Leta Semadenis Werk neu im Schweizerischen Literaturarchiv

Bern, 22.09.2022 - Das Schweizerische Literaturarchiv der Schweizerischen Nationalbibliothek hat das literarische Archiv der Autorin Leta Semadeni (*1944) übernommen. Wie einige Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus dem rätoromanischen Sprachraum schreibt sie in rätoromanischer und in deutscher Sprache. Die übernommenen Werke und Materialien umfassen Gedichtentwürfe, Arbeitsbücher, verschiedene Romanfassungen, eine Pressedokumentation, Publikumsbriefe, Auszeichnungen sowie einzelne Zeichnungen und Collagen.

Diesen Sommer übernahm das Schweizerische Literaturarchiv (SLA) von der vielseitig aktiven Autorin Leta Semadeni (*1944) ihr literarisches Archiv. Die gesammelten Werke und Materialien mit Gedichtentwürfen, Arbeitsbüchern und verschiedenen Romanfassungen umfassen das bisherige literarische Schaffen. Die Pressedokumentation, Publikumsbriefe und Auszeichnungen verweisen auf die breite Anerkennung, die Leta Semadeni ab 2000 für ihre Gedichtbände – darunter die Anthologie In mia vita da vuolp – In meinem Leben als Fuchs (2010 und 2017) – und für die beiden Romane Tamangur (2015) und Amur, grosser Fluss (2022) entgegennehmen konnte. Mit einzelnen Zeichnungen und Collagen finden sich in Semadenis Archiv auch Beispiele aus ihrem bildnerischen Schaffen.

Lyrikerin in zwei Sprachen und Prosaautorin

Wie eine ganze Reihe von Schriftstellerinnen und Schriftstellern aus dem rätoromanischen Sprachraum schreibt auch die sprachgewandte pensionierte Sprachlehrerin Leta Semadeni in rätoromanischer und in deutscher Sprache. Für das hin und her zwischen den beiden so unterschiedlichen Sprachen fand sie ihr individuelles Instrumentarium. Die Prosatexte erscheinen ausschliesslich auf Deutsch.

Erst ab 2000 wurde Semadeni breit rezipiert. Sie fand Eingang in zeitgenössische Anthologien und erhielt den Schweizer Literaturpreis (2016) sowie andere Auszeichnungen. Mehrere ihrer Werke wurden ins Italienische, Französische, Spanische und Russische übertragen.

Der Werdegang einer schreibenden Frau

Das Archiv von Leta Semadeni ist nach jenem von Margarita Uffer Gangale das zweite einer rätoromanischen Autorin, das in die Bestände des SLA einging. Semadenis vielseitiges Werk zwischen Kinderbüchern, Lyrik, Prosa und künstlerischer Tätigkeit zeigt einen unkonventionellen Werdegang. Besonders auffällig sind die sich über die Jahrzehnte verändernden Lesereaktionen auf ihr Schreiben: Während ihre experimentellen und eigenwilligen Gedichte vorerst auf wenig Anklang gestossen waren, erfuhr Semadeni danach das Glück der späten Anerkennung. Besonders augenfällig wird dies am Beispiel der in der SJW-Reihe mit Illustrationen von Madlaina Janett erschienenen Sammlung Tulpen – Tulipanas (2019): Für die vor Jahrzehnten abgelehnten Gedichte wurde die Autorin im Jahr 2020 mit dem Josef-Guggenmos-Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet.

 

Das Schweizerische Literaturarchiv gehört zur Schweizerischen Nationalbibliothek und wurde 1991 auf Anstoss von Friedrich Dürrenmatt gegründet. Es betreut zahlreiche literarische Nachlässe, Archive und Autorenbibliotheken des 20. und 21. Jahrhunderts.

Die Schweizerische Nationalbibliothek sammelt Helvetica – Texte, Bilder und Töne der Schweiz – und sichert mit ihren Sammlungen das kollektive Gedächtnis der Schweiz. In Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ermöglicht sie einen breiten Zugang zum kulturellen Erbe des Landes. Als zentrale Gedächtnisinstitution schlägt die Nationalbibliothek eine Brücke von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft. Sie spiegelt dabei die Vielfalt sowie die Mehrsprachigkeit des Landes und fördert Gemeinschaft und Innovation.

 


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