Lötschberg-Basistunnel: Vorbereitungen für die Inbetriebnahme laufen auf Hochtouren

Bern, 07.12.2006 - Die Arbeiten im Lötschberg-Basistunnel sind auf Kurs. Seit einer Woche fahren die Testzüge auf der ganzen Basisstrecke, und die Vorbereitungen für die kommerzielle Inbetriebnahme des Bauwerks im Dezember 2007 laufen auf Hochtouren. Mit der Inbetriebnahme des Tunnels wird die Bahn ab zwei Dritteln der Ortschaften nördlich der Alpen die schnellste Verbindung ins Wallis anbieten. An einer gemeinsamen Medienorientierung haben das Bundesamt für Verkehr, die BLS AlpTransit AG, die BLS AG und die SBB AG über den Stand der Arbeiten informiert.

In gut einem Jahr, am 9. Dezember 2007, wird der Vollbetrieb auf der Lötschberg-Basislinie aufgenommen. Die Arbeiten für die Inbetriebnahme sind auf Kurs. Die vier hauptbeteiligten Organisationen – das Bundesamt für Verkehr (BAV) als Besteller, die BLS AlpTransit AG als Erstellerin, die BLS AG als Betreiberin und die SBB als Systemführerin für das ugsicherungssystem ETCS – arbeiten mit vereinten Kräften auf dieses Ziel hin. BAV-Direktor Max Friedli stellt mit Befriedigung fest, „dass trotz unterschiedlicher Rollen alle Beteiligten am gleichen Strick und in die gleiche Richtung ziehen“. Letzte Woche erteilte das BAV die Freigabeverfügung für elektrische Versuchsfahrten im ganzen Basistunnel einschliesslich der Anschlussstrecken im Norden und Süden. Damit liegen drei der insgesamt sechs für den fahrplanmässigen Vollbetrieb erforderlichen Bewilligungen vor. Es folgen noch die Freigabe für den operativen Probebetrieb der BLS AG Mitte März 2007, die Betriebsbewilligung für die Lötschberg-Basislinie am 14. Juni 2007 und abschliessend die Freigabe für den kommerziellen Betrieb im Dezember 2007.

Peter Teuscher, Vorsitzender der Geschäftsleitung der BLS AlpTransit AG, informierte über die verbleibenden Arbeiten im Basistunnel, nachdem der Rohbau und die Hauptarbeiten an der bahntechnischen Ausrüstung bereits abgeschlossen sind. Bis zur Übergabe des Bauwerks an die BLS AG als Betreiberin im Juni 2007 steht ein intensiver Versuchsbetrieb im Vordergrund. In mehreren tausend Testfahrten müssen die Funktionstüchtigkeit, die Verlässlichkeit und die Verfügbarkeit der eingebauten Anlagen nachgewiesen werden. Im Verlaufe der Tests werden einzelne Züge bis auf 280 km/h beschleunigen, um Fahrleitung und Fahrbahn bei hoher Beanspruchung zu testen. Im Januar/Februar 2007 finden die Prüfungen des Gesamtsystems statt. Dabei werden verschiedene Ereignisszenarien durchgespielt und erstmals werden dann mehrere Züge hintereinander durch den Tunnel verkehren

Umfassende Risikoanalyse

In einer umfangreichen Risikobeurteilung hatten das BAV, die BLS AlpTransit AG, die BLS AG und die SBB AG zuvor geprüft, ob sämtliche für den Betrieb relevanten Elemente für den Vollbetrieb ab Dezember 2007 zur Verfügung stehen. Untersucht wurden die Infrastrukturanlagen des Basistunnels, aber auch die Zufahrtsstrecken, das Signalisierungssystem, die Energieversorgung, das Rollmaterial und die Bereitschaft des Betreibers. Trotz noch vorhandener Risiken hat die Beurteilung gezeigt, dass der Lötschberg-Basistunnel ab Fahrplanwechsel 2007 im geplanten Vollbetrieb starten kann. „Es gibt noch viel zu tun, aber das Ziel rückt in greifbare Nähe“, meint Teuscher. „Wir sind stolz darauf, das dem Volk gemachte Versprechen von 1998 einzuhalten und das Bauwerk im Juni 2007 termingerecht an die BLS AG zum Betrieb zu übergeben.“

