Quartalsschätzungen BIP 4/1999

Bern, 09.03.2000 - Kräftige Zunahme des Bruttoinlandproduktes Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) wuchs im 4. Quartal 1999 gegenüber dem Vorquartal um 3,7% (bereinigt von Saison- und Zufallseinflüssen, auf Jahresbasis hochgerechnete Veränderungsrate). Die Konjunkturerholung, welche Mitte 1999 begonnen hatte, setzte sich damit fort. Treibende Kraft blieb hauptsächlich die Auslandnachfrage.

Der reale Konsum der privaten Haushalte behielt im Schlussquartal den hohen Expansionsrhythmus des Vorquartals ungefähr bei (+3,0%). Alle Konsumrubriken entwickelten sich weiterhin positiv; die Stärke des Auftriebs verlegte sich jedoch von den dauerhaften Konsumgütern wie Personenwagen und Möbel hin zu Nahrungs- und Genussmitteln, Kommunikation, Freizeit und Kultur sowie Ferien im Inland.
Die realen Bauinvestitionen nahmen weiter zu (+2,2%). Erneut expandierten die Hochbauinvestitionen am deutlichsten, allerdings ausgehend von einem niedrigen Niveau nach einer langen Schrumpfungsphase. Damit dürften die Bauinvestitionen den rezessiven Pfad endgültig verlassen haben.
Die realen Ausrüstungsinvestitionen legten wiederum merklich zu (+7,7%). Die Investitionsgüternachfrage wurde vorwiegend über Importe abgedeckt und verlagerte sich zusehends von den Nutzfahrzeugen (inkl. Flugzeuge) auf die übrigen Ausrüstungsgüter (u.a. Maschinen, Büromaschinen, Kommunikationsgeräte, Präzisionsinstrumente, usw.).Die Verfügbarkeit neuer Basisstatistiken war Anlass zu einer Revision der bisher für dieses Aggregat ausgewiesenen Ursprungswerte. Als Folge dieser Änderung weisen die Ausrüstungsinvestitionen einen etwas kräftigeren Expansionsrhythmus aus, als bis anhin geschätzt worden ist. Davon unberührt bleibt der Verlauf des BIP, da dieser anhand entstehungsseitiger Indikatoren indirekt geschätzt wird (vgl. A. Schwaller u. B. Parnisari (1997): Die Quartalsschätzungen des Bruttoinlandproduktes auf Grundlage der revidierten Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (ESVG78), Mitteilungsblatt für Konjunkturfragen, Heft 4/97-1/98).
Die realen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen entwickelten sich weiterhin sehr dynamisch (+10,9%). Insbesondere die Warenexporte verzeichneten ein überdurchschnittliches Wachstum (+12,4%). Der ausgeprägte Anstieg der Gesamtnachfrage begünstigte hohe Zunahmen der realen Importe von Waren und Dienstleistungen (+11,8%), wobei auch hier die Warenimporte den Ton angaben (+13,3%).
Nach den Ergebnissen der Quartalsschätzungen nahm das reale BIP im Jahresdurchschnitt 19992) um 1,7% zu, nach 2,1% im Vorjahr. Im Jahresverlauf 1999 war das Profil der BIP-Entwicklung zweigeteilt: Nachdem im 1. Halbjahr das Wirtschaftswachstum in der Folge der Asienkrise mit rund 1% (Vorperiodenvergleich) noch mager ausgefallen war, verzeichnete das 2. Semester eine markante Beschleunigung auf rund 3%. Ein derartig starkes Wachstum war letztmals Ende der achtziger Jahre erzielt worden.
Einen ähnlichen konjunkturellen Verlauf wie das BIP zeigten auch die einzelnen realen Verwendungszweckaggregate, welche sich alle im 2. Halbjahr 1999 spürbar beschleunigten. Die konjunkturellen Auftriebskräfte waren somit breit abgestützt. Nebst kräftig zunehmenden Exporten (11,2% im 2. Semester, Jahresdurchschnitt von 4,4%) wurde der Aufschwung ebenfalls vom Konsum der privaten Haushalte (2,8% im 2. Semester und 2,2% im Jahresdurchschnitt) und den Anlageinvestitionen getragen (die Zahlen lauten für die Bauinvestitionen 4,5% im 2. Halbjahr und 1,5% für 1999 sowie bei den Ausrüstungsinvestitionen 7,6% resp. 5,9%).
Der Preisindex des BIP erhöhte sich im 4. Quartal 1999 im Vorjahresvergleich erneut um 1,3%. Etwas stärker als die Preise beim privaten Konsum (+1,1%) und bei den Bauinvestitionen (+2,0%) stiegen diejenigen der Ausfuhren (+2,4%). Auch die Importpreise zogen leicht an (+0,6%), nachdem sie über längere Zeit zurückgegangen waren. Wie die realen Verwendungszweckaggregate so zeigten auch die Deflatoren eine im Jahresverlauf zweigeteilte Entwicklung, wobei auch in diesem Fall die Preise im 2. Halbjahr deutlicher anzogen als im der ersten Jahreshälfte.

Hinweis:Bei der Beschreibung der konjunkturellen Entwicklung am aktuellen Rand werden - sofern nichts anderes erwähnt wird - Veränderungsraten in % gegenüber der Vorperiode verwendet. Diese sind auf  Jahresbasis hochgerechnet und beziehen sich auf reale Grössen, die mit dem Saisonbereinigungsverfahren (Census-X12/ARIMA) saison- und zufallsbereinigt worden sind (vgl. die glatte bzw. Trend-Zyklus-Komponente in Tab. 1). Eine Ausnahme bildet das Aggregat Ausrüstungsinvestitionen, für welches wegen seiner besonderen Eigenschaften ein strukturelles Modell geschätzt wird (verwendetes Programm: STAMP 5.0) Mit diesen Verfahren verbindet sich die Eigenheit, dass sich die Ergebnisse am aktuellen Rand beim Hinzufügen eines neuen Wertes verändern können.
Lange Reihen mit den Quartalszahlen ab dem 1. Q. 1980 können als Lotusdateien (*.wk1) von unserer Homepage im Internet heruntergeladen http://www.seco-admin.ch/bip  werden. Dort können eingehende methodische Hinweise zu den Quartalsschätzungen eingesehen werden, und es wird auch ein Veröffentlichungskalender geführt.
Die Jahresdurchschnitte für 1999 wurden anhand der Ergebnisse der Quartalsschätzungen berechnet. Die provisorischen Resultate der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) des Bundesamtes für Statistik (BFS) für das Jahr 1999, welchen ein umfassenderes Zahlenmaterial zugrunde liegt, und gegebenenfalls revidierte Werte für die Vorjahre  werden im September 2000 veröffentlicht werden.


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