Deutlicher Rückgang von Treibstoffverbrauch und CO2-Emissionen neuer Personenwagen im Jahr 2020

Bern, 02.07.2021 - Der Fahrzeugmarkt war 2020 stark durch die Covid-Pandemie geprägt: Die Anzahl neu in Verkehr gesetzter Personenwagen lag 24%, die der neuen Lieferwagen 20% unter dem Wert von 2019. Zudem sind 2020 neue CO2-Zielwerte in Kraft getreten. Der durchschnittliche Verbrauch der neu zugelassenen Personenwagen sank gegenüber dem Vorjahr um 7.1% auf 5.74 Liter Benzinäquivalent pro 100 Kilometer. Auch die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Neuwagen lagen mit rund 123.6 Gramm CO2 pro Kilometer deutlich tiefer als im Vorjahr (138.1 g CO2/km). Der seit Anfang 2020 geltende CO2-Zielwert von 95 Gramm pro Kilometer wurde trotz der Abnahme noch nicht erreicht. Bei den Importeuren neuer Personenwagen wurden für die Zielverfehlung Sanktionen von insgesamt rund 132.5 Millionen Franken erhoben (2019: 78.1 Mio. Fr.). Die CO2-Emissionen der neu zugelassenen Lieferwagen und leichten Sattelschlepper, die seit 2020 ebenfalls unter die CO2-Emissionsvorschriften fallen, lagen bei 176.4 Gramm CO2/km (2019: 181.5 g CO2/km). Auch sie verpassten ihren Zielwert von 147 Gramm CO2/km deutlich. Dafür fielen kumuliert rund 15.7 Millionen Franken an Sanktionen an.

2020 wurden rund 238'000 Personenwagen (PW) neu zugelassen, rund 24% weniger als 2019. Der Anteil der elektrischen PW (batterieelektrische Fahrzeuge und Plug-in-Hybride) an der Neuwagenflotte ist 2020 deutlich gestiegen auf 14.4% (2019: 5.6%). Der Anteil der Dieselfahrzeuge ging auf 23.9% zurück (2019: 26.7%).

Die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Neuwagen lagen mit rund 123.6 g CO2 pro Kilometer um 10.5% tiefer als im Vorjahr (2019: 138.1 g CO2/km). Der durchschnittliche Energieverbrauch über alle Antriebsarten, ausgedrückt in Benzineinheiten (Liter Benzinäquivalent pro 100 Kilometer, LBÄ), ging ebenfalls, aber etwas weniger stark, auf 5.74 LBÄ/100 km zurück (Reduktion um 7.1%, 2019: 6.18 LBÄ). Grund dafür ist der gestiegene Anteil der elektrischen Fahrzeuge. Sie verbrauchen zwar auch Energie, stossen aber im elektrischen Betrieb kein CO2 aus. Der Trend in Richtung elektrische Fahrzeuge bleibt bestimmend für die Effizienzentwicklung der gesamten Flotte. Bei den Verbrennerfahrzeugen haben die Verbräuche zwar abgenommen, jedoch in viel geringerem Masse als in der Gesamtflotte (Benzinfahrzeuge: -2.9%, Dieselfahrzeuge: -1.6%). Grund für diesen Rückgang sind unter anderem die stark angestiegenen Zulassungszahlen von Hybridfahrzeugen.

Der Anteil der Allradfahrzeuge ist 2020 erstmals seit 2008 wieder leicht gesunken und betrug 49.8% (2019: 51.3%). Das durchschnittliche Leergewicht der neuen PW ist weiter gestiegen auf 1'738 kg (2019: 1'706 kg), unter anderem durch die zunehmenden Marktanteile der relativ schweren elektrischen Fahrzeuge. Der Energieverbrauch pro 1‘000 kg Fahrzeuggewicht sank auf 3.3 LBÄ/100 km (-8.8%).

Rückgang der Emissionen bei Lieferwagen und leichten Sattelschleppern

Seit 2020 gilt für Lieferwagen und leichte Sattelschlepper (LNF) ein Zielwert von 147 g CO2/km. Im Jahr 2020 wurden rund 27'000 LNF neu zugelassen, rund 20% weniger als 2019. Dieser Rückgang ist einerseits auf die Covid-Pandemie zurückzuführen, andererseits wurden 2019, vor Inkrafttreten der CO2-Zielwerte, viele Inverkehrsetzungen vorgezogen und 2020 die Lagerbestände abgebaut.

