Nur eine durchmischte Stadt ist eine lebendige Stadt

Freiburg, 09.09.2022 - Rede von Bundesrat Alain Berset anlässlich der Eröffnung der Versammlung der Städteinitiative Sozialpolitik in Freiburg. Es gilt das gesprochene Wort.

Les quartiers sont les clés de la cohésion. Mais ils sont plus que ça. Car ils montrent aussi comment se porte la cohésion sociale. Si le quartier reflète la réalité sociale, il est souvent plus homogène que la société en général.

Nous connaissons tous la situation qui prévaut dans les villes: une ségrégation rampante par quartier, une géographisation de la richesse – avec les plus aisés qui habitent les quartiers attrayants des centres-villes alors que les plus pauvres sont repoussés à l’extérieur des villes et font la navette entre leur domicile et leur lieu de travail. Certes, ces disparités ne sont pas aussi criantes ici que dans beaucoup d’autres pays. Mais ne nous leurrons pas: la Suisse ne fait pas exception. Et l’inflation va encore de renforcer ces disparités.

Mais alors pourquoi les villes sont-elles aujourd’hui si attrayantes? Parce qu’elles sont les pivots de l’économie. Et je ne parle pas seulement de Genève et Zurich. Ce constat s’applique aussi à beaucoup d’autres villes suisses.

Les villes sont des lieux de résidence prisés. Elles attirent les talents les plus divers. Mais aussi les idées et les innovations. Elles offrent des places de travail. Mais aussi de la culture, du divertissement et une qualité de vie.

Or la ville comme lieu de créativité et de diversité, de surprise et de mixité culturelle – ce qui caractérise l’urbanité en somme – semble aujourd’hui menacée. Ou, pour aller encore plus loin: les grandes villes risquent de perdre leur caractère urbain.

La sociologue Saskia Sassen a ainsi formulé ce «paradoxe»: «Une ville dépend tout autant d’une large classe moyenne que d’une forte base de travailleurs situés au bas de l’échelle des salaires. Eboueurs, personnel de vente, policiers ou infirmières: si ces personnes ne peuvent plus se permettre de vivre en ville, leur exode menace son urbanité.»

La désurbanisation est aussi le fait des élites mondialisées, qui se retranchent dans leurs quartiers résidentiels protégés. Alors que ces élites tissent des liens entre elles dans le monde entier, elles ne participent quasiment plus à la vie urbaine locale. La Suisse ne doit pas en arriver là. Cela causerait un affaiblissement social, politique et culturel de notre pays.

Nous avons besoin des villes. En tant que sismographes des évolutions sociales, moteurs de l’économie, laboratoires de l’innovation et théâtre des nouvelles perspectives et de l’empathie sociale.

Seule une ville mixte est une ville innovante. Et une ville vivante, où les gens habitent et veulent élever leurs enfants. Où la population la plus diverse se sent bien. What is the city but the people? Un constat que Shakespeare a exprimé – et condensé mieux que personne, prouvant qu’avant de devenir urbanistique, la densification a bel et bien été un concept littéraire.

Je vielfältiger unsere Gesellschaften werden desto wichtiger ist eine Baukultur von hoher Qualität, die den vielfältigen Bedürfnissen der Menschen Rechnung trägt, seien es kulturelle, ästhetische, soziale oder psychologische Bedürfnisse.

In den letzten Jahrzehnten wurde leider viel gebaut, das dieser Qualität nicht genügt. Beim Bauen müssen wir längere Zeiträume in den Blick nehmen: Schätzungen zufolge werden im Jahr 2045 rund 10 Millionen Menschen in der Schweiz leben.

Wachsende Bevölkerungszahlen und eine zunehmende Zersiedelung der Landschaft erfordern einen genauen Blick auf unseren gemeinsamen Lebensraum. Das betrifft die Stadt ganz besonders, denn die Siedlungsentwicklung muss vor allem nach innen gehen. Eine hohe Baukultur ist entscheidend für eine lebendige, durchmischte Stadt, in der wir uns wohlfühlen. Baukultur ist auch Sozialpolitik.

Wie setzt sich die Bevölkerung in den Städten zusammen? Das ist heute eine hoch politische Frage. Mehr noch: Es ist ein Aspekt der vielleicht wichtigsten sozialen Frage des 21. Jahrhunderts: der Wohnungsfrage. Wohin wir gegenwärtig schauen, ob nach Holland, nach Grossbritannien, nach Deutschland oder in die USA: Überall explodieren in den grossen Agglomerationen die Immobilienpreise. Das Wohnen wird für breite Schichten der Bevölkerung zu einem noch grösseren Problem.

Es ist deshalb wichtig, dass wir faire Löhne und soziale Sicherheit im umfassenden Sinne mit der Urbanisierungs-Debatte verknüpfen. Eine Politik der Inklusion, der gerechten Lebenschancen, der sozialen Sicherheit: Sie ist das Fundament der Schweiz.

Es ist doch eigentlich klar: Je besser die Lebens- und Bildungschancen der Bevölkerung sind, desto besser für die Wirtschafts- und Innovationskraft. Und je stärker die Stellung der Frau im Arbeitsmarkt, desto stärker die wirtschaftliche Leistung. Die wirtschaftlich schwächsten Länder der Welt sind auch Länder, in denen das Patriarchat immer noch allmächtig – und der Staat häufig ohnmächtig ist.

Länder, in denen Arm und Reich allzu sehr auseinanderdriften, schwächen sich selbst. Trotzdem erleben wir diese verheerende Entwicklung seit Jahrzehnten. Bis heute, trotz aller Mahnungen, dass dies sozial nicht nachhaltig sein könne.

Das zum Teil prekäre Leben in den strukturschwachen Regionen etwa im britischen Norden, im deutschen Osten oder in Frankreich ausserhalb der urbanen Grossräume wurde und wird zu wenig ernst genommen.

Das sollte uns eine Warnung sein, auch wenn die föderalistische Schweiz mit ihrem Finanzausgleich und ihren sozialen Sicherungssystemen vergleichsweise gut dasteht. Aber Errungenschaften müssen verteidigt werden, sie sind bekanntlich nie in Stein gemeisselt.

Was bedeutet Inklusion? Inklusion bedeutet, dass wir den gesellschaftlichen und regionalen Zusammenhalt nicht nur wortreich beschwören, sondern als ständige Aufgabe begreifen. Dass wir unseren Erfolg als Land daran messen, wie es den Schwächeren geht. Dass wir nicht zulassen, dass sich Menschen abgehängt fühlen. Dass wir nicht zulassen, dass ich bei uns Parallelgesellschaften bilden.

Das sind gewaltige Aufgaben, die wir im aufgeklärten Eigeninteresse anpacken müssen. Von der Wohnungsfrage bis zur Armutsbekämpfung. Von der Lohngleichheit von Frau und Mann über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie den Schutz vor Diskriminierung bis zu bezahlbaren Gesundheitskosten, anständigen Arbeitsbedingungen und angemessenen Löhnen.

Wir alle wollen eine Schweiz, in der auch die wirtschaftlich Schwächeren ein gutes Leben haben. In der auch sie in den attraktiven Städten wohnen können. Wir alle wollen eine Schweiz, die zusammenhält und sich nicht auseinanderdividieren lässt.

Die Stabilität und der Wohlstand der Schweiz verdankt sich nicht Individuen oder Einzelgruppen. Der Erfolg der Schweiz ist der Erfolg der ganzen Gesellschaft.


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