Spin Day 2022

Bern, 23.06.2022 - Grussbotschaft Bundesrätin Simonetta Sommaruga, 23.06.2022, Dübendorf

(es gilt das gesprochene Wort)

Sehr geehrter Herr Nationalrat

Geschätzte Vertreterinnen und Vertreter aus der Wissenschaft und Wirtschaft, aus Politik und Verwaltung

Meine Damen und Herren

Ich bin klimafreundlich angereist, mit dem Zug, und ich werde anschliessend klimafreundlich weiterreisen, mit dem Elektroauto. Es freut mich sehr, dass das Elektroauto inzwischen nichts Besonderes mehr ist. Die Elektromobilität in unserem Land boomt. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres war jedes vierte Fahrzeug, das in der Schweiz neu auf den Markt kam, ein Steckerfahrzeug. Tendenz steigend. Das ist eine gute Nachricht für den Klimaschutz.

Ich sage dies nach einem Frühling, der bei uns manchmal so heiss war wie der Hochsommer in Südeuropa – und die Fortsetzung erleben wir dieser Tage mit erneut überdurchschnittlich hohen Temperaturen. Einmal mehr wird uns bewusst: Die Klimaerwärmung schreitet voran, und es ist dringlich, dass wir rasch und wirksam dagegen vorgehen. Und zwar gemeinsam und ausnahmslos in allen Bereichen.

Daher bin ich froh über die heutige Veranstaltung. Hier, im Innovationspark Dübendorf, wo findige Köpfe an der Welt von morgen arbeiten. Sie, geschätzte Anwesende, engagieren sich ganz konkret für den Klimaschutz. Und dies in einem ebenso umstrittenen wie anspruchsvollen Sektor: Dem Luftverkehr.

Bertrand Piccard hat gezeigt: Fliegen nur mit der Kraft der Sonne ist möglich.

Sie doppeln nach und zeigen ebenfalls: Fliegen mit der Kraft der Sonne ist möglich, aber nicht nur mit Solarpanels, die auf dem Flugzeug sind, sondern mit Sonne, die im Flugzeug drinnen ist – im Tank, in Form von synthetischem Treibstoff, der mit Sonnenenergie hergestellt wurde. Einige von Ihnen haben geforscht und so grosse Fortschritte gemacht, dass heute Schlüsseltechnologien für eine klimafreundlichere Mobilität vorliegen. Denn mit erneuerbaren Treibstoffen reduzieren wir unsere Abhängigkeit vom Kerosin und von anderen fossilen Ressourcen und vermindern damit die CO2-Emissionen deutlich.

Nun geht es darum, diese Technologien weiter zu entwickeln und einzusetzen. Wir brauchen mehr synthetische Treibstoffe, und zwar hergestellt mit erneuerbarer Energie. Und wir müssen sie konkret einsetzen – damit sie in einem Flugzeug bald so normal werden wie heute Strom in einem Auto.

Der Bundesrat will, dass es bei dieser Entwicklung rasch vorwärtsgeht, und er schlägt deshalb im neuen CO2-Gesetz vor, erneuerbare Flugtreibstoffe zu fördern:

  • Er will innovative Firmen jährlich mit 25 bis 30 Millionen Franken unterstützen, die Demonstrationsanlagen zur Herstellung von erneuerbaren synthetischen Flugtreibstoffen realisieren. Der Bundesrat möchte damit die Schweiz als Land der Forschung, Entwicklung und Innovation stärken.
  • Ausserdem sieht das revidierte CO2-Gesetz eine Pflicht vor, dem in der Schweiz getankten Kerosin erneuerbare Flugtreibstoffe beizumischen. Diese Beimischquote soll bis 2050 stetig wachsen. Dies in Einklang mit den Bestimmungen in der EU. Mit dem Gesetz würden also Absatzmärkte für die erneuerbaren Treibstoffe geschaffen – ebenso wie klare Rahmenbedingungen und Planungs- und Investitionssicherheit.

