EHSM-Studie: Verletzte Sportlerinnen und Sportler sind psychisch stark belastet

Magglingen, 12.12.2022 - Schweizer Spitzensportlerinnen und Spitzensportler beurteilen ihre psychische Gesundheit grossmehrheitlich als gut. Jedoch berichtet eine von sechs befragten Personen von depressiven Symptomen. Das zeigt eine repräsentative Studie der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen.

In den letzten Jahren haben verschiedentlich weltbekannte Athletinnen und Athleten offen über psychische Probleme gesprochen und damit die Aufmerksamkeit auf das Thema psychische Gesundheit im Spitzensport gelenkt. Bislang fehlten empirische Daten zur Frage, wie die diesbezügliche Situation im Schweizer Sportsystem ist. Eine neue, repräsentative Studie der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen gibt nun verlässliche Einblicke. Studienleiter Philipp Röthlin, Wissenschaftler und Sportpsychologe, hat die Antworten von rund 1000 Athletinnen und Athleten ausgewertet, die über eine Swiss Olympic Card verfügen. Die Stichprobe ist repräsentativ für den Schweizer Leistungssport. Befragt wurden Personen ab 16 Jahren.

Depressionen und Angstzustände

Übers Ganze gesehen ist die psychische Belastung von Schweizer Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern gleich hoch wie die der Schweizer Allgemeinbevölkerung in derselben Altersgruppe oder wie bei Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern in umliegenden Ländern. Die Studie stellt fest, dass eine von sechs befragten Personen mittlere bis schwere Symptome einer Depression aufweist, jede zehnte Person berichtet über mittlere bis schwere Angstsymptome.

Verletzungen sind belastend

Diese Symptome treten in bestimmten Phasen häufiger auf, so etwa, wenn jemand verletzt ist. Fast jede dritte verletze Person berichtet hier von mittleren bis schweren Depressionssymptomen. Bei Personen aus Einzelsportarten sowie aus Sportarten, in denen ein tiefer Körperfettanteil eine Rolle spielen kann, ist die psychische Belastung etwas höher als bei den restlichen Athletinnen und Athleten.

Umfeld ist wichtig für Wohlbefinden

Mentale Gesundheit beinhaltet nicht nur die Abwesenheit von Symptomen psychischer Krankheiten, sondern auch das Vorhandensein von Wohlbefinden. Befragt wurden die Athletinnen und Athleten daher auch nach ihrem Wohlbefinden. Hier zeigte sich, dass aus Sicht der Befragten das Umfeld, etwa Trainer oder Verbände, eine wichtige Rolle spielt im Hinblick auf die psychische Gesundheit. Wer sich in einem Umfeld bewegt, welches das Erleben der psychischen Grundbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und sozialem Anschluss erlaubt, berichtet über mehr Wohlbefinden und weniger psychische Belastung.

Unterstützung der Verbände

Noch nicht untersucht wurden bislang die Bemühungen von Schweizer Verbänden zur Unterstützung oder Förderung der psychischen Gesundheit von Athletinnen und Athleten. Diese Informationen sollen in einer zweiten Studie im Jahr 2023 erhoben werden.

Beide Studien sind Teil eines sechsteiligen Projekts im Rahmen des Schweizerischen Nationalfonds zur mentalen Gesundheit im Schweizer Sportsystem.


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