Frauen erobern die Stadt

Bern, 11.06.2017 - Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Es gilt das gesprochene Wort.

Seid herzlich willkommen, liebe Frauen aus Bern und aus der ganzen Schweiz - und liebe Männer.
Tausende Frauen sind heute durch die Gassen von Bern gerannt. Ihr habt die Stadt verzaubert und sie im Sturm erobert.

Toll, dass ihr da seid und dass ihr so viele seid.
Denn eine Stadt erobert man nicht allein:
Und einen Staat auch nicht.

Den Platz, den wir Frauen in der Gesellschaft haben, in der Wirtschaft, in der Politik - und in den Gassen von Bern: diesen Platz hat man uns nicht einfach so gegeben.
Diesen Platz mussten wir erkämpfen- und wenn wir nicht wachsam sind, dann verlieren wir ihn wieder; und das kann ziemlich schnell gehen.

Schaut nur den Bundesrat an: Als ich gewählt wurde, waren wir Frauen zu viert. Wir waren in der Mehrheit.
Aber dieser schöne Ausnahmezustand dauerte nur gerade 14 Monate. Dann war er schon wieder vorbei. Jetzt sind wir nur noch zwei.

Gut, gibt es wenigstens noch die Berna vor meinem Büro.
Sie steht zuoberst auf dem Brunnen und erinnert mich jeden Morgen daran, wie wichtig es ist, dass wir Frauen den öffentlichen Raum besetzen. So wie Ihr alle das heute macht.

Berne est tout autre. Grâce à vous. Vous avez conquis la capitale et la Place fédérale, en courant, les cheveux au vent. Vous respirez la liberté. C'est magnifique.

Es gab eine Zeit, da war das alles andere als selbstverständlich.
Die Jüngeren unter euch wissen das vermutlich nicht: Vor nicht allzu langer Zeit war es Frauen verboten, an offiziellen Rennen teilzunehmen.  

Vor genau 50 Jahren hat sich eine besonders mutige Amerikanerin beim Boston Marathon eingeschrieben, ohne Vorname. Bloss: K. Switzer.

Und dann, am Start, trug sie eine Mütze. Und einen weiten Pullover. Es war kalt an diesem Tag.
Erst als sie ihre Mütze abnahm, erst als ihre langen Haare sichtbar wurden, fiel es auch dem Renndirektor auf: Da läuft ja eine Frau mit!
„Hau ab aus meinem Rennen", fauchte er sie an.

Weltberühmt ist das Foto, auf dem der Renndirektor versucht, die Frau aus dem Rennen zu ziehen. Vergeblich.
Kathrine Switzer ist heute 70-jährig und diesen April ist den Boston Marathon wieder gelaufen.

Den Berner Frauenlauf gibt es seit 30 Jahren. Zwei mutige Frauen haben ihn gegründet: Jacqueline Ryffel und Verena Weibel.
Sie hatten genug davon, dass sie immer erst am Schluss starten durften und dann zuerst mühsam die alten Mannen überholen mussten. Und die Garderobe mochten sie auch nicht länger mit den Männern teilen.

Heute machen über 14'000 Frauen mit beim Frauenlauf. Für uns ist es selbstverständlich.

Das ist gut so. Frauenlauf hält fit - Körper und Geist.

Es ist mir eine grosse, eine besondere Freude, Euch die Grüsse des ganzen Bundesrats zu überbringen.


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