Ich bin überzeugt: Diese Leitplanken werden dazu beitragen, dass Ihre Branchen bei uns und im Ausland weiterwachsen können – und dieser klare Rahmen wird auch die Luftfahrt in ihrem Ziel unterstützen, bis 2050 klimaneutral zu werden. Für dieses Bekenntnis möchte ich der Branche herzlich danken. Sie nimmt ihre Verantwortung wahr. Das ist ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz.

Auch der Strassenverkehr kann mit erneuerbaren Treibstoffen klimafreundlicher werden. Daher freue ich mich, dass heute auch Fachleute anwesend sind, welche sich auf diesem Feld engagieren. Der Bundesrat hat auch hierzu einen Vorschlag ins neue CO2-Gesetz aufgenommen: Neu sollen die Treibstoffimporteure direkt verpflichtet werden erneuerbare Treibstoffe zu verkaufen und damit die Emissionen aus dem Strassenverkehr um 5-10 Prozent zu senken.

Natürlich höre ich sie schon, die Skeptiker, die fragen, woher denn der Strom kommen soll, den es braucht, um diese synthetischen Treibstoffe herzustellen. Meine Antwort ist klar: Für diesen Strom werden wir die erneuerbaren Energien massiv ausbauen, vor allem die Sonnenenergie und die Wasserkraft.

Die Weichen sind gestellt:

  • Der Bundesrat hat ein Gesetz für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien verabschiedet. Es sieht zusätzliche Mittel für den Ausbau der Speicherwasserkraft vor, sowie ein Pflichtlager für Winterstrom und den Ausbau der erneuerbaren Energien.
  • Die Photovoltaik boomt: Noch nie war der Ausbau so stark wie 2020. Beim Zubau pro Kopf lag die Schweiz in Europa auf Rang 5. Bereits heute erzeugen wir mit der Sonne so viel Strom wie früher das AKW Mühleberg produziert hat.
  • Und diese Entwicklung wird mit Sicherheit anhalten: Mit dem Krieg in der Ukraine wollen die Menschen bei uns erst recht wegkommen von den fossilen Energien, sie wollen unabhängig von ihnen werden – und das wird gelingen mit der Sonne, die für uns alle scheint, und zwar gratis!
  • Und auch die Wasserkraft wird uns in Zukunft zusätzlichen Strom liefern. Der Bund hat zusammen mit den Kantonen, der Energiewirtschaft und den Umweltverbänden 15 Wasserkraft-Projekte benannt, die vielversprechend sind – vor allem für den Winter – und die sich umweltfreundlich realisieren lassen.

Meine Damen und Herren

Wenn wir die erneuerbaren Energien ausbauen, verbrauchen wir weniger Öl, Gas und Kohle.

Und wenn wir auf synthetische Treibstoffe setzen, verbrauchen wir weniger fossiles Kerosin.

Weniger fossile Energien sind der Schlüssel für mehr Klimaschutz.

Mehr Klimaschutz: Das ist das übergeordnete Ziel, das wir entschlossener denn je weiterverfolgen müssen.

Dafür braucht es uns alle – und es braucht Menschen wie Sie, die mit dem Netzwerk SPIN die Kräfte in unserem Land bündeln.

Menschen, die forschen, innovativ sind, die an das vermeintlich Unmögliche glauben, sich nicht beirren lassen; die weitermachen, bis der Durchbruch geschafft ist.

Das ist umso wichtiger, als ich viele Stimmen höre, die immer etwas Anderes wollen. Die schon im Voraus zu glauben wissen, dass genau das nicht funktionieren wird, was gerade zur Debatte steht.

Diese Bedenken lassen Sie hinter sich. Sie zeigen: Wenn sich Pioniere aus Wissenschaft, Industrie und Zivilgesellschaft zusammentun, dann entstehen konkrete Lösungen – und im besten Fall verleihen sie uns sogar Flügel! Diese Perspektive tut gut, und deshalb bin ich heute sehr gerne zu Ihnen gekommen.

Für Ihr Engagement danke ich Ihnen von Herzen – und ich wünsche Ihnen viel Erfolg und eine fruchtbare Tagung!


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