Ehemaliges Munitionslager Mitholz: Kostenprognose für die Räumung liegt vor

Bern, 22.08.2022 - Die Planungsarbeiten für die Räumung des ehemaligen Munitionslagers Mitholz sind weiter fortgeschritten. In den letzten Monaten wurden die Planungen in den Teilprojekten konkretisiert. Damit lassen sich die Kosten für die Räumung aktuell auf rund 1,5 Milliarden Franken schätzen; hinzu kommen Beträge für Risiken und Teuerung. Mit einer umfassenden Räumung der Munitionsrückstände im gesamten Talboden werden die Grundlagen für eine sichere und attraktive Zukunft für Mitholz geschaffen. Um die Freisetzung von Schadstoffen während der Räumung zu verhindern, werden zum Schutz der Umwelt umfangreiche Massnahmen geplant. Das VBS hat heute die Bevölkerung über den Stand der Arbeiten informiert.

Seit der letzten Information an die Bevölkerung hat das VBS die Planung in den Teilprojekten weiter konkretisiert. Dazu gehört auch die Ausarbeitung der Massnahmen zum Schutz der Umwelt und dem Schutz vor Naturgefahren. Mit den rund 3500 Bruttotonnen Munitionsrückständen im verschütteten Bahnstollen, in den Felsklüften und im Schuttkegel vor der Anlage besteht in Mitholz ein grosses Schadstoffpotenzial, da Munition Schwermetalle wie Quecksilber, Blei, Zink und Antimon enthält. Das Gesteinsmaterial im Bahnstollen ist aufgrund der zahlreichen Explosionen und Brände beim Ereignis 1947 mit Munitionsrückständen durchsetzt. Materialproben zeigen, dass es dort zu Belastungen des Gesteins durch Schwermetalle und Sprengstoffrückstände kommt. Auch in den Klüften über dem Bahnstollen sowie im Schuttkegel vor der Anlage wurden bei ersten Untersuchungen Schadstoffbelastungen festgestellt.

1947 waren bei den tagelangen Explosionen, Bränden und Verschüttungen Munition und Trümmerteile über den gesamten Talboden geschleudert worden. Einzelne Bodenproben in den Baustellenbereichen der Nationalstrasse, der Bahngalerie sowie bei den geplanten Projektinfrastrukturen weisen eine Belastung des Bodenmaterials auf. Zur Ermittlung der Schadstoffkonzentration sind weitere Untersuchungen und Analysen erforderlich. Aus diesem Grund wird auch die aktuelle Schadstoffkonzentration auf der Fläche im Talboden und insbesondere in den Auswurfbereichen der damaligen Explosion mittels Bodenanalysen untersucht.

Umweltschutzmassnahmen und Schutz vor Naturgefahren

Die Räumung wird so geplant, dass eine Belastung der Umwelt durch die Sprengstoffrückstände, Schwermetalle und Brandrückstände verhindert wird. Daher werden die umfangreichen Bauarbeiten und Materialbewegungen für den Abbau der Fluh und zur Vorbereitung der Räumung und der Schutzbauten nicht nur von Sicherheitsmassnahmen gegen die Explosionsgefahr begleitet. Ebenfalls müssen Massnahmen getroffen werden, damit keine Sprengstoffrückstände und Schadstoffe aus den Bränden und Explosionen in die Umwelt gelangen. So wird der Räumstellenbereich zum Beispiel mit einer Leichtbauhalle vor Witterungseinflüssen geschützt. Für die Realisierung der Arbeiten wird auch eine sorgfältige Prüfung und Behandlung des Abbaumaterials notwendig sein. Bei den Arbeiten müssen grosse Mengen von potenziell belastetem Gestein laufend analysiert, triagiert und entsprechend behandelt, gereinigt und deponiert oder entsorgt werden. Hierzu sind mit der weiteren Planung detaillierte Materialbewirtschaftungskonzepte zu erstellen. Unter anderem mit einem umfassenden Wassermonitoring wird die Wirksamkeit aller Massnahmen permanent überwacht.

Um die Räumung sicher durchzuführen, müssen die Räumstelle sowie die weiteren Infrastrukturen vor Naturgefahren wie zum Beispiel Steinschlag oder Hochwasser geschützt werden. Diese Massnahmen werden so angelegt, dass eine langfristige Verbesserung der Naturgefahrensituation erreicht werden kann.

Insgesamt stellen der Schutz vor Naturgefahren und der Schutz vor Umweltbelastungen für das Projekt einen wesentlichen Bereich dar. In der Kostenprognose sind für die Materialbewirtschaftung, die Beseitigung der Schadstoffe, für Schutzmassnahmen gegen Naturgefahren und weitere Massnahmen im Bereich Umwelt Kosten von rund einer Viertelmilliarde Franken eingerechnet.

Umfassende Räumung im gesamten Talboden

Bei der Räumung werden nicht nur die Munitionsrückstände im verschütteten Bahnstollen vor den Kavernen beseitigt, von wo die grössten Explosions- und Umweltgefahren ausgehen. Sondern der Räumperimeter wurde auf den gesamten Auswurfbereich des Explosionsunglücks 1947 ausgeweitet. Mit dieser umfassenden Räumung der Munitionsrückstände im gesamten Talboden will das VBS die Grundlagen für eine sichere und attraktive Zukunft für Mitholz schaffen.

Verpflichtungskredit von voraussichtlich rund 2,5 Milliarden Franken

Mit der weiteren Konkretisierung der Planungen lassen sich nun auch die Kosten schätzen. Gemäss der aktuellen Prognose werden sich die Kosten der Räumung aktuell auf rund 1,5 Milliarden Franken belaufen. Dem Parlament wird jedoch ein Verpflichtungskredit von voraussichtlich rund 2,5 Milliarden Franken zur Genehmigung unterbreitet werden. In diesem werden Zuschläge für Projektrisiken enthalten sein, da weiterhin Unsicherheiten zur genauen Lage, zum Zustand sowie zur Menge der Munitionsrückstände und den anspruchsvollen geologischen und hydrologischen Verhältnissen bestehen. Daneben wird der Verpflichtungskredit auch die Teuerung über die lange Projektdauer von rund 25 Jahren enthalten. Die gesamte Kostenplanung wird noch einer externen Überprüfung unterzogen. Die genauen Beträge werden mit der Botschaft zum Verpflichtungskredit feststehen, die der Bundesrat voraussichtlich bis Ende 2022 zuhanden des Parlamentes verabschieden wird.

In Mitholz sind bereits seit dem Sommer bauliche Aktivitäten im Gang. Es finden Untersuchungen für verschiedene planerische Vorarbeiten und Vorbereitungen für die Erstellung der Schutzbauten statt. Die Plangenehmigung für die Sicherheits- und Vorbereitungsmassnahmen aus dem Militärischen Plangenehmigungsverfahren 2021 wird in den kommenden Wochen erteilt, so dass auch hier die Arbeiten gestartet werden können.


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