Das Schweizerische Literaturarchiv feiert den 100. Geburtstag von Jean Bollack mit der Reihe Bollackiana

Bern, 09.11.2023 - Anlässlich des 100. Geburtstags des Altphilologen und Kritikers Jean Bollack (1923–2012) präsentieren das Schweizerische Literaturarchiv der Schweizerischen Nationalbibliothek und der Schwabe Verlag die Reihe Bollackiana. Der erste Band mit dem Titel «Lire Jean Bollack – Jean Bollack lesen» erforscht das Werk des Altphilologen und versammelt Beiträge namhafter Gelehrter aus den Bereichen Philologie, Literatur, Philosophie und Wissenschaftsgeschichte. Die Publikation ist aus dem Forschungsprojekt des Schweizerischen Nationalfonds «Lectures de Jean Bollack» hervorgegangen, das die Erforschung von Bollacks Erbe dokumentiert.

Jean Bollack (1923–2012), ein herausragender französischer Altphilologe, Kritiker und Spezialist für altgriechische Literatur, hinterliess ein bleibendes Erbe, das seit 2014 im Schweizerischen Literaturarchiv (SLA) der Schweizerischen Nationalbibliothek aufbewahrt und erschlossen wird. Anlässlich seines 100. Geburtstags starten das SLA und der Schwabe Verlag die Reihe Bollackiana mit der Publikation des ersten Bands «Lire Jean Bollack – Jean Bollack lesen». Der Sammelband entstand aus dem Forschungsprojekt des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) «Lectures de Jean Bollack», das seit 2019 gemeinsam vom Institut für Antike und Byzanz der Universität Freiburg und dem SLA durchgeführt wird. Unter der Leitung von Stéphanie Cudré-Mauroux (Stellvertretende Leiterin des SLA und Ko-Leiterin des SNF-Projekts), Christoph König (Professor an der Universität Osnabrück und SNF-Projektpartner) und Martin Steinrück (Professor an der Universität Freiburg und Ko-Leiter des SNF-Projekts) dokumentiert die dreisprachige Publikation (Deutsch, Französisch, Englisch) die seit vier Jahren laufende Forschung des Projekts, das 2024 abgeschlossen wird.

Ein Leben für die Altphilologie

Jean Bollack wurde 1923 in Strassburg in eine jüdische Elsässer Familie geboren. Seine frühen Jahre verbrachte er in der Schweiz, wo sein Vater arbeitete. Hier überlebte er den Nationalsozialismus und verfolgte aus der Ferne die Schrecken der Geschichte. Die Schweiz spielte in seinem Werdegang als Altphilologe eine prägende Rolle. Nach Basel setzte er ab 1945 seine Studien in Paris bei Émile Benveniste, Alexandre Koyré, Georges Canguilhem und Pierre Chantraine fort. Ab 1958 war er Professor in Lille, wo er altgriechische Literatur und altgriechisches Denken lehrte und viele Studierende und Altphilologinnen und Altphilologen anzog, die mit ihm zusammen die altgriechischen Studien erneuerten. Er lehrte auch in Berlin, Genf und an der École normale in Paris.

Erforschung des Erbes von Jean Bollack

Seit vier Jahren erforscht das Team des SNF-Projekts «Lectures de Jean Bollack» aus namhaften Gelehrten, Denkern und «Freunden» zusammen mit zahlreichen Nachwuchsforscherinnen und -forschern aus den Bereichen Klassische Philologie, Germanistik und Französische Studien, Philosophie und Wissenschaftsgeschichte die Arbeit von Jean Bollack. Dank der Entdeckungen im Archiv hat die Forschung Bollacks Texte wieder aufgegriffen, kritisch (neu) gelesen, um das philologische und kritische Erbe des Autors zu erschliessen. Diese vertiefte Auseinandersetzung mit dem Werk eines der grössten Altphilologen des 20. Jahrhunderts dürfte deutsche und französische Literaturwissenschaftlerinnen und Literaturwissenschaftler, Philologinnen und Philologen, aber auch ein breites interessiertes Publikum ansprechen.

Die nächsten Bände der Reihe werden den vier Dissertationen und Studien des SNF-Projekts gewidmet sein, ferner werden unveröffentlichte Werke von Jean Bollack sowie Arbeiten verschiedener Bereiche der Bollack-Forschung erscheinen.

 

Das Schweizerische Literaturarchiv gehört zur Schweizerischen Nationalbibliothek und wurde 1991 auf Anstoss von Friedrich Dürrenmatt gegründet. Es betreut über 400 literarische Nachlässe, Archive und Autorenbibliotheken des 20. und 21. Jahrhunderts.

Die Schweizerische Nationalbibliothek sammelt Helvetica – Texte, Bilder und Töne der Schweiz – und sichert mit ihren Sammlungen das kollektive Gedächtnis der Schweiz. In Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ermöglicht sie einen breiten Zugang zum kulturellen Erbe des Landes. Als zentrale Gedächtnisinstitution schlägt die Nationalbibliothek eine Brücke von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft. Sie spiegelt dabei die Vielfalt sowie die Mehrsprachigkeit des Landes und fördert Gemeinschaft und Innovation. Die Nationalbibliothek ist eine Institution des Bundesamts für Kultur (BAK).


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Stéphanie Cudré-Mauroux, Stellvertretende Leiterin des Schweizerischen Literaturarchivs der Schweizerischen Nationalbibliothek, Tel. +41 58 463 23 55, Stephanie.Cudre-Mauroux@nb.admin.ch



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