Störungen bei der Arzneimittelversorgung und Pflichtlagerbezüge nehmen weiter zu

Bern, 24.05.2023 - Versorgungsstörungen bei lebenswichtigen Humanarzneimitteln haben im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Das Gleiche gilt für Bezüge aus den Pflichtlagern. Angesichts dieser anhaltenden Probleme sind verschiedene Gegenmassnahmen ergriffen worden oder in Arbeit. Die Meldestelle Heilmittel der wirtschaftlichen Landesversorgung WL dokumentiert all dies in ihrem Jahresbericht. Der Bundesrat hat den Bericht an seiner Sitzung vom 24. Mai 2023 zur Kenntnis genommen.

Das Bild wiederholt sich. Seit Beginn der Tätigkeit der Meldestelle für lebenswichtige Humanarzneimittel der WL im Jahr 2016 steigt die Zahl der Versorgungsstörungen mit Ausnahme der zwei Covid-19-Jahre 2020 und 2021 jedes Jahr. Im vergangenen Jahr registrierte die Meldestelle 201 Versorgungsstörungen und erreichte damit einen neuen Höchststand. Im Vergleich zum Vorjahr (137 Störungen) ergibt dies eine Zunahme um 46% und im Vergleich zu 2019 (184) um fast 10%. In über der Hälfte der Fälle waren 2022 Antibiotika (35%) und Analgetika (19%) von Versorgungsstörungen betroffen.

Bei Engpässen in der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern kommen die Pflichtlager zum Einsatz, welche die privaten Unternehmen im Auftrag der wirtschaftlichen Landesversorgung WL halten. Im letzten Jahr genehmigte die WL 121 Bezüge aus Pflichtlagern. Im Jahr davor waren es 89. Dies ergibt eine Zunahme um 36%. 2022 machten Analgetika (Schmerzmittel) mit 49% und Antibiotika mit 35% den Grossteil der Pflichtlagerbezüge aus. Im Jahr 2021 waren es Analgetika (58%) und Impfstoffe (24%).

Wenn Pflichtlager freigegeben werden, werden die Güter, also zum Beispiel die Medikamente, über die normalen Kanäle (v.a. Apotheken) auf den Markt gebracht. Dies geschieht in mehreren Tranchen. Eine Freigabe hat zum Ziel, nur knapp verfügbare Produkt während der gesamten Dauer der Störung möglichst gleichmässig im Markt zu verteilen. So kann mindestens ein Teil der Versorgung der Schweiz sichergestellt werden.

Gegenmassnahmen ergriffen oder in Prüfung

Die Gründe der Versorgungsstörungen mit Medikamenten, die weltweit zunehmen, sind vielfältig: Zu erwähnen sind unter anderem starke Abhängigkeiten von wenigen Produktionsstandorten, die zunehmende Reduzierung der privaten Lagerbestände, veränderte Marktverhältnisse nach der Covid-19-Pandemie, wirtschaftliche Störungen infolge des Ukraine-Kriegs sowie auch der international gesehen relativ kleine Schweizer Markt.

Die Meldestelle Heilmittel registriert nicht nur die Versorgungsstörungen. Auf der Homepage des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) publiziert sie regelmässig aktualisierte Listen, die auch Informationen und Empfehlungen zur Bewältigung der Störung enthalten.

Aufgrund der starken Verschlechterung der Versorgungslage wurde im Februar 2023 eine Taskforce unter WL-Leitung gebildet. Diese hat verschiedene kurzfristige Massnahmen erarbeitet und umgesetzt, unter anderem die Teilabgabe gewisser Medikamente, die weiterhin gilt.

Darüber hinaus prüft das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zusammen mit der WL derzeit einen Katalog von Massnahmen, durch welche die Versorgungssituation mittel- und langfristig verbessert werden soll. Da die Ursachen der meisten Versorgungsstörungen global sind, können sie durch die Schweiz alleine nur wenig beeinflusst werden. Deshalb muss auch die internationale Zusammenarbeit gefördert werden.


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