Panorama-Projektion «Hommage 2021 – 50 Jahre Frauenstimm- und Wahlrecht» auf dem Bundesplatz Bern

Bern, 06.08.2021 - Grusswort von Bundesrätin Simonetta Sommaruga

(Es gilt das gesprochene Wort) 

Sehr geehrte Damen und Herren 

Endlich ist er da!
Der Moment, in dem die Frauen auf die Bühne treten. All die Frauen, die im Schatten gestanden sind. Endlich werden sie sichtbar. Ihre Bühne ist heute Abend das Bundeshaus – also das Haus, das für die politische Macht steht.

Ich erinnere mich noch gut, wie ich als Nationalrätin vor knapp 22 Jahren zum ersten Mal das Bundeshaus betrat.

Wenn man ins Bundeshaus hineinkommt, empfangen einem drei Männer: sie sind riesengross, sie sind aus Stein: die drei Eidgenossen. Auch die anderen Statuen im Eingangsbereich  sind Männer.
Erst im Saal des Nationalrates stösst man auf die erste Frauenfigur. Es ist Gertrud Stauffacher, die Frau von Werner Stauffacher, der beim Eingang steht.
Gertrud Stauffacher ist übrigens die einzige weibliche Figur im Bundeshaus, deren Existenz real belegt ist.
Alle anderen Frauenfiguren im Bundeshaus sind nicht real, sondern sie verkörpern etwas. Sie verkörpern die Werte unseres Landes: Wahrheit, Wohltätigkeit, Gerechtigkeit ...
Ich gehe natürlich davon aus, dass man diese Werte nicht nur den Frauen zuschreiben wollte.

Heute Abend aber geht es um reale Frauen. Hunderte von Frauen werden hier erstrahlen. Frauen, die unser Land bewegt haben. Aber weil man nicht über sie geschrieben hat, weil sie nicht in unseren Geschichtsbüchern vorkommen, haben sie faktisch nicht existiert.
Das ändern wir heute Abend.
Und möglich gemacht haben das die Organisatorinnen des Projekts Hommage2021, dank ihrer Hartnäckigkeit und ihrem Einfallsreichtum. An sie geht mein riesengrosser Dank – denn sie geben damit auch uns Frauen und uns allen, die wir heute leben, eine Geschichte – unsere eigene Geschichte.

A propos Hartnäckigkeit: 20 Jahre hat es gedauert, um ein Foto der Bernjurassierin Julie Ryff zu finden!
Julie Ryff war Mitbegründerin und Sekretärin des Frauenkomitees Bern, und sie führte eine Erhebung über die Freiwilligenarbeit von Frauen durch. Die Ergebnisse stellte sie 1896 auf dem ersten Schweizerischen Kongress für Fraueninteressen in Genf vor.
Ihre Erkenntnisse sind übrigens auch heute noch brandaktuell. Gerade der Corona-Pandemie hat uns eindrücklich vor Augen geführt: Ohne die sozialen Leistungen der Frauen – die häufig unbezahlt oder unterbezahlt sind – könnte die Schweiz nicht überleben.
Und heute freuen wir uns. Wir freuen uns über die lebendige, vielfältige Geschichte, die uns präsentiert wird.

Unsere Geschichte besteht ja nicht nur aus Helden mit Hellebarden oder Krawatten, sondern es sind die Szenen aus dem Alltag - auch aus dem Arbeitsalltag der Frauen -, die unser Leben ausmachen, und die wir heute Abend sichtbar machen.

Es sind die Heldinnen des Alltags, die unser Land und unsere Demokratie ausmachen.

Ihnen gebührt unsere Ehre und unser Dank.

Und jetzt: Bühne frei für die Frauen!


Adresse für Rückfragen

Kommunikation UVEK, Tel. +41 58 462 55 11


Herausgeber

Generalsekretariat UVEK
https://www.uvek.admin.ch/uvek/de/home.html

https://www.admin.ch/content/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-84633.html