Staatsbesuch des Präsidenten von Botsuana, Mokgweetsi Eric Keabetswe Masisi

Bern, 01.05.2023 - Offizielle Rede von Bundespräsident Alain Berset anlässlich des Staatsbesuchs von Präsident Mokgweetsi Eric Keabetswe Masisi, Botsuana. Es gilt das gesprochene Wort

Herr Präsident
Frau Masisi
Exzellenzen
Liebe Bundesrats-Kolleginnen und -Kollegen
meine Damen und Herren

Wir freuen uns, Exzellenz, Sie und Ihre Delegation in der Schweiz willkommen zu heissen. Ihr Staatsbesuch ist ein Höhepunkt in den Beziehungen zwischen der Schweiz und Botsuana!

Bis vor wenigen Jahren waren die Kontakte unserer Länder freundschaftlich, aber lose. Das hat sich in der jüngeren Vergangenheit geändert. Ich selbst durfte im Februar ihr schönes Land besuchen, Exzellenz. Daran denke ich gerne zurück.

Botsuana und die Schweiz haben einiges gemeinsam:

  • In beiden Ländern gibt es sehr schöne Landschaften; sie verfügen entsprechend über eine Tradition im Tourismus.
  • In beiden Ländern gibt es einen prägenden Rohstoff – Wasser im Falle der Schweiz, Diamanten in Botsuana.
  • In beiden Ländern wird Forschung auf Spitzenniveau betrieben. Am «Botswana–Harvard AIDS Institute Partnership» etwa wurde die Omikron-Variante des Coronavirus erstmals nachgewiesen.
  • Und beide Länder haben starke demokratische und gemeinschaftliche Traditionen. Wie Sie gestern gesehen haben, Exzellenz, sind die Kgotlas in Botsuana und unsere Landsgemeinden in vielerlei Hinsicht vergleichbar. Die Tradition der Landsgemeinde hat dazu beigetragen, dass sich die Schweiz für ein demokratisches Gesellschaftsmodell entschieden hat. Hier wurden Praktiken eingeübt, die uns als demokratisches Land geprägt haben. Gleichzeitig musste die Tradition dringend erneuert werden, um nicht aus der Zeit zu fallen. Ich denke hier an die sehr späte Einführung des Frauenstimmrechts.

Freie und faire Wahlen und Abstimmungen zählen zu den stolzesten Errungenschaften. Doch die Zahl der Menschen, die in Demokratien leben, ist zuletzt erheblich zurückgegangen. Gemäss Freedom House waren es vor zehn Jahren noch rund 50 Prozent der Weltbevölkerung. Heute sind es nur noch 20 Prozent. Das ist eine besorgniserregende Entwicklung. Umso wichtiger ist es, dass Länder mit starken demokratischen Werten wie die Schweiz und Botsuana zusammenarbeiten, auf bilateraler wie auf multilateraler Ebene.

Herr Präsident
Exzellenzen

Zu Fragen der Demokratie finden bereits Gespräche auf Expertenstufe statt. Ein weiteres Thema, das uns schon länger verbindet, ist die Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich. Hierzu haben wir im Februar eine Absichtserklärung unterzeichnet. Es geht dabei um den Austausch von Erfahrungen und das gemeinsame Engagement für eine starke WHO. Die grössten Herausforderungen der Gegenwart sind grenzüberschreitend. Entsprechend braucht die Welt robuste multilaterale Plattformen.

Über den Gesundheitsbereich hinaus wollen wir die Kontakte zwischen der Schweiz und Botsuana in zusätzlichen Bereichen intensivieren, unter anderem in der Kultur und der Wirtschaft. Es ist vorgesehen, dass unsere Länder hierzu eine breit angelegte Erklärung unterzeichnen.

Die Jahre der Pandemie und des russischen Angriffskriegs in der Ukraine prägen uns. Aber sie sollten den Blick auf positive Entwicklungen nicht verstellen. Ich denke hier etwa an die wirtschaftliche Integration in Afrika oder an die Stärkung des afrikanischen Multilateralismus. Botsuana ist Teil dieser Bewegung, hat kürzlich das Abkommen zur Panafrikanischen Freihandelszone ratifiziert und ist Sitzstaat der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas (SADC).

Erörtern werden wir auch die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene, etwa mit Blick auf die Schweizer Mitgliedschaft im UNO-Sicherheitsrat. Ab heute hat die Schweiz für einen Monat den Vorsitz inne und wird dabei unter anderem den Schutz von Zivilpersonen in Konfliktgebieten auf die Agenda des Rats setzen.

Herr Präsident
Exzellenzen

Der heutige Tag unterstreicht unseren Willen zu einer engeren bilateralen Zusammenarbeit mit Botsuana – und zu einer lebendigen Partnerschaft mit Ländern Afrikas, die sowohl humanitäre Bedürfnisse adressiert als auch wirtschaftliche Chancen nutzt. 

Wir betonen mit unseren Kontakten darüber hinaus die grosse Bedeutung demokratischer Traditionen und Gesellschaftsmodelle, Grundlagen auch für einen erfolgreichen und starken Multilateralismus.

Herr Präsident, Frau Masisi, der Bundesrat in corpore heisst Sie und Ihre Delegation herzlich willkommen in der Schweiz!


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