In der LNF-Neufahrzeugflotte waren 89.6% Dieselfahrzeuge (2019: 85.2%) und 2.7% (2019: 1.6%) elektrische Fahrzeuge. Auch hier manifestiert sich also der Trend zur Elektrifizierung, wenn auch noch auf deutlich tieferem Niveau als bei den PW. Die durchschnittlichen CO2-Emissionen der neuen LNF lagen 2020 bei 176.4 g CO2/km (2019: 181.5 g CO2/km), der durchschnittliche Verbrauch bei 7.76 LBÄ/100 km (2019: 7.95 LBÄ/100 km). Das durchschnittliche Leergewicht aller neu zugelassenen LNF hat gegenüber 2019 um 2.6% zugenommen und lag bei 2'240 kg (2019: 2'183 kg). Dabei sind die dieselbetriebenen LNF mit 2‘311 kg Leergewicht (2019: 2'272 kg) im Durchschnitt deutlich schwerer als die Benzinfahrzeuge mit 1'521 kg (2019: 1'649 kg). Auch beim CO2-Ausstoss zeigen die beiden Antriebsarten mit 185.3 g CO2/km bei den Dieselfahrzeugen und mit 133.5 g CO2/km bei den Benzinfahrzeugen erhebliche Unterschiede. Im Vorjahr waren beide Antriebsarten mit jeweils 184.7 g CO2/km noch gleichauf. Der CO2-Ausstoss ist 2020 somit bei den Dieselfahrzeugen fast unverändert geblieben, während bei den Benzinern eine signifikante Senkung stattgefunden hat. Dieser Effekt ist vor allem auf den grossen Anteil direktimportierter Benzin-LNF mit hohem CO2-Emissionswert im Jahr 2019 zurückzuführen, deren Anteil 2020 stark gesunken ist.

Vollzugsresultate der CO2-Emissionsvorschriften für neue Fahrzeuge

Sowohl die PW- als auch die LNF-Gesamtflotte haben 2020 ihren Zielwert deutlich verfehlt. Bei den PW lagen die durchschnittlichen CO2-Emissionen bei 123.6 g CO2/km, bei den LNF bei 176.4 g CO2/km und somit je fast 30 Gramm über dem Zielwert. Allerdings gibt es für die neuen Zielwerte bis Ende 2022 eine Übergangsphase mit gewissen einführenden Erleichterungen: Im Jahr 2020 wurden für die Berechnung der durchschnittlichen CO2-Emissionen der Importeursflotten nur jene 85 Prozent der Fahrzeuge mit den tiefsten Emissionen berücksichtigt. Weiter wurden Fahrzeuge mit CO2-Emissionen von weniger als 50 g CO2/km doppelt angerechnet.

Die im Rahmen der CO2-Emissionsvorschriften überprüften 238'300 Personenwagen verteilten sich auf 76 Grossimporteure mit 237'800 Personenwagen und auf rund 500 Personenwagen von Kleinimporteuren. Bei den LNF wurden rund 27'000 Neuwagen auf ihre Zielerreichung überprüft, darunter waren rund 100 Fahrzeuge von Kleinimporteuren.

Sanktionssumme und Vollzugsaufwand 2020

Die 2020 erhobenen Sanktionen belaufen sich auf insgesamt rund 132.5 Millionen Franken aus dem Vollzug der Vorschriften für Personenwagen und rund 15.7 Millionen Franken aus dem Vollzug der Vorschriften für Lieferwagen und leichte Sattelschlepper. Dem gesamten Sanktionsertrag stehen Vollzugskosten von rund 1.5 Millionen Franken (2019: 1.5 Mio. Fr.) gegenüber. Insgesamt resultiert damit für 2020 ein Nettoertrag von rund 146.7 Millionen Franken (2019: 76.7 Mio. Fr.). Dieser Betrag wird in Abhängigkeit der Anzahl Fahrzeugzulassungen auf die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein aufgeteilt (Anteil Fürstentum Liechtenstein: 1 Million Franken, 2019: 457'000 Fr.). Der Schweizer Nettoertrag aus dem Vollzugsjahr 2020 beträgt 145.7 Millionen Franken und wird dem Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds NAF zugewiesen.

Die schweizerische Energieeffizienzverordnung (EnEV, Art. 11) verlangt die jährliche Erfassung und Auswertung des Energieverbrauchs der neuen Personenwagen in der Schweiz. Die CO2-Emissionsvorschriften für neue Personenwagen werden seit Mitte 2012 gemäss CO2-Gesetz und CO2-Verordnung vom Bundesamt für Energie in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strassen umgesetzt. Per Anfang 2020 ist auch für neue Lieferwagen und leichte Sattelschlepper ein CO2-Zielwert in Kraft getreten. Ab 2021 gelten aufgrund des neu eingeführten WLTP-Messverfahrens äquivalente Zielwerte zu den bisherigen Vorgaben (PW: 118 g/km statt 95 g/km, Lieferwagen und leichte Sattelschlepper: 186 g/km statt 147 g/km).


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