Wohnen und multilokales Arbeiten in Zukunft

Bern, 12.04.2023 - Die Möglichkeit, vermehrt ausserhalb des klassischen Büros zu arbeiten, beeinflusst auch, wo und wie wir in Zukunft wohnen. Die Studie «Wie Remote Work beeinflusst, wo und wie wir in Zukunft wohnen» zeigt auf, dass das soziale Umfeld bei der Auswahl des Wohnorts wichtig bleibt. Der Wunsch nach mehr Wohnfläche könnte zu einer Dezentralisierung führen: Mittel- und Kleinzentren könnten als «preisgünstigere Städte» mit guter Erreichbarkeit eine erhöhte Nachfrage erfahren. Das Unternehmen EBP hat die Studie im Auftrag des Bundesamts für Wohnungswesen BWO, von Kantonen und privaten Institutionen verfasst.

Homeoffice oder auch das Arbeiten an anderen Orten, bzw. unterwegs (Remote-Work oder multilokales Arbeiten), ist seit der Covid-19-Pandemie für viele zum Alltag geworden. Verbrachten im Jahr 2001 weniger als 1 Prozent der Erwerbstätigen 50 Prozent oder mehr ihrer Arbeitszeit im Homeoffice, waren dies während des erstens Lockdowns im Frühling 2020 rund 50 Prozent der Erwerbstätigen. 30 Prozent arbeiteten sogar ausschliesslich zu Hause. Es ist davon auszugehen, dass rund 40 Prozent der Beschäftigten in den nächsten zehn Jahren regelmässig multilokales Arbeiten nutzen wird.

Verliert der Arbeitsstandort an Bedeutung, kann dies einen Einfluss auf den Wohnstandort haben. Die Studie «Wie Remote Work beeinflusst, wo und wie wir in Zukunft wohnen» zeigt auf, welche Faktoren mitspielen, wenn die Arbeit weniger an einen festen Arbeitsort gebunden ist, und wie sich dies auf den Raum auswirkt.

Die Möglichkeit von Remote Work allein führt kaum zu mehr Umzügen. Sogenannte «räumliche Anker», wie beispielsweise das soziale Umfeld, bleiben wichtige Faktoren bei der Auswahl des Wohnorts. Schweizerinnen und Schweizer ziehen in der Regel kleinräumig um. Dieses Muster wird sich auch in Zukunft wenig ändern. 

Mittel- und Kleinzentren im Aufschwung

Dennoch dürfte die Entwicklung zu einer stärkeren Dezentralisierung beitragen. Wer mehr von zu Hause aus arbeitet, der wünscht sich unter Umständen mehr Wohnfläche oder ein eigenes Heim. Wohneigentum ist knapp und für viele nur noch an peripheren Standorten erschwinglich. Insbesondere Mittel- und Kleinzentren als «preisgünstigere Städte» mit guter Erreichbarkeit dürften aufgrund der Möglichkeiten des multilokalen Arbeitens eine Steigerung der Nachfrage verzeichnen. Eine höhere Nachfrage wird auch in weniger dichten Agglomerationsräumen sowie in touristischen Räumen zu beobachten sein. Dort könnte eine verstärkte Nutzung von Zweitwohnungen zu einer Steigerung der Wertschöpfung und zu einer ausgeglicheneren Auslastung übers Jahr beitragen. Auf der negativen Seite steht ein Immobilienmarkt mit hohen und steigenden Preisen für Erstwohnende.

Hält man sich tagsüber öfter und länger zuhause auf, steigt auch das Bedürfnis nach attraktiven Aussenräumen und wohnungsnahen Versorgungsangeboten. Gefragt ist eine stärkere und kleinräumigere Nutzungsdurchmischung, die alltägliche Dienstleistungen und Einrichtungen anbietet, die in kurzer Distanz erreichbar sind. Dies kann mittelfristig zu einer verstärkten Bindung an den Wohnort und damit letztlich zu einem stärkeren Engagement in der Wohngemeinde führen. Monofunktionale Wohngemeinden oder reine Schlafquartiere verlieren dagegen an Attraktivität, auch bei guter Erreichbarkeit.  

Erkenntnisse aus diversen Quellen

Die Studie wurde vom Planungs- und Beratungsunternehmen EBP im Auftrag des BWO, der Kantone Freiburg, Graubünden, Luzern, Solothurn, Wallis, der Pensimo und Swiss Life sowie des Basler Fonds verfasst. Die Erkenntnisse stützen sich auf eine breite Literaturrecherche, die Analyse unterschiedlicher Daten, Expertinnen- und Expertengespräche sowie Workshops.


Adresse für Rückfragen

Medien und Kommunikation BWO, media@bwo.admin.ch, Tel. +41 58 463 49 95



Herausgeber

Bundesamt für Wohnungswesen
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