Landwirtschaftliches Einkommen 2021: ein durchwachsenes Jahr

Ettenhausen, 04.10.2022 - Das landwirtschaftliche Einkommen war 2021 1,9 Prozent höher als im Jahr davor und lag bei durchschnittlich 80 700 Franken pro Betrieb. Dies zeigen die neusten Zahlen von Agroscope. Während der Pflanzenbau unter der misslichen Witterung litt, führten die gestiegenen Preise auf dem Milch- und Rindfleischmarkt zu höheren Erträgen. Der landwirtschaftliche Arbeitsverdienst pro Vollzeit-Familienarbeitskraft lag 2021 bei 59 800 Franken und war somit 2,0 Prozent höher als im Vorjahr.

Das landwirtschaftliche Einkommen umfasst landwirtschaftliche (inkl. Hofläden) und landwirtschaftsnahe Tätigkeiten wie beispielsweise die Biogasproduktion oder der Agrotourismus. Ausserlandwirtschaftliche Aktivitäten sind darin nicht enthalten. Es entspricht der Differenz zwischen den Erträgen und den Aufwänden und wird sowohl für Einzelunternehmen als auch Betriebsgemeinschaften – das sind Zusammenschlüsse von zwei oder mehr Betrieben – erhoben.

Gemäss der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten bei Agroscope stieg das landwirtschaftliche Einkommen 2021 gegenüber 2020 um 1,9 Prozent. Es betrug im Mittel 80 700 Franken je Betrieb. Hinter diesem Einkommensanstieg verbirgt sich auf der Ertragsseite eine uneinheitliche Entwicklung.

  • Auf den Märkten für Rindfleisch und Milch herrschte eine hohe Nachfrage bei knappem Angebot. Dies liess die Preise ansteigen, was bei nahezu stabil gebliebenen Produktionsmengen zu höheren Erträgen führte.
  • Sowohl die Eier- als auch die Geflügelfleischproduktion nahmen zu, weil Geflügelprodukte aus Schweizer Herkunft zunehmend gefragt waren. Diese Produktionsausdehnung führte zu höheren Erträgen.
  • Auf dem Schweinemarkt liess ein Überangebot die Preise stark sinken, was die Erträge aus der Schweinehaltung verringerte.
  • 2021 war ein Extremwetterjahr. Spätfröste, übermässige Regenmengen und Hagel wirkten sich negativ auf den Pflanzenbau aus. Sowohl im Acker- und Futterbau, als auch im Obst-, Wein- und Gemüsebau waren quantitativ und qualitativ schlechtere Ernten und somit tiefere Erträge die Folgen dieser schwierigen Witterungsbedingungen.
  • Die Direktzahlungen pro Betrieb nahmen leicht zu, weil sich der Strukturwandel hin zu flächenmässig grösseren Betrieben fortsetzte.

Gesamthaft überwogen auf der Ertragsseite die positiven Effekte insbesondere aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung der Milch- und Rindfleischproduktion. Da insgesamt die Erträge leicht anstiegen und die Aufwände stabil blieben, nahm das landwirtschaftliche Einkommen um 1,9 Prozent zu.

Jede Familienarbeitskraft verdiente im Durchschnitt 59 800 Franken

Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb arbeiteten 2021 durchschnittlich 1,35 familieneigene Arbeitskräfte (-0,1 Prozent gegenüber 2020). Dazu zählen unter anderem der/die Betriebsleitende und allfällige auf dem Betrieb arbeitende Verwandte wie Ehepartner/in, Eltern oder Kinder im Erwerbsalter. Der landwirtschaftliche Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft (Vollzeit-Äquivalent) stieg 2021 gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt aller Betriebe um 2,0 Prozent auf 59 800 Franken. In der Talregion stieg der Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft auf 76 600 Franken (+1,9%). In der Hügelregion nahm er um 3,0 Prozent auf 54 600 Franken und in der Bergregion um 2,1 Prozent auf 43 100 Franken zu.

Das Gesamteinkommen pro Haushalt betrug 111 300 Franken

Agroscope berechnet ebenfalls das durchschnittliche jährliche Gesamteinkommen eines landwirtschaftlichen Haushalts. Es setzt sich aus dem landwirtschaftlichen und dem ausserlandwirtschaftlichen Einkommen zusammen. Letzteres wird ausserhalb der landwirtschaftlichen Tätigkeit erzielt (z.B. Anstellung in der Industrie). Im Gegensatz zum landwirtschaftlichen Einkommen wird das Gesamteinkommen nur für Einzelunternehmen ohne Betriebsgemeinschaften erhoben. Das ausserlandwirtschaftliche Einkommen stieg 2021 gegenüber dem Vorjahr um 2,3 Prozent auf 34 500 Franken pro landwirtschaftlichen Haushalt. Das Gesamteinkommen erhöhte sich ebenfalls um 2,3 Prozent auf 111 300 Franken.

Mehr Details finden Sie im Anhang dieser Medienmitteilung (Infografik und Publikation «Agroscope Transfer»).

Wichtige Information zum Publikationszeitpunkt ab 2023

Um die Teilnahme der Landwirtschaftsbetriebe an der Stichprobe der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten (ZA-BH) zu erhöhen, wird Agroscope ab 2023 die Abgabefrist für die Buchhaltungsabschlüsse um einige Wochen nach hinten verschieben. Dies hat zur Folge, dass die Publikation der Ergebnisse der ZA-BH des Vorjahres zukünftig in der zweiten Hälfte des Monats November des laufenden Jahres erfolgen wird.

Die Buchhaltungsdaten von Agroscope sind eine wichtige Quelle für die Erstellung der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung (LGR) des Bundesamtes für Statistik (BFS). Das BFS und Agroscope veröffentlichen die beiden Statistiken zeitgleich. Daher wird auch das BFS ab 2023 die Publikation der LGR des laufenden Jahres auf die zweite Novemberhälfte verlegen.

Komplementarität mit der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung (LGR) des Bundesamts für Statistik (BFS)

Das Bundesamt für Statistik (BFS) und Agroscope veröffentlichen zum gleichen Zeitpunkt zwei komplementäre Statistiken zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Landwirtschaft. Die Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (LGR) des Bundesamts für Statistik (BFS) ermittelt die makroökonomische Lage auf Ebene Agrarsektor. Die LGR ist eine Synthesestatistik und ermöglicht Anfang Herbst eine erste Schätzung des Ergebnisses des laufenden Jahres. Die Ergebnisse der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten (ZA-BH) von Agroscope präsentieren die mikroökonomischen Verhältnisse für das Vorjahr auf Basis einer zufälligen Stichprobe von Landwirtschaftsbetrieben und deren Buchhaltungen.

Detailliertere Erklärungen zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den beiden Statistiken entnehmen Sie bitte der Veröffentlichung zu den beiden Barometern der Schweizer Landwirtschaft.


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Pierrick Jan
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