Weltfunkkonferenz 2023: Die Schweizer Delegation hat ihre Ziele erreicht

Biel/Bienne, 18.12.2023 - An der am 15. Dezember 2023 zu Ende gegangenen Weltfunkkonferenz (WRC-23) in Dubai sind wichtige Entscheidungen hinsichtlich künftiger Funknutzungen getroffen worden. So konnten nach intensiven vierwöchigen Verhandlungen insbesondere in den Bereichen Mobilfunk, Satelliten, Aviatik und Wissenschaft Einigungen erzielt werden. Die Schweizer Delegation hat die vom Bundesrat festgelegten Ziele erreicht.

Die von der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) organisierte Weltfunkkonferenz fand vom 20. November bis 15. Dezember 2023 in Dubai statt und war mit knapp 3600 Teilnehmenden die bisher Grösste überhaupt. Vertreter aller UNO-Mitgliedstaaten haben über 2840 Vorstösse behandelt. Die aktuell angespannte geopolitische Lage war während der gesamten vierwöchigen Konferenz deutlich spürbar. Entsprechend konnten wichtige Entscheidungen erst unter grossem Zeitdruck in den letzten Tagen der Konferenz erzielt werden.

IMT-Identifikation für den Mobilfunk

Im Mobilfunkbereich wurden im oberen 6-GHz-Band für zahlreiche Länder zusätzliche Frequenzressourcen für die mobile Breitbandkommunikation (IMT) identifiziert. Die Teilnehmenden konnten sich jedoch nicht auf eine globale Harmonisierung einigen.

In Europa wird das obere 6-GHz-Band (6425-7125 MHz) bereits für Richtfunk und Satellitenfunk verwendet. Diese Anwendungen verfügen weiterhin über einen Schutzanspruch. Auf europäischer Ebene werden nun die technischen und regulatorischen Bedingungen ausgearbeitet, um diesen Frequenzbereich voraussichtlich ab 2030 für IMT-Anwendungen nutzen zu können.

Mehr Flexibilität im Rundfunkband 470-694 MHz

Die WRC-23 hat für zahlreiche Länder zusätzlichen regulatorischen Handlungsspielraum im UHF-Band (470-694 MHz) geschaffen. Gewisse arabischen Staaten erhalten neu eine primäre Mobilfunkzuweisung im Band 614-694 MHz mit einer zusätzlichen IMT-Identifikation. In Europa wurde die bestehende Rundfunkzuweisung im Frequenzbereich 470-694 MHz mit einer sekundären Mobilfunkzuweisung erweitert (ohne IMT-Identifikation). An der Weltfunkkonferenz WRC-31 wird für Europa eine Wiedererwägung der Situation erfolgen. In der Zwischenzeit hat Europa Zeit, den zusätzlichen regulatorischen Handlungsspielraum zur Entwicklung von Strategien zu nutzen, hinsichtlich der zukünftigen Verwendung dieses sehr wichtigen Frequenzbereiches (Koexistenz von Rundfunk, drahtlosen Mikrofonen, der Radioastronomie und möglicherweise Mobilfunk).

"Galileo" und Drohnensteuerung via Satelliten

Die WRC-23 hat einen Beschluss zum Schutz des europäischen satellitenbasierten Navigationssystems Galileo verabschiedet. Mittels geringfügiger Einschränkungen beim Amateurfunkdienst kann dieser Schutz sichergestellt werden. Während der letzten drei Weltfunkkonferenzen war die Weltgemeinschaft darum bemüht, Lösungen zu entwickeln, um grössere unbemannte Luftfahrzeuge, wie beispielsweise Drohnen, über kommerzielle Satellitenverbindungen zu steuern. Aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen im Luftfahrtsektor kam die WRC-23 zum Schluss, dass eine Lösungsfindung zu diesem Tagungspunkt nicht möglich ist und die diesbezüglichen Aktivitäten nach über 12 Jahren definitiv eingestellt werden.

Zusätzlicher Regulierungsbedarf im Satellitensektor

Aufgrund der stark wachsenden Aktivitäten im Satellitensektor drängen sich Anpassungen im Bereich der Satellitenregulierung auf. An der WRC-23 wurden daher eine Vielzahl von Tagesordnungspunkten diskutiert, die zu einer verbesserten Satellitenkonnektivität aber auch zu einer stärkeren Harmonisierung von Weltraumanwendungen führen sollen. Ebenfalls im Fokus der WRC-23 stand die Koexistenz von Satellitenanwendungen mit verschiedenen Funkdiensten.

Satellitenbasierte wissenschaftliche Dienste zum Nutzen der Gesellschaft

Die Bedeutung satellitenbasierter wissenschaftlicher Dienste nimmt stark zu. Insbesondere im Zusammenhang mit dem Klimawandel und für Wetterprognosen werden satellitenbasierte Erdbeobachtungssysteme immer wichtiger. An der WRC-23 wurde ein neuer Funkdienst "Space Weather" definiert. Unter diesem Dienst werden satellitenbasierte Systeme subsumiert, welche die Auswirkungen der Sonnenaktivität auf die Erdatmosphäre und die Umwelt der Erde beobachten.

Themen der nächsten Konferenzen

Ein fester Bestandteil jeder Weltfunkkonferenz ist die Festlegung der Tagungspunkte für die beiden nachfolgenden Weltfunkkonferenzen. Für die WRC-27 wurden unter anderem die "direct-to-device"-Systeme traktandiert. Es handelt sich hierbei um die Absicht, handelsübliche Mobilfunkendgeräte über die für den Mobilfunk harmonisierten Frequenzbänder (unter Verwendung der IMT-Technologie) direkt an Satelliten anzubinden. Bislang fehlen für solche Funkanwendungen international harmonisierte Frequenzzuweisungen. Weiter ist das Störpotential solcher direkter Satellitenverbindungen auf andere Funkanwendungen heute noch unbekannt und muss vorgängig auf internationaler Ebene studiert werden. Solange die für eine "direct-to-device"-Anwendung erforderlichen technischen und regulatorischen Rahmenbedingungen nicht vorhanden sind, können solche Anwendungen in der Schweiz nicht zugelassen werden.

An der WRC-23 wurde zudem entschieden, weitere Frequenzbänder für die IMT-basierte Mobilfunkkommunikation im Bereich von 7-8 GHz zu identifizieren. Es handelt sich dabei um Frequenzbänder, die für militärische Anwendungen der NATO eingesetzt werden. Das Schweizer Militär ist davon ebenfalls betroffen. Damit ist ein Schwerpunkt der Schweiz hinsichtlich der Vorbereitungen auf die nächste Weltfunkkonferenz, die WRC-27, bereits bekannt.


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