Als zukünftige Betreiberin ist die BLS AG für den reibungslosen Bahnbetrieb im Basistunnel sowie für den Unterhalt der Infrastruktur und die Intervention und Rettung im Ereignisfall zuständig. Die BLS regelt den Netzzugang und ist zusammen mit der SBB verantwortlich für die Trassenreservierung und das Erstellen des Fahrplans. Gemäss Mathias Tromp, Direktor der BLS AG, sind die entsprechenden Vorbereitungsarbeiten bereits weit fortgeschritten und auf gutem Weg. „Die Betriebsführung sowie die Erhaltungs- und Interventionsorganisation werden auf die Eröffnung hin zur Verfügung stehen“. Die dispositive Betriebsführung der gesamten Lötschberg-Achse südlich von Gümligen bis Domodossola sowie des übrigen BLS-Streckennetzes erfolgt ab Frühling 2007 von der Betriebszentrale in Spiez aus. Die grösste betriebliche Herausforderung stellt laut Tromp der 21 km lange Einspurabschnitt im Basistunnel ohne Kreuzungsmöglichkeiten dar. Dies erfordert eine besonders präzise Fahrplanerstellung und führt zu einer sehr hohen Streckenauslastung mit geringer Verspätungstoleranz. Deshalb setzt die BLS zusammen mit der SBB und den Nachbarbahnen alles daran, dass die Züge im Zulauf auf den Basistunnel pünktlich sind. Um einen reibungslosen Betrieb zu garantieren, übt die BLS AG in den nächsten Monaten das komplexe Zusammenspiel von Mensch und Technik ein. Ab dem 15. März werden in einem operativen Probebetrieb die Arbeitsprozesse und Schnittstellen in den Bereichen Betriebsführung, Erhaltung und Störungsintervention überprüft.

Ab der Eröffnung des Basistunnels am 16. Juni 2007 werden dann die technischen Systeme ertüchtigt und das Lok-, Zugbegleitungs- und Betriebsführungspersonal geschult. Während dieser Zeit werden bereits kommerzielle Güterzüge und einzelne Personenzüge des internationalen Fernverkehrs (ohne Halt zwischen Spiez und Brig) auf der neuen Basisstrecke verkehren

Deutlich schneller im Wallis

Der Lötschberg-Basistunnel wurde mit dem elektronischen Zugsicherungssystem ETCS Level 2 ausgestattet. Auf der ganzen Basisstrecke kommen keine optischen Signale mehr zum Einsatz, sondern die Befehle werden dem Lokführer via Funk direkt auf das Display im Führerstand der Lokomotive übermittelt. Gemäss Hansjörg Hess, Leiter Infrastruktur und Mitglied der SBB-Geschäftsleitung, wird das System mit der Eröffnung des Tunnel bereit stehen. Dazu beigetragen haben die Erfahrungen, die die SBB mit der Einführung des System auf der Neubaustrecke Mattstetten–Rothrist mit ETCS sammeln konnten und können. „Mit jedem Trassenkilometer steigt unsere Erfahrung mit dem komplexen System“, so Hess.
Auch die Zufahrten sind ein wichtiger Bestandteil eines erfolgreichen Betriebskonzeptes. Im neuen Knotenbahnhof Visp wird seit Jahren intensiv gebaut und das für einen stabilen Bahnbetrieb so wichtige dritte Gleis zwischen Ostermundigen und Gümligen geht dieser Woche in Betrieb. Ein geplantes drittes Gleis zwischen Rütti und Zollikofen wird ab 2011 dazu beitragen, die wachsende Zahl des S-Bahn- und Güterverkehrs im Raum Bern und Richtung Oberland noch pünktlicher abzuwickeln.

Mit der Eröffnung des Basistunnels rücken das Wallis und das Schweizer Mittelland näher zusammen. Bei rund einem Viertel der Verbindungen ab den 17 grösseren Städten zwischen Genf und St. Gallen nach den sechs grösseren Orten im Wallis kommt es zu einem Reisezeitgewinn von mindestens einer Stunde, auf einem weiteren Drittel der Routen reisen die Bahnkunden künftig mehr als 30 Minuten schneller ins Wallis. Bei zwei Dritteln der Verbindungen wird die Bahn nach der Inbetriebnahme des Basistunnels durch den Lötschberg das schnellere Verkehrsmittel ins Wallis sein.


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