entsorgungsprozesse, die Bau-, Land- und Forstwirtschaft, Sport- und Spielplätze sowie die privaten Haushalte. Zu Hause gelangen Kunststoffe beispielsweise als Inhaltsstoffe in Kosmetika oder beim Waschen von synthetischen Textilien übers Abwasser in die Gewässer.

Potenzial zur Entwicklung von kreislauffähigen Materialien

Zwar werden in der Schweiz seit Jahren auf vielen Ebenen zahlreiche Massnahmen umgesetzt, um die Umweltbelastung durch Kunststoffe zu vermindern: zum Beispiel mit den Sammelstellen für PET-Getränkeflaschen, dem Trennen der Abfälle fürs Recycling oder mit Sensibilisierungskampagnen und Sanktionen gegen Littering. Dennoch gibt es gemäss Bericht ein Potenzial zur Verbesserung. Dabei soll der Fokus primär darauf liegen, Abfälle zu vermeiden und kreislauffähige Materialien und umweltschonenden Alternativen zu fördern. Der umweltgerechte Einsatz von Kunststoffen in der Bau-, Land- und Forstwirtschaft soll angekurbelt sowie Einträge von Mikroplastik in die Umwelt (wie beim Reifenabrieb) eingedämmt werden. Zielführend ist gemäss Bericht eine Kombination aus Sensibilisierungsmassnahmen, Entwicklung neuer Technologien, Verfahrensoptimierungen sowie Verboten und Geboten.

Aktuell läuft eine Vielzahl von Aktivitäten, die auch zu einer Verbesserung des Recyclings von Kunststoffen beitragen werden. Unter anderem diskutiert das Parlament über eine Revision des Umweltschutzgesetzes aufgrund der parlamentarischen Initiative der Nationalratskommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK-NR 20.433) «Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken». Vor diesem Hintergrund verzichtet der Bundesrat vorläufig darauf, im Rahmen des Berichts die Umsetzung zusätzlicher Massnahmen im Bereich der Kunststoffe vorzuschlagen.


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